Ein gutes Leben trotz Arthrose

  23.04.2022 Aadorf

«Glad» bedeutet übersetzt ins Deutsche froh. Aber es ist auch die Abkürzung für ein spezielles Physiotherapieprogramm für Menschen, die unter arthrosebedingten Knie- und Hüftschmerzen leiden. Physiowerk Aadorf bietet dieses neuartige und effiziente Programm seit Herbst 2020 an.

Das in Dänemark entwickelte Programm soll Patienten, die unter Arthrose in den Knie- und Hüftgelenken leiden oder die prädisponiert sind, später daran zu erkranken, ein lebenswertes und mehrheitlich schmerzfreies Leben ermöglichen. Gelenktraumata wie Kreuzbandrisse sind in unserer Gesellschaft an der Tagesordnung – Verletzungen, die das Risiko später an Arthrose zu erkranken deutlich erhöhen. Das Besondere an «Good Live with Osteoarthritis Denkmark» (Glad) ist die umfassende Datenbasis, auf der die Therapie entwickelt wurde.
Die einzelnen Übungen sowie der Ablauf sind exakt definiert und müssen in diesem Rahmen durchgeführt werden. Am Anfang steht eine Einzelsitzung, wo der Patientin genau erklärt wird, was das Programm bedeutet, wie es abläuft und welche Resultate erwartet werden dürfen. Dazu werden vorgegebene Fragen beantwortet und Tests durchgeführt. Die Antworten müssen vom Therapeuten wiederum ins umfassende Datenregister eingegeben werden. Mit diesem Vorgehen wird die Basisdatenbank laufend erweitert und Glad kann entsprechend neusten Erkenntnissen stets optimiert werden.
Dieser Eintrittsuntersuchung folgen zuerst zwei Fachvorträge zum Thema Arthrose: Woher kommt sie, wie kann sie gemanagt werden? «Das zeichnet das Programm aus. Man wird umfassend informiert und kann sich mit Menschen mit demselben Problem austauschen», erklärt die zertifizierte Glad-Physiotherapeutin Martina Allenspach dieses Vorgehen. Danach finden zwölf Übungseinheiten über sechs Wochen verteilt in einer Kleingruppe statt. Am Ende des Programms steht erneut eine Einzelsitzung mit Fragen und Tests, um zu evaluieren, wie sich die Situation für die teilnehmende Person entwickelt hat. Damit das Gelernte verfügbar bleibt, erhalten die Teilnehmenden ein Handout mit detaillierten Angaben zu Krankheit und Übungen. Die Krankenkassen übernehmen die Kosten innerhalb der Grundversicherung. Benötigt wird lediglich eine Verordnung eines überweisenden Arztes.

Effiziente Übungen mit einfachsten Mitteln

Die speziell konzipierten Übungen stärken die Knie- und Hüftmuskulatur – unabhängig des Ausgangsproblems des Patienten – weil es dieselben Muskelgruppen betrifft. «Jede Übung ist in sich in vier Niveaus unterteilt. Die Physiotherapeutin legt bei der Instruktion des Übungsprogrammes fest, auf welchem Level jeder Patient individuell startet», führt Allenspach aus. Im Verlaufe des Programms werden die Übungen gesteigert, immer im Einklang mit der festgelegten Schmerztoleranz. Für die Ausführung aller Glad-Übungen sind keine Geräte nötig. Es wird nur Kleinmaterial wie Therabänder und eine Gymnastikmatte benötigt, sodass die Übungen im Anschluss an das Programm problemlos zu Hause weitergeführt werden können.

Auslastung mit Optimierungspotenzial

Obwohl Gelenkprobleme zu den häufigeren Erkrankungen zählen, sind die Glad-Kurse nicht ausgebucht, wie die Fachfrau erzählt. In der Startphase seien aufgrund der coronabedingten Einschränkungen keine grösseren Einführungsaktionen möglich gewesen und jetzt im laufenden Tagesgeschäft fehle manchmal die Zeit, das Programm wirksam zu bewerben. Das Physiowerk muss das neue Angebot einerseits bei Patientinnen, vornehmlich jedoch bei Hausärzten bekannt machen, damit das Wissen um die effiziente Methode breiter vorhanden ist. Die Resonanz auf das Programm sei bei Patienten durchwegs positiv, die Schmerzsituation habe sich bei den meisten signifikant und konstant verbessert. «Die Schmerzen haben sich langfristig eindämmen lassen, ohne Rückfall – dies geht aus der Evaluation hinsichtlich Schmerz, Gehfähigkeit und Lebensqualität hervor, die bei allen zwölf Monate nach Abschluss durchgeführt wird», wie Martina Allenspach betont.
Betroffen von für Glad geeigneten Gelenkschmerzen seien Menschen über fast alle Altersgruppen hinweg; die Übungen können auch dem Alter entsprechend auf einem sportlicheren oder eher einem etwas zurückhaltenderen Niveau absolviert werden. Viele ehemalige Glad-Teilnehmer würden nachher selbständig weiter trainieren, einige sogar an den Geräten im Physiowerk, andere zu Hause. Sicher aber ist, dass eine Kursteilnahme generell die Motivation weckt, das Leben grundsätzlich etwas aktiver zu gestalten. Mit dieser Feststellung schliesst sich insofern der Kreis, weil das Glad-Programm somit das englische «glad» im Doppelsinn beinhaltet.

MARIANNE BURGENER

Weitere Informationen oder Termine: www.physiowerk-aadorf.ch


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