Ein gewisses Mass an Perfektionismus hilft
18.04.2023 ElggDer neue Vorsteher des Notariats und Grundbuchamts Elgg heisst Michael Krug. Er übernahm das Amt anfangs April von Stefan Stutz. Als Notar braucht es sehr genaues Arbeiten, ein gewisses Mass an Perfektionismus und viel Konzentration.
Anfang April fand die ...
Der neue Vorsteher des Notariats und Grundbuchamts Elgg heisst Michael Krug. Er übernahm das Amt anfangs April von Stefan Stutz. Als Notar braucht es sehr genaues Arbeiten, ein gewisses Mass an Perfektionismus und viel Konzentration.
Anfang April fand die Amtsübergabe im Notariat und Grundbuchamt Elgg statt. Stefan Stutz leitete es seit Februar 2017 und wechselte kürzlich nach Feuerthalen. Diesen Februar durfte sein Nachfolger Michael Krug in das motivierte Team eintreten. Nun führt er seine fleissigen Mitarbeitenden allein und freut sich auf die anstehenden Herausforderungen, wie er sagt. Wer ist der 34-Jährige, was sind seine Aufgaben als Notar und wie bewältigt er sie? Diese Fragen beantwortet der Neue im Interview:
MICHAEL KRUG, WIE SIEHT IHRE BISHERIGE BERUFLICHE LAUFBAHN AUS?
Ich ging den klassischen Ausbildungsweg. 2004 begann ich meine Lehre im Notariat Illnau. Doch weil ich ursprünglich aus Winterthur komme, arbeitete ich direkt nach der Ausbildung im Notariat Wülflingen-Winterthur weiter. Später absolvierte ich den Notariatsstudiengang, ein juristisches Teilstudium an der Universität Zürich. In dieser Zeit arbeitete ich im Notariat Unterstrass-Zürich. Noch vor meinem Staatsexamen wechselte ich für fast zehn Jahre nach Eglisau als Stellvertreter.
SIE STARTETEN ALSO URSPRÜNGLICH MIT EINER KAUFMÄNNISCHEN AUSBILDUNG?
Genau. Derzeit befindet sich die kaufmännische Lehre zwar im Umbruch, doch die Notariatslehre war schon immer eine spezifische KV-Ausbildung mit eigenen Lernzielen und Prüfungen. Wenn man im Kanton Zürich eine solche absolviert, ist es insofern einzigartig, dass keine Berufsmatur als Voraussetzung zum erwähnten Studienantritt verlangt wird. Ich habe diese dennoch lehrbegleitend gemacht, weil ich nicht sicher war, wie meine berufliche Zukunft aussehen wird. Doch während der Ausbildung erlangte ich die Überzeugung, dass man beim Kanton relativ schnell viel Verantwortung tragen darf. In Notariaten werden oft junge Menschen gefördert, was mir damals schon grossen Spass machte.
Um die Volkswahl herumgekommen
WIE KOMMT MAN ZU EINER STELLE WIE DIESER?
Das Notariatswesen im Kanton Zürich wird staatlich geführt. Kaufmännische Lehrstellen werden normal ausgeschrieben, doch der Notar an sich wird durch das Volk gewählt. Hier in Elgg entschied die stille Wahl, doch grundsätzlich können die Stimmberechtigten wählen, wenn mehrere Amtsvorsteher zur Wahl stehen.
WIE GESTALTET SICH EIN ÜBERGABEPROZESS VOR ODER BEI AMTSANTRITT, DAMIT ALLES MÖGLICHST REIBUNGSLOS FUNKTIONIERT?
Diese Gedanken machte ich mir vor Antritt auch. Ich wusste, dass ich eventuell hierhin wechseln will. Ich kannte Stefan Stutz bereits und hatte also schon ein wenig meine Ohren drin. Ich wusste, wie gut das Team in Elgg funktioniert, was nicht überall selbstverständlich ist. Schliesslich setzte ich mich dafür ein, dass ich bereits ab Februar Vollzeit in Elgg arbeiten konnte und schaute auch davor wochenweise rein. Daher wusste ich ziemlich genau, was auf mich zukommen wird und konnte es selbst ein wenig steuern, dass die Übergabe möglichst reibungslos funktioniert.
ALSO WURDEN SIE NICHT INS KALTE WASSER GEWORFEN?
Nein. Diese Rochade ist aber eine Premiere im Kanton. Die meisten Notare werden entweder pensioniert oder wechseln in die Privatwirtschaft. Ein interner Wechsel im Notariatswesen eines Amtsvorstehers gab es bis anhin noch nicht.
Nicht nur eine trockene Materie
ALS AUSSENSTEHENDER STELLE ICH MIR DIE NOTARIATSARBEIT EHER ALS TROCKENE MATERIE VOR. WAS IST DAS INTERESSANTE AM BERUF UND WAS GEFÄLLT IHNEN VOR ALLEM?
