Ein Abend für alle, die mitreden wollen
25.10.2025 ElggAm Mittwochabend lud die interparteiliche Kommission (IPK) Elgg zum Anlass «Frag das Team Elgg» ein. Die Idee: Menschen, die sich für ein öffentliches Amt interessieren, sollen ungezwungen ins Gespräch kommen – mit jenen, die bereits in Behörden aktiv sind.
...Am Mittwochabend lud die interparteiliche Kommission (IPK) Elgg zum Anlass «Frag das Team Elgg» ein. Die Idee: Menschen, die sich für ein öffentliches Amt interessieren, sollen ungezwungen ins Gespräch kommen – mit jenen, die bereits in Behörden aktiv sind.
Von aussen klirrt der Regen gegen die grossen Fenster des Werkgebäudes, drinnen ist es warm, Stimmen erfüllen den Raum. Es ist kein gewöhnlicher Informationsabend. Die nächste Stunde soll Einblick geben in die Tätigkeit der Elgger Behörden – für alle, die sich für ein Amt interessieren. Moderator Nico Leuenberger, der im Weiler Wenzikon zu Hause ist, führt in den Abend ein.
«Irgendwann wollte ich selber etwas bewegen»
Leuenberger erzählt eingangs, wie er nach seinem Zuzug nach Elgg die Gemeinde kennenlernte: «Ich fühle mich sehr wohl hier – die Schulen funktionieren, es ist sauber, sicher, lebendig. Aber irgendwann kam der Gedanke: Ich könnte ja selber etwas beitragen», sagt er ins Mikrofon. Genau darum gehe es heute: zu zeigen, was Behördenarbeit bedeutet, wer dahintersteckt – und wie man selbst Teil davon werden kann.
Deshalb verteilen sich einige Minuten später die Vertreterinnen und Vertreter der verschiedenen Behörden und Kommissionen an acht im Halbkreis angeordneten Stationen. Der Gemeinderat besetzt zwei davon; für Primarschulund Sekundarschulpflege, Sozialbehörde, Reformierte Kirchenpflege, Technische Betriebe und Rechnungsprüfungskommission ist jeweils ein Tisch reserviert. Vor jedem sind freie Stühle aufgestellt. Pro Runde stehen acht Minuten für Fragen zur Verfügung. Danach ertönt ein Signal, und die Teilnehmenden wechseln die Stationen; bis zu fünf Mal kann gewählt werden, welche Behörde als Nächstes besucht wird.
Rasch entstehen kleine Gesprächsgruppen. Die bereitgelegten Zettel mit Fragen wie «Wieviel Zeit nimmt das Amt pro Woche in Anspruch?», «Gibt es eine Entschädigung?» oder «Was wünscht ihr euch von neuen Mitgliedern?» werden kaum genutzt – die meisten bringen ihre eigenen Fragen mit. Teilweise sind die Gespräche so lebhaft, dass Leuenberger mehrmals das Signal betätigen muss.
Am Tisch der Sozialbehörde
Hier sitzen Regula von Wartburg und Stefanie Lehmann. Eine Besucherin fragt zögernd, ob man dafür Sozialarbeit studieren müsse. «Nein, überhaupt nicht. Wichtig ist das Interesse an Menschen und die Bereitschaft, hinzuschauen», sagt Lehmann. Eine junge Frau berichtet, dass sie in einem Heim für psychisch kranke Frauen arbeitet. «Das ist genau die Art Erfahrung, die in einer Sozialbehörde Gold wert ist», sagt Regula von Wartburg. Sie erklärt, dass das Amt etwa ein 10 Prozent-Pensum umfasst und die Mitarbeitenden meist im Büro tätig sind. «Oft geht es darum, zuzuhören, zu prüfen, zu vermitteln. Wir arbeiten eng mit Fachstellen zusammen – man ist nie allein», erläutert sie.
Verantwortung für die Schulen
Ein paar Schritte weiter sitzt die Primarschulpflege, vertreten durch Armin Bähler, Tina Soltermann Würmli und Madeleine Melliger. «Wir sind das Bindeglied zwischen Schule, Lehrpersonen, Eltern und Gemeinde», sagt Melliger. «Wir stellen Lehrpersonen an, prüfen Budgets, begleiten Projekte.» Eine junge Mutter fragt, ob man dafür pädagogische Erfahrung brauche. «Nicht zwingend», sagt Bähler. «Aber man sollte sich für Bildung interessieren und Freude daran haben, Verantwortung zu übernehmen. Es gibt Einführungskurse, man wächst hinein.» Eine andere Interessierte weist auf mögliche Interessenskonflikte hin, wenn man selbst Kinder in der Schule hat. Bähler stellt klar: «Kinder sind keine Voraussetzung für ein Engagement – oft ist man ohne eigenes Kind unbefangener». Auch die Sekundarschulpflege mit Patrick Villiger und Matthias Bernhard ist vertreten. Villiger betont: «Wer in der Schulpflege ist, hat direkten Einfluss auf das, was die nächste Generation lernt.»
