Ein grenzenloses Theater
03.06.2025 AadorfMit ihrer Jubiläumsproduktion «Odyssee» verabschiedete sich die inklusive Theatergruppe Comedy-Express am Sonntagabend von ihrem aktuellen Stück. Die Aufführung zog zwar nur ein kleines Publikum an – das aber zeigte umso mehr Begeisterung.
...Mit ihrer Jubiläumsproduktion «Odyssee» verabschiedete sich die inklusive Theatergruppe Comedy-Express am Sonntagabend von ihrem aktuellen Stück. Die Aufführung zog zwar nur ein kleines Publikum an – das aber zeigte umso mehr Begeisterung.
Am Wetter kann es nicht gelegen haben: Weder die Freitags- noch die Sonntagsvorstellung fand bei Sonnenschein statt. Gong-Programmleiter Pascal Mettler hatte jedenfalls keine plausible Erklärung dafür, warum der Kleinkunstsaal nicht beide Male bis auf den letzten Platz gefüllt war. Jene, die gekommen waren, um die letzten Vorstellungen von Odysseus’ musikalischer «Tour de Chaos» durch 20 Jahre Comedy-Express zu sehen, erwartete ein besonderes Erlebnis, weit mehr als eine Theateraufführung. Es war eine fantasievolle, bunte und zutiefst menschliche Odyssee, die von Mut, Zusammenhalt, Fernweh und Heimkehr erzählte.
Die Geschichte: Odysseus, gespielt von Berni Peter, hat es mit den Göttern verscherzt und wird zur Strafe von Zeus (Roland Wepf), Poseidon (Theaterleiter Peter Wenk) und Hera (Tamara Pixner) auf eine jahrelange Irrfahrt geschickt. Er hat lebensgefährliche Prüfungen zu bestehen, gerät immer wieder in knifflige Situationen – und man weiss nicht, ob er seine geliebte Penelope (Andy Ackermann) je wieder in die Arme schliessen kann.
Auslöser war, dass Odysseus auf der Erde mit seiner Band «Heartbreakers» den Song «Highway to Hell» spielte – was verständlicherweise nicht bei allen Göttern gut ankam. Um zu verhindern, dass Odysseus nach dem Konzert schnurstracks zu seiner Frau zurückkehrt, wird Poseidon beordert, dafür zu sorgen, dass der in Ungnade Gefallene möglichst lange unterwegs bleibt.
Eine Abenteuerreise durch 20 Jahre Geschichte
Die Reise ist ein aufwändiger Trip durch die 20-jährige Geschichte des Ensembles. Die Aufgaben, die Odysseus – im Schlepptau meist die Schutzgöttin Athene (Michelle Kämpf) – zu lösen hat, sind Szenen aus den zwölf vergangenen Produktionen, jedoch neu verpackt. Entstanden ist eine kunstvolle Verbindung von Schauspiel, Schattentheater, Maskenspiel sowie Live-Musik und Gesang.
Odysseus machte dabei unter anderem Station in Hollywood, wo er als Schauspieler an der Seite von Johnny Depp Hänsel und Gretel hätte aufführen sollen. In Rom geriet er in einen Banküberfall. Shisha-rauchend tauchte er in eine (Alb-)Traumwelt ein, begegnete Zyklopen und Schlangen, landete in einem unheimlichen Spital, mitten im Wilhelm Tell oder in Tausendundeiner Nacht.
Wer die zwölf Programme seit 2003 besucht hatte, mochte die Szenen erkannt haben. Wer das erste Mal in einer Vorstellung des Comedy-Express sass, hatte ebenso seinen Spass am Gebotenen. Die Musik, gespielt und gesungen von Julian Weisser, untermalte jede Szene mit bekannten und beliebten Stücken, die das Publikum zum Mitklatschen animierten. Einer der Höhepunkte war dabei sicher «Gangnam Style» des Koreaners Psy. Weisser spielte den Song nicht etwa vom Band ein, sondern sang live – eine Leistung, die mit entsprechendem Applaus gewürdigt wurde.
Ein Ensemble, das begeistert – jenseits der Norm
Applaus verdiente aber nicht nur der Mann hinter dem Keyboard, sondern jeder und jede der Gruppe. Die Vorstellung zeigte eindrücklich, dass auch Menschen jenseits unserer gewohnten Norm künstlerisch brillieren können. Mit viel Witz und Charme hielten die Schauspielerinnen und Schauspieler ihr Publikum im Bann und verzauberten mit ihrer Präsenz.
Und natürlich gab es ein Happy End für die Liebenden Odysseus und Penelope. Auch letzterer versuchten die gekränkten Götter ein Bein zu stellen und unterzogen sie einer Treueprüfung, die sie mit Bravour bestand. So konnte sie ihren nunmehr mit allen Wassern gewaschenen Odysseus wieder in die Arme schliessen.
Für das Publikum gab es zum Schluss in Form von getrockneten Apfelringen von der «Öpfelfarm» ein süsses Abschiedsgeschenk – zum Verkürzen der Wartezeit, bis im März 2026 das neue Bühnenstück fertig ist und der Comedy-Express erneut über die Lachmuskeln der Gäste rollt.
MARIANNE BURGENER