Ein letztes Projekt für die Versorgungssicherheit

  18.06.2022 Hagenbuch

Nach fast 20 Jahren im Gemeinderat ist Schluss. Mit einem letzten Wasserprojekt, aufgegleist dank eines Traums, verabschiedet sich Bernhard Peter aus dem Gemeinderat. Im Interview blickt er zudem zurück auf die fünf Amtsperioden.

Das bisher autonome Hagenstal kann nun in die Wasserversorgung Hagenbuchs aufgenommen werden. Bisher hatte der Weiler ein eigenes Reservoir mit zwei Quellen, die vor einem Jahr ausgeschaltet werden mussten. «Wir pumpten Wasser vom Aadorferfeld auf den Schneitberg hoch und liessen es in der gleichen Leitung wieder hinunter. Ein fertiger Blödsinn sowas», sagt Bernhard Peter. Man habe einen Reservoir-Umbau rechnen lassen, respektive eine Offerte eingeholt und lag damit bei rund 550’000 Franken. Doch damit nicht genug, denn die Gemeinde hätte dabei eine Kammer stilllegen, Steuerkabel hinaufziehen, die Ableitung erneuern und die einen Quellen hinaufführen müssen, was laut dem bald abtretenden Gemeinderat wahrscheinlich nicht mal gegangen wäre. Hinzu käme noch der Ersatz der Brunnenstube. Peter rechnet vor: «Mit allem Drum und Dran hätte uns das etwa 950’000 Franken gekostet.»

Wenn Träume wahr werden

Eines Nachts sei ihm ein Traum durch den Kopf geschossen: In der generellen Wasserversorgungsplanung (GWP) stand doch was von einer Verbindungsleitung. Der Vorsteher der Gemeindebetriebe fackelte nicht lange und gleiste das auf. Er erklärt: «Vor Jahren legten wir die Leitung vom Egghof ins Briner-Areal. Dabei unterlief ein Fehler, weil zu kleine Rohre verwendet wurden. Weil das Areal aber in der Gewerbezone liegt, wollte das AWEL, dass wir dort vom Hagenstal her eine einspeisung erstellen, wie die GWP vorgibt.» Dies hätte aber eine zusätzliche Messung zur Folge gehabt. Man habe sich nun einigen können, dass man diese Leitung eine Dimension grösser als die andere baut. Dies bedinge einen Hydranten mitten in der Wiese, falls es im Briner-Areal brennen würde. Die Einspeisung würde über das Schieberhaus laufen und wenn bei Briner tatsächlich ein Feuer ausbricht, käme das Wasser von dort und von Hagenbuch her.
Jetzt wird diese Leitung ab Juli gebaut. Die Kosten lägen bei 190’000 Franken. Die nötigen Anpassungen in einem zweiten Schritt kämen zusätzlich noch auf rund 28’000 Franken zu stehen. Das Reservoir in Hagenstal werde nach den Bauarbeiten aufgehoben. Die Gemeinde spare dadurch viel Geld, könne die Qualitätssicherung des Trinkwassers für Hagenstal mit dem Mischwasser gewährleisten und im Notfall erhalte das Briner-Areal Löschwasser. Drei Fliegen mit einer Klappe also. Aber nicht nur das: «Wir haben mit der neuen Versorgungsleitung zudem die Möglichkeit, vom Schieberhaus Hagenstal her bis nach Schneit Wasser zu liefern. Wir könnten also die ganze Gemeinde versorgen, ausser den Schneitberg.»
Bernhard Peters nächtlicher Traum und seine Beharrlichkeit führen zu einer erheblichen Verbesserung bezüglich Versorgungssicherheit. Ein schönes Abschlussgeschenk an die Gemeinde und deren Bevölkerung.

Der Druck fällt bald ab

In knapp 20 Jahren als Mitglied des Gemeinderats – nicht gerade alltäglich – erlebt man natürlich viel, weshalb wir im folgenden Interview mit Bernhard Peter darauf zurückblicken:

FRAGE: WIE IST IHR BEFINDEN, KURZ VOR DER AMTSABGABE ENDE JUNI?
Antwort: Es ist eine Erleichterung. Ich bin froh über das Jahr Zeit, um zusammen mit dem neuen Werkmeister den Werkbetrieb aufzugleisen. Er sollte nun zu 90 Prozent im Bild sein und sonst kann er jederzeit anrufen. Das wird es auch brauchen, denn man darf nicht vergessen, dass wir eine komplett neue Gesamtbehörde erhalten.

SIE SPRECHEN ES AN. DAS IST EINE SPEZIELLE SITUATION.
Sehr speziell, da ja vorgängig auch noch der Gemeindeschreiber kündigte.

WENN SIE VON ERLEICHTERUNG SPRECHEN, MEINEN SIE DA VOM AUFWAND HER?
Ich meine damit, dass der druck vorwiegend vom Wasser und Abwasser von den Schultern fällt. Zurückblickend dachte ich 2003 vor der Wahl, als ich mit einer Krankheit im Spital lag: Jetzt meldest du dich schon wieder für etwas. Im Nachhinein ist aber alles gut gelaufen. Ich konnte sehr viel umsetzen. Heute Abend (Dienstag; Anm. d. Red.) werde ich in der Kläranlage mit Nachtessen verabschiedet. Man muss sich mal vorstellen: Der ganze Gemeinderat wird ersetzt und es gab keine Verabschiedung. Dafür hätte sich doch die letzte Gemeindeversammlung anerboten.

