Eine Rückkehr in die Schweiz schliessen wir aus heutiger Sicht aus!
17.06.2025 AadorfDen dritten Lebensabschnitt verbringen der langjährige Aadorfer Mesmer Richard Bähler und seine Frau Gaby in der Ferne. 2016 wanderten die beiden Abenteurer nach Thailand aus. Aadorf ist nun ihre Feriendestination.
Der Entschluss, sich zwei Jahre vor der ...
Den dritten Lebensabschnitt verbringen der langjährige Aadorfer Mesmer Richard Bähler und seine Frau Gaby in der Ferne. 2016 wanderten die beiden Abenteurer nach Thailand aus. Aadorf ist nun ihre Feriendestination.
Der Entschluss, sich zwei Jahre vor der ordentlichen Pensionierung in den Ruhestand zu begeben, sei anlässlich seines 30-Jahr-Jubiläums als Mesmer in der Kirchgemeinde Aadorf-Aawangen gefallen. Wovon «Ruhestand» ein zu grosses Wort für die zwei fröhlichen Protagonisten ist. «Wir wollten auch im dritten Lebensabschnitt noch etwas erleben, in die Ferne schweifen und etwas ganz Neues in Angriff nehmen», erzählt Richi Bähler. Auf den Seychellen hätten sie gespürt, wie wohl ihnen das Klima und die Wärme tut. Ein TV-Bericht über die Seniorenresidenz «Lotuswell Resort», die der Aadorfer Cornelius Steger vor vielen Jahren aufgebaut hat, führte dazu, dass die beiden in Hua-Hin erst einmal Ferien verbrachten. Schnell sei klar gewesen, dass dieser Ort ihren dritten Lebensabschnitt darstellen sollte. So wanderten die beiden unerschrockenen Aadorfer 2016 nach Thailand aus.
Authentische Herzlichkeit
Richi und Gaby Bähler bereuen ihren Entschluss keinen Augenblick. «Wir sind Schweizer Rentner unter vielen im Resort, leben in einer schönen Blockwohnung mit Blick ins Grüne, in eine prächtige Gartenanlage. Mit einer wunderbaren Infrastruktur, alles, was es braucht, um altersgerecht zu leben. Unser Schweizerdeutsch verlernen wir nicht, denn Dreiviertel der Pensionäre kommt aus der Schweiz, der Rest aus Deutschland», erzählen sie. «9’000 Kilometer weg von der alten Heimat treffen wir einen Mitbewohner in der Anlage – wobei es sich um einen bisher unbekannten Cousin von Richi handelt», erzählt Gaby Bähler. Genauso, wie es die Bählers geniessen, mit Gleichsprachigen innerhalb des Resorts in Kontakt zu kommen, pflegen und wertschätzen sie auch den Kontakt zur einheimischen Bevölkerung, die sehr bescheiden lebt und wohnt. «Wir unterstützen eine Familie mit zwei Kindern, deren Vater seine Arbeit als LKW-Fahrer verloren hat. Unser kleiner finanzieller Zustupf führte dazu, dass seine Frau sich einen kleinen Früchtestand anschaffen konnte. Hier ist eine wunderschöne Freundschaft entstanden», betont Gaby, die sich zuerst daran gewöhnen musste, spontan von der thailändischen Bevölkerung umarmt zu werden. Das unterscheide sich von der Schweiz, wo viele ihren Weg gehen, ohne den Mitmenschen überhaupt zu bemerken, meint sie nachdenklich. Jeden Morgen, wenn Richi durch den internen Hotelkanal schwimmt, begibt sich Gaby auf ihren Morgenspaziergang. Die Begegnungen mit Einheimischen möchte sie nicht missen. «Wenn diese mich einmal zwei bis drei Tage nicht sehen, machen sie sich Sorgen. Dies, obwohl sie mich nicht gut kennen, das ist besonders eindrücklich», meint Gaby, die sich mit viel Hingabe um Strassenhunde kümmert.