Affinität für Zahlen
An der Station der Rechnungsprüfungskommission (RPK) erklärt Christian Meier gerade den Unterschied zwischen Finanz- und Geschäftsprüfung. «Wir sind die unabhängige Kontrolle», sagt er. «Wir prüfen, ob die Gemeinde sorgsam mit dem Geld umgeht – und ob die Prozesse stimmen. Wir gehen nicht selbst vor Ort recherchieren, sondern arbeiten anhand der Unterlagen, die uns die Verwaltung bereitstellt.» Jemand will wissen, ob man dafür Buchhalter sein müsse. René Schnyder schüttelt den Kopf: «Interesse für Zahlen und Sorgfalt reichen völlig. Unterschiedliche Hintergründe sind sogar ein Vorteil.»
Zum Zeitaufwand erklärt Schnyder: «Je nach Dossier variiert es. Manche Prüfungen nehmen nur wenig Zeit in Anspruch, andere etwas mehr. Aber man kann gut planen.» Er betont, dass die Arbeit der RPK wichtig ist, um die Transparenz und Verlässlichkeit der Gemeindeführung sicherzustellen. Wer hier mitarbeitet, übernimmt Verantwortung und leistet einen direkten Beitrag zum ordnungsgemässen Funktionieren der Gemeinde – und bekommt zugleich Einblick und Einfluss auf die Entscheidungen.
Kirche mitten im Dorf
Bei der reformierten Kirchenpflege sprechen Katharina Wachter, Claudia Hungerbühler-Gratzer und Robert Fretz mit einer an ihrer Arbeit interessierten Frau. «Wir sind eine kleine Behörde mit grossem Herz», sagt Wachter. «Uns beschäftigen Themen wie Seelsorge, Nachhaltigkeit, Bauunterhalt oder Veranstaltungen.» Hungerbühler-Gratzer ergänzt: «Wer hier mitarbeitet, prägt das soziale Leben in Elgg mit – viele Projekte der Kirche haben längst überkonfessionellen Charakter.» Eine Besucherin meint, sie habe sich nie getraut, bei der Kirche mitzumachen. «Trauen Sie sich ruhig», sagt Fratz schmunzelnd. «Wir beissen nicht. Und wir brauchen Menschen, die offen denken.»
Die Tische des Gemeinderats und der Technischen Betriebe sind durchgehend gut besucht. Der Gemeinderat Elgg ist an diesem Abend vollständig vertreten – ein Zeichen, das viele Gäste beeindruckt. Hier geht es um grosse Linien: Finanzen, Infrastruktur und strategische Entwicklung. Die Arbeit variiert je nach Ressort und Dossier – manche Themen brauchen nur wenige Stunden pro Woche, andere erfordern intensivere Sitzungen. Aber man bekomme auch viel zurück: Einblick, Einfluss und das Gefühl, etwas zu bewegen.
Blick nach vorn
Nach gut einer Stunde ertönt der Schlusston. Leuenberger fasst zusammen: «Wer sich für ein Amt interessiert, kann sich bis 10. November bewerben. Die entsprechenden Formulare können von der Homepage der Gemeinde heruntergeladen werden. Jede Bürgerin und jeder Bürger darf pro Behörde nur ein Unterstützungsformular unterschreiben. Die Namen aller Kandidaturen werden bis Ende November veröffentlicht. Die Wahlen finden regulär am 8. März 2026 statt; falls nötig, gibt es eine Stichwahl am 14. Juli 2026.»
Leuenberger betonte, wie engagiert die Teilnehmenden waren. Der Abend bot die Möglichkeit, direkt mit Behördenvertreterinnen und -vertretern zu sprechen. Stefan Jaques (FDP) und Thomas Heierli (GLP) von der IPK ziehen kurz vor dem Apéro eine positive Bilanz: «Wir wollten einen Raum schaffen, in dem Fragen erlaubt sind – ohne Hemmungen, ohne Parteipolitik im Vordergrund. Der Anlass richtet sich bewusst auch an Menschen ohne Parteibuch. Wenn einige den Mut fassen, im Frühling zu kandidieren, hat sich der Aufwand gelohnt.»
SARAH STUTTE




