«Ein bisschen verrückt muss man schon sein»
16.03.2024 EttenhausenSimone Colpi und ihre Malinois-Hündin Zoi erreichen sensationell den 2. Rang an den Lawinenhunde-Schweizermeisterschaften auf der Elsigenalp.
Am letzten Wochenende fanden auf der Elsigenalp die Schweizermeisterschaften der Lawinenhunde statt, organisiert durch die ...
Simone Colpi und ihre Malinois-Hündin Zoi erreichen sensationell den 2. Rang an den Lawinenhunde-Schweizermeisterschaften auf der Elsigenalp.
Am letzten Wochenende fanden auf der Elsigenalp die Schweizermeisterschaften der Lawinenhunde statt, organisiert durch die Ortsgruppe Thun des Schweizerischen Belgischen Schäferhundeklubs. Die besten 25 Teams qualifizieren sich jeweils dafür, eines davon ist Simone Colpi mit ihrer Malinois-Hündin Zoi.
Dieses Jahr geht die Ettenhauserin mit der Starnummer 12 «ins Rennen». Es windet sehr, teilweise stürmt es. Starker Föhn ist angesagt in den Bergen. «Mit Zoi nahm ich schon an neun Schweizermeisterschaften teil, dies ist die zweite Teilnahme in der Sparte Lawinenhunde. Fünfmal nahmen wir im IGP-Sport (internationaler Gebrauchshundesport) teil und zweimal im Begleithundesport. Ich hoffe sehr, dass noch mehr folgen», sagt sie.
Vom Lawinenhundesport infiziert ist Colpi seit 2014. Zoi ist ihr dritter Hund, der ihn mit ihr ausübt. «Ein bisschen verrückt muss man schon sein, wenn man diesen Sport betreibt. Der zeitliche Aufwand ist gross und die Trainingsgebiete liegen für uns Flachländer nicht ums Eck. Wenn man aber die Freude der Hunde sieht, wie gerne und hochmotiviert sie im Schnee arbeiten, geht einem das Herz auf.»
Situation richtig einschätzen
Bei der ersten Aufgabe geht es darum, zwei von einer Lawine erfasste Personen auf einem Feld von bis zu 9000 Quadratmetern innerhalb von 20 Minuten zu finden. Der Richter erklärt die vorliegende Situation, wie es zur Lawine kam, was man zum Beispiel alles schon gefunden oder wer den Lawinenabgang gemeldet hat. Schliesslich heisst es: «Und dann haben wir dich als Hundeführer aufgeboten und jetzt stehen wir hier.»
Der Hundeführer muss die Situation richtig einschätzen, herausfinden, wie es zum Unglück kam, wie viele Personen in der Lawine sein könnten und wo er weshalb mit der Suche beginnt. Auch dieser Teil, das Erfassen der taktischen Lage, aber auch, ob sie anschliessend in der Praxis umgesetzt wird, wird vom Richter bewertet.
Nun begibt sich der Hundeführer auf das Lawinenfeld, um die vermissten Personen mit dem Vierbeiner innerhalb der Zeitvorgabe zu orten. Wenn der Hund eine findet, muss er dies mit deutlichem Scharren anzeigen, was ebenfalls bewertet wird. Des Weiteren fliesst mit ein, wie sich das Tier auf dem Feld führen lässt und ob die Lawine flächendeckend abgesucht wird.
Bei dieser Arbeit holen sich Simone Colpi und Zoi zweimal die Qualifikation «sehr gut».
Auf dem Weg zum Vizetitel
Danach geht es in die Feinsuche. Auf einem Schneefeld von 50 mal 50 Metern ist irgendwo ein Rucksack unterhalb der Oberfläche vergraben. In einer systematischen Quersuche schickt der Hundeführer seinen Vierbeiner von der Mittellinie her über das Feld. Auch hier muss das Tier den gefundenen Sack mit deutlichem und intensivem Scharren anzeigen. Der Hundeführer meldet dies, und beginnt den Rucksack auszugraben. Danach muss das Feld noch fertig abgesucht werden. Für diese Arbeit stehen zehn Minuten zur Verfügung.
Auch bei der Feinsuche gibt es für die Ettenhauserin und ihren Malinois nochmals die Qualifikation «sehr gut». «Ich bin unheimlich happy mit unseren Arbeiten und mächtig stolz auf meine Zoi», sagt Colpi über ihre gezeigte Leistung. In der Zwischenrangliste vom Samstagabend liegen die beiden auf dem sehr guten 2. Platz.
Bei Schneefall und weniger Wind als am Vortag gehts am Sonntag weiter. «Tatsächlich braucht zuschauen und abwarten mehr Nerven, als zu starten. Natürlich hoffte ich, auf dem Treppchen bleiben zu können», sagt Simone Colpi. Als dann am frühen Nachmittag die letzte Starterin ihre Arbeit endlich beendet, steht tatsächlich fest: «Wir sind Vizeschweizermeister in der Sparte Lawinenhunde. Grenzgenial! Ich bin unheimlich stolz auf meine doch schon neunjährige, aber topfitte Hündin. natürlich bekommt Zoi als Belohnung für ihre Leistung ausser den gewohnten Kuscheleinheiten und einer Extraportion Wurst ein Extraspielzeug.»
(MITG)