Cervelats und Käsefondue
Heimweh nach der Schweiz kommt nie auf, es gibt Schweizer Bäckereien sowie Metzgereien, vom Käsefondue über den Cervelat bis zur Bratwurst bekommt man alles in unmittelbarer Nähe. In kleinen Restaurants in der Nähe lassen sie sich gerne verwöhnen, meistens jedoch mit einheimischem Essen, lachen die optimistischen Wahl-Thailänder. Ein grosses Hobby sind ihre zwei Motorräder, eine Honda PCX «Poschti-Töffli» und eine Ducati Multistrada, mit welcher sie grössere Touren auf vielfach fast leeren Landstrassen unternehmen. Strassenschilder sehe man nicht viel, und wenn, halten sich wenige daran. «Der MotoGP in Thailand ist ein erklärtes Besucherziel von uns», lachen sie.
Ein würdevoller Abschied
Beim Tod eines Menschen kommt in Thailand offiziell ein Teil der Asche ins Meer, der andere Teil bekommen die Hinterbliebenen. Auch grössere Abdankungen in Tempeln mit mehreren Mönchen sei möglich, nur sei das ziemlich teuer. Eine würdevolle Abdankung sei auch in der Seniorenresidenz selbst möglich, berichten Bählers. Ein sogenannter Totenbaum, idyllisch inmitten blühender Blumen und Sträucher gelegen, dient als letzte Ruhestätte für Bewohnende. In einer kleinen Zeremonie findet eine würdevolle Abdankung statt. «Aufgrund der guten Infrastruktur im Resort muss man sich um nichts Sorgen machen. Es ist für alles gesorgt, wenn man Hilfeleistungen braucht, bekommt man diese. Wer will, kann im eigenen Restaurant essen und auch an verschiedenen Anlässen teilnehmen», meinen die ausgewanderten Aadorfer.
Krankenkasse das grösste Problem
Auf die medizinische Versorgung in Thailand angesprochen, meint Richi Bähler, da sei man sehr gut aufgestellt. «In Hua-Hin gibt es drei Spitäler, viele Ärzte und Zahnärzte, alle sehr viel kostengünstiger als in der Schweiz. Arztbesuche laufen jedoch nicht über die Krankenkasse, das muss selbst bezahlt werden», betont er. Gaby Bähler schwärmt von 3-D-Bildern, von Richis Zahnarztbesuch, alles hochmodern und preisgünstig . Dennoch sei das Thema Krankenkasse bei der Auswanderung der schwierigste Punkt gewesen, betont Richi. «Wer sich in der Schweiz abmeldet, verliert automatisch die Krankenkasse. Diese werden in Thailand von privaten Unternehmen geführt, werden somit nicht vom Staat unterstützt. Die richtige Krankenkasse zu finden, wird somit zur Herkulesaufgabe. Hat man Vorerkrankungen, werden diese ausgeschlossen oder man wird erst gar nicht aufgenommen», berichten die Auswanderer.
Ein neues Heimatgefühl
Beim kürzlichen Aufenthalt in der alten Heimat seien sie überrascht worden vom Aadorfer Bauboom. Alles sei so verbaut, mit wenig Grünflächen. Das sei eine echte Umstellung für sie. Hier könnten sie nicht mehr leben, meinen die beiden. In die Ferien kommen sie nur, wenn spezielle Ereignisse anstehen. So im Jahr 2023 anlässlich des 70. Geburtstags von Richi, der ins gleiche Jahr fiel wie der 40-zigste des Sohnes. Auch für den letzten Ferienaufenthalt der Bählers in diesem Mai gibt es einen Grund, nämlich der 40-zigste Geburtstag der Tochter sowie das im Oktober anstehende 70. Wiegenfest von Gaby. Bereits sind sie wieder zurück in ihrer Wahlheimat, wo sich die beiden seit neun Jahren zuhause fühlen. «Hier haben wir alles, was wir brauchen. Wir wollen das Leben geniessen, eine Rückkehr in die Schweiz schliessen wir aus heutiger Sicht aus», betonen die beiden. Wenn man in ihre zufriedenen und glücklichen Gesichter schaut, kann man das gut verstehen.
CHRISTINA AVANZINI