Ein Oscar zum Abschluss des Musicals «Zäme gahts besser»
22.02.2024 Wittenwil, RegionWas in Los Angeles möglich ist, geht auch in Matzingen. Für grosse Emotionen ist kein Flug über den Atlantik nötig: Am Ende der dritten und letzten Vorstellung des Familienmusicals bekam die Wittenwiler Hauptdarstellerin, Regisseurin und Hauptverantwortliche in ...
Was in Los Angeles möglich ist, geht auch in Matzingen. Für grosse Emotionen ist kein Flug über den Atlantik nötig: Am Ende der dritten und letzten Vorstellung des Familienmusicals bekam die Wittenwiler Hauptdarstellerin, Regisseurin und Hauptverantwortliche in Personalunion von ihrer Familie einen Oscar überreicht.
Eine sichtlich gerührte und etwas um Worte ringende Sarah Utzinger stand am Sonntagabend inmitten aller Mitwirkenden und umarmt von ihrer kleinen Tochter auf der Bühne. In den Händen hielt sie eine Oscarfigur. Überreicht hatte ihr den Award ihr Mann Andreas, der ihr damit für die immense Arbeit, die in den drei gelungenen Aufführungen steckte, dankte. Wohl nicht nur in seinem Namen, sondern auch all jener, die auf oder hinter der Bühne zum Gelingen beigetragen hatten und nicht zuletzt der 650 Gäste, die eine der komplett ausgebuchten Vorstellungen besucht hatten.
Für den gesanglichen Rahmen sorgte der bunt gemischte Chariété-Chor – zum Beispiel aus Mitgliedern des Männerchors Wängi, Damenchors Kurzdorf Frauenfeld und gemischten Chors Häuslenen-Aawangen. Die «Grossen» wurden vom Kinderchor, den Singkids aus Wängi, begleitet. So standen insgesamt über 50 grosse und kleine Sängerinnen und Sänger im Rampenlicht. Mit ihnen die drei Hauptdarstellerinnen: der Prinz, der Erzähler und eine Tänzerin aus der Region Murtensee, die einzelne Szenen mit ihrem ausdrucksstarken Tanz untermalte. Im Hintergrund zogen diverse Techniker für Requisiten, Ton, Licht und Informatik die Fäden und sorgten für einen einwandfreien Ablauf.
Freundschaften geben ein Zuhause
Die Geschichte, die Utzinger in ihrem Musical erzählte, handelte vom Anderssein, von Ausgrenzung und Freundschaften, die aller Dasein erst lebenswert machen. Protagonistin ist die junge Belle. Wenn ihre Nase nicht gerade in einem Buch steckte, träumte sie von der grossen weiten Welt. In ihrem Heimatdorf wurde sie deswegen belächelt und ausgeschlossen, da sie angeblich «anders» sei und sich nicht mit den begrenzten Möglichkeiten des Dorflebens begnügen wollte.
Voller Hoffnung begab sich Belle auf die Reise ihres Lebens. Dabei lernte sie zum einen, sich selbst zu mögen und akzeptieren; zum anderen durch die beiden Mädchen Lou und Sofia (gespielt durch Lydia Utzinger und Isabella Schmid, beide aus Wittenwil), das Geschenk echter Freundschaft. Sie sah die Welt plötzlich mit ganz anderen Augen und erkannte die Schönheit der wesentlichen Dinge. Nach der Pause fragte Erzähler Urs Fuchs in den Saal, welches denn grosse Träume seien? «Reisen» oder «gesund bleiben» waren zwei der Antworten. Das Wichtigste sei, dass man an seinen Träumen festhalte und sie nie aus den Augen lasse. Damit leitete er über zum wohl letzten Wunsch Belles, den sie nach dem Erlebten und ihren Erfahrungen fern der Heimat noch hatte: den Einen, Richtigen zu finden. Ein Unterfangen, das in der Geschichte etwas schneller und problemloser klappte, als dies im echten Leben oft der Fall ist.
Wie von Zauberhand betrat der schöngewandete Prinz (Andreas Utzinger) die Bühne, kniete vor Belle nieder und begleitete sie schliesslich nach Hause. Zurück im kleinen Dorf wurde die Heimkehrerin erst misstrauisch beäugt. Als aber Sofia und Lou in die Runde fragten, warum man denn eigentlich über andere lachen würde, nur weil sie etwas anders seien – «Wir würden gescheiter zusammenhalten, voneinander lernen und gemeinsam Neues entdecken» – war das Eis gebrochen und Belle wurde mit dem Prinzen und ihren beiden Freundinnen herzlich willkommen geheissen.
Normal ist doch, dass alle verschieden sind
Urs Fuchs legte den Zuschauenden ans Herz, sich immer vor Augen zu halten, dass jeder und jede etwas ganz Besonderes, Einmaliges sei. Man sollte an den Träumen festhalten und nicht zulassen, dass sie einem durch jemanden weggenommen würden. «Steht immer zu euch selbst, zu eurer Familie und den Freunden – denn zusammen geht es immer am besten.» Diesem Statement folgte das Lied «We‘re all in this together» als lautstarke Bestätigung.
Für den Besuch der Vorstellungen wurde zwar kein Eintritt erhoben, dafür um eine Spende zugunsten zweier sozialer Projekte gebeten. Zum einen wird die Stiftung Hofacker unterstützt, die sich für erwachsene Menschen mit geistigen oder körperlichen Beeinträchtigungen engagiert, zum anderen profitieren wirtschaftlich und sozial benachteiligte Kinder und Jugendliche durch die Organisation Rokj, die deren nachhaltige Integration in die Gesellschaft unterstützt. Moderator Urs Fuchs betonte, dass der Erlös sowohl aus der Kollekte wie auch vom Getränke- und Snackangebot zu 100 Prozent in die beiden Projekte fliesse. «Alles, was wir einnehmen, jeder Rappen, wird vollumfänglich gespendet.»
Nach den Dankesworten und der namentlichen Erwähnung einiger Mitwirkenden, folgte zum Abschluss, womit niemand gerechnet hatte, am wenigsten wohl Sarah Utzinger: Ihr Mann Andreas griff nach dem Mikrofon und überreichte seiner überraschten Frau nach einer kurzen Rede eine goldene Oscarfigur. Eine verdiente Würdigung mit Emotionen, die echter nicht sein konnten.
MARIANNE BURGENER