Eine Erfolgsgeschichte
11.10.2022 AadorfÜber ein Jahrzehnt ist es her, als Paul Lüthi den alles entscheidenden Schups in Richtung Selbstständigkeit bekam. Nach 25 Jahren Anstellung im selben Betrieb erhielt er die Kündigung – ein Umstand, der ihn zum intensiven nach- und umdenken veranlasste. Der umtriebige elektrofachmann erinnerte sich an seine ehemaligen «Stifte», zu denen er ein äusserst freundschaftliches Verhältnis pflegte. Bei einem lockeren und gemütlichen Feierabendbier im Januar 2012 erzählte er seinen Jungs von der doch etwas gewagten Idee, sich gemeinsam selbstständig zu machen.
Für den Grundgedanken waren auch Guido Zehnder, Thomas Lehner und Peter Eberhard sofort Feuer und Flamme, doch blieb natürlich eine gewisse Vorsicht, schliesslich waren sie ja keine jungen, unabhängigen Wilden mehr, sondern gestandene Familienväter mit Verpflichtungen und Verantwortung. Dennoch war der Entscheid schnell gefällt, das Unternehmen mit dem Namen Zellcom – bestehend aus den Anfangsbuchstaben der vier Geschäftsinhaber – gegründet und per 30. April 2012 im Handelsregister eingetragen. Da ausser Lüthi alle noch in bestehenden Arbeitsverhältnissen steckten, wurde der operative Start auf den 2. August 2012 festgesetzt.
Knapp ein Jahr später durften bereits die ersten beiden Lernenden begrüsst werden. Mittlerweile schlossen deren sechs die Lehre erfolgreich ab. Nicht nur die Auftragsbücher wurden schnell voller, auch der Mitarbeiterbestand erhöhte sich kontinuierlich. Mittlerweile zählt die Firma nebst den Inhabern zehn ausgebildete Elektroinstallateure, drei Lernende, zwei Teilzeitstellen in der Administration und drei solche in der Reinigung. Die Geschäftsleitung darf zudem mit Stolz verkünden, dass vier Mitarbeiter über eine höhere Fachprüfung verfügen.
Eine gute Vernetzung hilft
«Aller Anfang ist schwer», heisst es doch im Volksmund und in den meisten Fällen bewahrheitet sich diese Weisheit im Alltag. Nicht so im Falle der Gründung der Zellcom AG. Von Beginn weg war die Auftragslage überdurchschnittlich gut, wobei bestimmt auch half, dass Lehner, Eberhard und Zehnder zuvor im Raum Aadorf arbeiteten, viele potenzielle Kunden kannten und sie für das Unternehmen gewinnen konnten. Rückblickend dürfen die vier dankbar resümieren, dass ihnen von Beginn weg bis heute nie grössere Stolpersteine in den Weg gelegt wurden. Das einzige «Problem», das sie in all den Jahren kannten, war und ist der omnipräsente Fachkräftemangel. Zu viel Arbeit und zu wenig Personal – das zog sich beinahe wie ein roter Faden durch die ganze bisherige Zeit hindurch.
Auch am Nachwuchs hapert es je länger je mehr – die Ausbildung zum Elektroinstallateur EFZ ist anspruchsvoll und setzt ein gutes Sek-E-Zeugnis voraus. Die vielen Lehrabbrüche in der Branche untermauern diese Tatsache leider auf tragische Art und Weise. Zudem zeigte sich in den vergangenen Jahren eine weitere, unglückliche Entwicklung: Ausbildungen, bei denen man sich «dreckig» macht, sind immer seltener gefragt. Junge, ausgelernte Berufsleute werden heutzutage zudem schnell von branchenverwandten Firmen abgezogen, die mehr Anreiz bei weniger körperlicher Arbeit bieten.
«Mittlerweile finden sich kaum noch Schnupperlehrlinge», so Lüthi. Auf die Lehrstellenausschreibungen habe sich seit April gerade einmal ein Interessent gemeldet. Meist müssten sie warten, bis die ersten Jugendlichen Absagen von den Wunschjobs erhalten haben, denn dann sei allenfalls ihr Angebot wieder lukrativ. Dabei sei es so ein abwechslungsreicher und toller Beruf. Alle vier bestätigen einstimmig, dass sie ihre Arbeit nach wie vor sehr gerne ausüben. Ihr Tätigkeitsgebiet ist und bleibe stets interessant, die Technik verändere sich laufend und rasant.
