Eine historische Reise: Schule einst und heute
13.07.2024 ElggFür den dritten diesjährigen Öffnungstag des Heimatmuseums Elgg hat sich der Vorstand wiederum etwas Besonderes einfallen lassen. «Schule einst und heute» hiess das Thema der Spezialausstellung vom letzten Sonntag.
Mit der Schule sind wir ja alle ...
Für den dritten diesjährigen Öffnungstag des Heimatmuseums Elgg hat sich der Vorstand wiederum etwas Besonderes einfallen lassen. «Schule einst und heute» hiess das Thema der Spezialausstellung vom letzten Sonntag.
Mit der Schule sind wir ja alle irgendwie verbunden. Und so interessierte das Thema der Sonderausstellung des Monats Juli im Heimatmuseum denn auch viele Besucherinnen und Besucher. Sie wurden am letzten Sonntag durch Präsidentin Renate Katterbach herzlich begrüsst.
Christoph Ziegler, Vorstandsmitglied des Museumsvereins und seit 35 Jahren Sekundarlehrer in Elgg, führte sodann durch die Historie der Elgger Schulen. In einem lebhaften, aufschlussreichen Referat zeigte er die wechselvolle Geschichte der Schulgebäude und die Veränderungen in der Pädagogik auf. So existierte in Elgg bereits Ende des 15. Jahrhunderts eine Schule, die stark mit der Kirche verbunden war. 1596 entstand das Schulhaus nördlich der Kirche (heutiges Kirchgemeindehaus). Zwei Lehrer (Lehrerinnen gab es noch keine) unterrichteten dort gut 100 Kinder auf Deutsch und Latein.
In die Schule gehen zu können, war damals ein Privileg. Lehrer war kein eigentlicher Beruf und zudem schlecht besoldet, sodass sie Nebenämter wie Feuerschauer oder Steuereintreiber ausüben mussten. Ab 1624 stellten die Familien Peter aus Schneit/Zünikon die meisten Lehrer. So ging die Schule halb offiziell halb freiwillig durch die Jahrhunderte. 1778 wurde die «Repetierschule», eine Vorläuferin der Sekundaschule, eingeführt und jeweils sonntags nach der Kirche abgehalten. Die alte Gemeindekanzlei, und ehemaliges Schützenhaus, beim Obertor diente von 1833 bis 1891 als Sekundarschulhaus. 1890 wurde das Primarschulhaus (heutiges Gemeindehaus) für 100’000 Franken gebaut und 1910 konnte das Sekundarschulhaus (240’000 Franken) mit Turnhalle, als erste Sekundarschule in Winterthur-Land, eingeweiht werden. 1911 folgte der Kindergarten in der Gerbe. 1950 unterrichteten fünf Lehrpersonen rund 225 Primarschüler. Heute sind es 20 bis 25 Schülerinnen pro Klasse, und die Anzahl der Lehrpersonen hat sich deutlich gesteigert. 1959 entstand der erste Trakt des Primarschulhauses Im See. Zuvor mussten die 7. und 8. Klassen zwischenzeitlich in der «Krone» Schule halten. 1965 erhielt die Sekundaschule im Ritschberg ihren ersten Erweiterungstrakt.
Auch die allgemeine Pädagogik hat sich seit Pestalozzi (1746-1827) stark verändert. Der sagte: «Durch Erziehung wird man ein sittlicher Mensch.» Später propagierte A.S. Neill (1883-1973) die antiautoritäre Erziehung und meinte: «Es gibt kein problematisches Kind, es gibt nur problematische Eltern.» Heute wird nebst traditionellen Schulbüchern mit elektronischen Medien gearbeitet, und dabei individuell und integrativ Schule gegeben.
Informativer Rundgang
Zu bestaunen gab es viele Klassenfotos, auf denen sich die eine oder der andere wohl wiedererkannte. Auch die legendären Kindergärtnerinnen Tante Hanna und Schwester Berta lebten wieder auf. Dokumente, Fest- und Einweihungsschriften lagen zum Schmökern bereit. Ein Aufsatzbuch der Sekundarschule aus den 1960er-Jahren, sozusagen ein «Reinheft» in sehr schöner Handschrift geschrieben, zog die Aufmerksamkeit auf sich.
Anziehungspunkte waren die alte Schulbank mit Federhalter, Tintenfass und -lappen, Schiefertafel und daneben als augenfälliger Kontrast der heutige Schultisch mit modernen Lehrmitteln wie Computer und iPad, aber immer auch noch gedruckten Schulbüchern. In der nostalgischen Schulbank konnten die Besucherinnen im wahrsten Sinne des Wortes «zur Feder greifen» und mit Federhalter und Tinte versuchen – natürlich in «Schnürlischrift» – einen Satz zu schreiben, was sich als recht tückisch erwies. Und wie bei einem Lehrer fast nicht zu vermeiden, «mussten» respektive durften die Zuhörenden noch eine kleine Prüfung über das zuvor Vernommene ablegen. Die Antworten mussten allerdings mittels des Profax-Gerätes gegeben werden. Ehemaligen Schülern der 1970er- und 1980er-Jahre war dieses Lerngerät wohl noch vertraut, anderen wurde es gut erklärt.
Alles in allem: Eine sehr gelungene Sonderschau, wo man in Erinnerungen schwelgen, sich austauschen, Fragen stellen, Geschichte(n) nachlesen konnte und bestens über die Elgger Schulen der Jahrhunderte informiert wurde.
HEDI LUTZ