Ein Markt der vielen Wege und noch mehr Eindrücke
17.05.2025 ElggElggs Eröffnungsmarkt begeisterte mit Vielfalt, Atmosphäre und kleinen Kuriositäten. Der Zusammenschluss zweier Märkte sorgte für ein einmaliges Erlebnis – das es so wohl lange nicht mehr geben wird.
Beeindruckend war es – und zwar in ...
Elggs Eröffnungsmarkt begeisterte mit Vielfalt, Atmosphäre und kleinen Kuriositäten. Der Zusammenschluss zweier Märkte sorgte für ein einmaliges Erlebnis – das es so wohl lange nicht mehr geben wird.
Beeindruckend war es – und zwar in mehrfacher Hinsicht. Was die Heimatschutzvereinigung Elgg auf die Beine gestellt hat für ihren Eröffnungsmarkt, verdient ein dickes Lob. Und ebenso, was das OK des Grossen Umzugs 2025 – kurz «GrUm’25» – an Ständen und Attraktionen sowohl für den Jahrmarkt als auch für den Mittelaltermarkt gewinnen konnte. Es war eine Vielfalt, wie man sie in Elgg nicht alle Tage – oder besser gesagt: wohl Jahrzehnte – erlebt.
Denn dieser Markt war in vielerlei Hinsicht einmalig. Der traditionelle Eröffnungsmarkt der Heimatschutzvereinigung am Muttertagwochenende fiel mit dem grossen GrUm-Festwochenende zusammen – und so wurden kurzerhand zwei Märkte vereint: Eröffnungsmarkt, Jahrmarkt und Mittelaltermarkt verschmolzen zu einem Grossanlass, wie er in dieser Form kaum je stattfindet. Und wohl auch lange nicht mehr stattfinden wird.
Orientierungslosigkeit mit Charme
Wer sich am Samstagvormittag durch die Marktgassen bewegte, brauchte einerseits Zeit, andererseits ein gutes Orientierungssystem – oder die Bereitschaft, sich einfach ein bisschen treiben zu lassen. Denn der Markt war weitläufig, überraschend weitläufig sogar. Zwischen Lindenplatz, Meisenplatz, Obergasse, Breite-Parkplatz, äusserer Obergasse und Obertor erstreckte sich das zunehmende bunte Treiben.
Diese ungewohnte Grosszügigkeit in der Anordnung hatte ihren ganz eigenen Reiz. Man verlor sich nicht nur leicht geografisch, sondern auch emotional – zwischen Kaffeestube und Kunsthandwerk, zwischen Schifflischaukel und Seifenduft, zwischen Mittelalterflair und Edelweisshemden-Charme.
Am Samstagvormittag war es, vor allem im Schatten, noch recht frisch. Umso wohltuender war da ein Besuch in der Kaffeestube, dieses Mal geführt vom Verein der «Züri-Elgger», die ausnahmsweise unter einem Zelt- statt unter dem Blätterdach der Linde stattfand. Bei den Züri-Elggern schmeckte der Kaffee wunderbar und er wurde auch liebevoll serviert, originell mit zwei Zürcher Tirggeln gereicht und voller Gastfreundschaft. Da wurde einem gleich warm ums Herz.
Marktvielfalt trifft Alltagstauglichkeit
Ein besonderes Highlight war – wie immer beim Eröffnungsmarkt – die Vielfalt an frischen Produkten; vor allem Gemüse, aber auch Käse, Fleisch, Backwaren sowie weiteren Lebensmitteln. Die Auswahl war grossartig, die Präsentation liebevoll und einladend. Schade nur, dass sich viele Besuchende – selbst sonst treue Käuferinnen und Käufer – zurückhalten mussten. Denn wer aktiv am Fest beteiligt war, was auf ganz, ganz viele zutraf, konnte und wollte nicht mit vollen Taschen und Frischprodukten durch die Gassen streifen, in der Festbeiz sitzen oder beim Umzug mitlaufen. Sorry, liebe Marktfahrerinnen und Marktfahrer, beim nächsten Mal schlagen wir dafür doppelt zu!
Ein ganz spezieller Marktmoment ergab sich kurz nach 11 Uhr: Der erste grosse Umzug des Wochenendes setzte sich in Bewegung – und plötzlich waren Eröffnungsmarkt inklusive Kaffeestube wie leergefegt. Für einen Moment hatte man das Gefühl, der Markt sei wie eingefroren – doch eine halbe Stunde später kehrte das pulsierende Leben zurück.
Zwischen Kakerlaken und Arvenkugeln
Das Marktgeschehen war ein Wechselspiel aus Altbewährtem und Skurrilem – so etwa das Kakerlakenrennen an einem ganz besonderen Mittelalterstand. Ja, Sie haben richtig gelesen: echte, erstaunlich grosse, um nicht zu sagen leicht furchteinflössende Kakerlaken krabbelten dort über eine eigens angefertigte Rennbahn. Drei Taler konnte man setzen auf die Favoritin. Die Marktfrau versicherte stolz, dass sie die einzige in der Schweiz sei, die ein solches Spektakel anbiete. Das glaubt man ihr unbesehen und man wünscht ihr weiterhin unerschrockene Kundschaft und flinke Käfer.
Amüsant war auch die Parallelität der Themen, wie sie eben nur ein echter Markt hervorbringen kann: Nur wenige Meter Luftlinie vom Kakerlakenrennen entfernt, in der Obergasse, wurden Arvenkugeln feilgeboten – bekannt dafür, auf natürliche Weise Ungeziefer fernzuhalten. Ein Experiment, die beiden Marktstände zusammenzubringen, blieb aus – vielleicht auch besser so. Man stelle sich vor, die Kugeln hätten gewirkt. Da wären womöglich noch Wetten rückgängig gemacht worden.
Ob Handwerkskunst, kulinarische Entdeckungen, musikalische Darbietungen oder einfach das Beobachten der bunt gemischten Besucherschaft: der einzigartige «Marktmix» bot für alle etwas. Und wer mit Kindern unterwegs war, fand auch viele kleine Wunder zu entdecken: Kerzengiessen, alte Stoffdrucktechniken, Lederwaren, Schmiedekunst, Karussell und viele Gelegenheiten zum Staunen.
Der Tag wurde mit jeder Stunde wärmer – im Wetter wie in der Stimmung. Die Menschen kamen ins Gespräch, lachten, probierten, tauschten sich aus. Es war ein Markt zum Entdecken, mit Begegnungen, mit Geschichte und Geschichten.
Und wer jetzt ein bisschen wehmütig wird, weil das nächste solche Grossereignis wohl eine Weile auf sich warten lässt, darf sich mit der Aussicht auf einen grossartigen Anlass trösten:
Am Samstag, 21. Juni, steht schon das nächste Markthighlight auf dem Programm; der beliebte Kinderflohmarkt nämlich. Ein Fixstern im Elgger Marktkalender, auf den sich grosse und kleine Schatzsucherinnen und Krämerseelen ganz besonders freuen dürfen.
STEPHANIE HUGENTOBLER
Weitere Impressionen unter: www.grum25.ch