Mitarbeit an bisher rund 700 Objekten
«Grundsätzlich machen wir alles, was mit Strom zu tun hat», entgegnete Lüthi auf die Frage nach den Kernkompetenzen der Zellcom. Über 100 Referenzobjekte von Neubauten aller Art über Um-, Gewerbe- und öffentliche Bauten (Schulhäuser) sowie Industrieanlagen, Hallen- und Schwimmbäder, Pool- und Reitanlagen zeugen vom breiten Repertoire der versierten Technikfachleute. An circa 700 Objekten hätten sie in den letzten zehn Jahren mitgearbeitet, vorwiegend im Raum Wil-Winterthur-Frauenfeld, aber auch in der übrigen Schweiz und sogar bis nach Stuttgart hätten sie schon Aufträge geführt.
Aktuell beschäftigen sie sich vorwiegend mit Anbindungen von Photovoltaikanlagen, Wärmepumpen und E-Mobility – in Zeiten des medial omnipräsenten Klimawandels und der Restriktionen durch Corona und den Ukraine-Krieg absolut nachvollziehbar. Aber auch Netzwerkinstallationen, der weitläufige Bereich der Kommunikation sowie die stetig beliebtere Gebäude-Automation sorgen für volle Auftragsbücher. Was der Laie, beziehungsweise der Privatkunde vielleicht weniger kennt, sich aber nicht minder spannend anhört, ist der Bereich Technikkabinen. Ebensolche für Eisenbahnen werden mehrheitlich von der einheimischen Firma Kifa produziert, welche bei Anschlüssen und Technik auf die Fachkompetenz der Zellcom vertraut.
Aus dieser Kooperation entstand auch einer der speziellsten Einsätze des vergangenen Jahrzehnts: Guido Zehnder durfte mit einer Kifa-Kabine per Eisenbahn in den Furkatunnel einfahren, abends die letzten Anschlüsse bei der Matterhorn-Gotthard-Bahn anpassen und nachts mit dem letzten Werkzeug den Tunnel wieder verlassen. Ein weiteres Highlight der zehnjährigen Erfolgsgeschichte ist selbstredend die Tatsache, dass die Firma in all den Jahren keine grösseren Unfälle zu beklagen hatte.
Gerüstet für die nächsten zehn Jahre
Die Zukunftsprognosen betreffend Stromverfügbarkeit und -preisen dämpfen natürlich auch ein bisschen die Euphorie der Zellcom-Helden. Dennoch wollen sie fest daran glauben, dass ihr heute top aufgestelltes Unternehmen auch in zehn Jahren am Markt tief verankert ist. Wie sich dieser entwickelt, sei jedoch schwer einzuschätzen, so Lüthi. Ein Stromsupergau würde natürlich auch ihnen per sofort den Stecker ziehen – jedoch würde dies wohl auch kaum ein anderer Betrieb längerfristig überstehen. Stand heute ist die Firma äusserst gut ausgelastet; diesen besonderen Erfolg verdanken sie natürlich ihrem immensen Know-how, ihrer effizienten und sauberen Arbeitsausführung, den fairen Preisen und dem Umsetzen von Kundenwünschen. Einzigartig in der Branche ist hingegen, dass alle vier Inhaber direkt an der Front zusammen mit ihren Mitarbeitern arbeiten. Lüthi, Zehnder, Lehner und Eberhard sind nah am Kunden und Mitarbeiter. Sie kennen die Sorgen und Nöte, aber auch die Wünsche und Hoffnungen ihrer Angestellten und Klienten und können so direkt, schnell und unbürokratisch reagieren.
An dieser Stelle möchte sich die Zellcom AG bei all ihren Kunden, Partnern, Mitarbeitern sowie allen Handwerkern und «Büezern» herzlich für die fruchtbare und wohlwollende Zusammenarbeit, die langjährige Treue und das geschätzte Vertrauen bedanken – auf weitere, erfolgreiche zehn Jahre, denn nur gemeinsam sind wir stark!
KARIN POMPEO