Die Digitalisierung machte vieles einfacher. Notare arbeiten sehr genau, umgangssprachlich sind wir halt etwas «Pünktlischisser». Doch es geht grundsätzlich darum, einen Rechtsgrund für den Registereintrag herzustellen – eine trockene Sache, da möchte ich nicht widersprechen. Aber es gibt natürlich auch den Kundenkontakt und gerade auf einem Landnotariat ist dieser sehr prägend, was mir Freude bereitet.
GENAUES ARBEITEN ERFÜLLT ABER EBENSO, WENN MAN ES GERNE MACHT …
… Absolut. Oftmals ist auch Perfektionismus im Spiel. Wenn ich einen Vertrag schreibe, möchte ich das tun, was meines Erachtens genau auf den Fall passt, eine massgeschneiderte Lösung eben. Für mich persönlich ist die Tätigkeit sehr erfüllend, auch wenn es viel Konzentration verlangt.
WAS MACHT IHNEN NEBST DEM KUNDENKONTAKT NOCH SPASS?
Ich darf in meinem noch relativ jungen Alter ein grosses und ebenfalls junges Team führen. Man kann junge Personen zu hochspezialisierten Fachkräften ausbilden und so zusammen den wichtigen Kundenkontakt pflegen.
WIE VIELE MITARBEITENDE STEHEN UNTER IHRER LEITUNG?
Wir sind insgesamt neun Personen. Zwei davon sind Lernende, die restlichen, bis auf einen, Teilzeit angestellt. Die meisten erledigen Grundbuchgeschäfte. Es ist so, dass der Bereich rund um das Ehe-, Erb- und Gesellschaftsrecht der Patentinhaber erledigt. Dort habe ich keinen Stellvertretenden, aber Nicole Meile wird mich ab Juni Teilzeit in diesem Bereich als Notar-Stellvertreterin entlasten.
Einfühlungsvermögen und eine dicke Haut
ICH GEHE DAVON AUS, DASS SIE HAUPTSÄCHLICH VON PRIVATPERSONEN UND UNTERNEHMEN IN ANSPRUCH GENOMMEN WERDEN. ARBEITEN SIE AUCH MIT BEHÖRDEN, ALSO DEM STAAT ZUSAMMEN?
Es kommt auf den Geschäftsbereich an. Ein Notariat besteht aus einem Grundbuchamt, Notariat und dem Konkursamt. Es ist schon so, dass die Arbeit auf einem Landnotariat viel mit dem Grundbuch zu tun hat, zwecks Eigentumsübertragung und so weiter. Beim Konkursbereich kommt es immer darauf an, wie «sauber» der Konkursit ist. Hier arbeitet man in der Schnittstelle zur Polizei oder Staatsanwaltschaft, oftmals steht man auch mit dem Gericht in Kontakt. Dieses beauftragt die Konkursdurchführung und beaufsichtigt den Ablauf. Dort werden auch sämtliche Verfahrensschritte beantragt. Aber auch im Bereich der Erbschaftsachen gibt es verschiedene Verfahren, die dem Notariat zugewiesen wurden. Wenn man beispielsweise eine Erbschaft antreten will, sich aber nicht sicher ist, ob diese positiv ausfällt, gibt der Gesetzesgeber die Möglichkeit, ein öffentliches Inventar zu verlangen – eine Übersicht aller Aktiven und Passiven, bei dem Notare eingesetzt werden können.
HILFT BEI IHRER ARBEIT ALLENFALLS EIN SOZIALER HINTERGRUND?
Ja, Einfühlvermögen braucht es sicher. Im Grundbuchbereich würde ich sagen, dass es oftmals familiäre Geschichten sind, die berühren können. Auch beim Schreiben von Testamenten, oder wenn man auf Palliativabteilungen im Spital geladen wird. Das sind sicher Situationen, bei denen soziale Stärken gefragt sind. Doch auch eine dicke Haut zu haben, ist essenziell, um nach Feierabend die Arbeit beiseiteschieben zu können. Beim Konkurs sieht es ein wenig anders aus, dort wird man fast ein wenig zum Detektiv. Aber auch da können natürlich persönliche Schicksale für die Firmenauflösung verantwortlich sein. Werden Personen ausfällig, was leider nicht selten vorkommt, darf man das nicht so nah an sich ranlassen.
Michael Krug möchte zum Schluss nochmals betonen, wie toll es ist, dass er mit dem Team bereits vor Stellenantritt zusammenarbeiten konnte: «Es ist wirklich super und ich freue mich, diese Arbeit zu erbringen.»
TEXT UND INTERVIEW: RENÉ FISCHER