WAS WAR IN DIESER GANZEN ZEIT AM AUFWENDIGSTEN?
Die Aufhebung der Kläranlage Unterschneit war sehr aufwendig. Es gibt aber auch Frustrierendes. Was ich beispielsweise nicht verstehen kann ist, wenn man etwas umsetzen will und es nicht vorwärts geht. Wir ersetzten mitten im Winter die Wasserleitung in Mittelschneit, waren auf den Tag fertig. Dann kommt der Kanton, der zwei Jahre Zeit hatte, und will, dass wir den Bach noch ersetzen. Ich sagte, da hat es gar keinen Bach mehr drin, denn der wurde 1972 umgeleitet. Unvorbereitete Aktionen kennt der Bernhard Peter nicht, weshalb sowas frustet. Ansonsten war es eine schöne, manchmal halt etwas anstrengende Zeit. Ich empfehle den Leuten, dass sie vielleicht doch mal ein solches Amt übernehmen sollten, auch wenn es unter anderem wegen den sich mehrenden Vorschriften immer komplizierter wird.

Die Wichtigkeit von Kontakten und Gesprächen

DAS FACHLICHE UND DIE ZUSAMMENARBEIT MIT ANDEREN EXTERNEN ÄMTERN IST EIN TEIL. DANN GIBT ES NOCH DEN AUSTAUSCH MIT DER BEVÖLKERUNG. WIE HABEN SIE DEN ERLEBT?
Ich durfte dieses Jahr zweimal unsere Senioren betreuen, weil Therese Schläpfer in Bern war. Man fragte mich oft für alles Mögliche an und wenn ich Zeit hatte, machte ich das gerne. Meine Devise ist: Wer sich bemüht, kommt auch in Kontakt mit der Bevölkerung. Für mich war es in Hagenbuch aber nicht allzu schwierig, da ich ja hier aufgewachsen bin.

GERADE WAS PROJEKTE ANGEHT, PASST JA NICHT IMMER ALLEN ALLES. HATTEN SIE DIESBEZÜGLICH IMMER EINEN GUTEN AUSTAUSCH?
Da half mir halt auch die fachliche Sicherheit. Ich referierte viel an den Gemeindeversammlungen über Projekte und erhielt selten Opposition. Nur einmal in der ganzen Zeit brauchte ich einen Anwalt (lacht). Wenn man das Gespräch sucht, kann fast jedes Problem aus der Welt geschafft werden.

UND WIE SIEHT ES BEZÜGLICH ZUSAMMENARBEIT MIT DER VERWALTUNG AUS?
Da gab es mehr als einen wunden Punkt. Jetzt hat es aber sehr gebessert.

IN 20 JAHREN KOMMEN UND GEHEN VIELE LEUTE. SPIELTE ES INNERHALB DES GEMEINDERATSGREMIUMS EINE GROSSE ROLLE, MIT WEM MAN AM TISCH SASS?
Mir kam es anfänglich unter Gemeindepräsident Werner Widmer vor, dass sein Regime zwar nicht gerade eigenmächtig war, aber wenn er was wollte, dann schaute er, dass er es auch bekam. Das änderte unter Karl Sommer sofort. Dafür zog er jeweils die Sitzungen, für mich unnötig, in die Länge. Das Verhältnis mit ihm war immer tipptopp. Man erhielt mehr Freiheiten. Mit therese schläpfer war es genau gleich, wobei sie die Sitzungszeiten in der regel möglichst kurzhielt.

ES GEHÖRT ALS GEMEINDERAT AUCH DAZU, AB UND AN KÄMPFE AUSZUFECHTEN. ICH NEHME AN ES WAR NICHT IMMER NUR FRIEDE, FREUDE, EIERKUCHEN?
Das Problem ist bei uns halt etwas die Einheitsgemeinde. Die Schule meint generell, sie müsse nicht informieren, alles sei geheim. Ich sagte zum neuen Schulpräsidenten Patrick Trachsel, sie sollen von der Schule her gegenüber dem Politikum wieder offener werden. Sonst gibt es keine vier schönen Jahre. Es harzte in der Vergangenheit eigentlich immer nur dort. Sein Vorgänger hatte das Recht, nicht zu informieren, aber das führt im Gremium zu Problemen.

NA GUT, EINE EINHEITSGEMEINDE IST JA AUCH NICHT SAKROSANKT …
Ich meine, so wie es jetzt lief, müsste sie wieder aufgelöst werden. Es war einfach keine Zusammenarbeit vorhanden.

ABER EINE CHANCE HAT DAS NEUE GREMIUM VERDIENT …
Natürlich. Es ist vielleicht gut, dass nun niemand der Vorgängerbehörde mehr dabei sein wird. Die neuen können ohne Altlasten an die Arbeit.

WOLLEN SIE NOCH EINEN TIPP ODER WUNSCH AN DEN NEUEN GEMEINDERAT ÄUSSERN?
Ich hoffe, sie werden gut zusammenarbeiten und wünsche, dass sie sich mit der Materie wirklich befassen. Das erleichtert alles ungemein.

NOCH EIN WORT AN DIE BEVÖLKERUNG?
Ich bedanke mich für die vielen Jahre, in denen mir das Vertrauen geschenkt wurde. Aber ich sage auch danke für die gute Zusammenarbeit und die fortwährende Unterstützung meiner Projekte.

In diesem Sinn bedankt sich die «Elgger/ Aadorfer Zeitung» bei Bernhard Peter ebenfalls für die gute Zusammenarbeit und wünscht ihm alles Gute für seine Zukunft!

TEXT UND INTERVIEW:

RENÉ FISCHER

 


Image Title

1/10

Möchten Sie weiterlesen?

Ja. Ich bin Abonnent.

Haben Sie noch kein Konto? Registrieren Sie sich hier

Ja. Ich benötige ein Abo.

Abo Angebote