Drei ehrenvolle Abschiede
29.04.2023 AadorfDie Spitex Aadorf betreute im letzten Jahr fast 200 Klienten direkt an ihrem Wohnort. 32’378 Kilometer wurden dabei zurückgelegt. Eine Distanz, die bis Melbourne, Australien, und wieder zurück reichen würde. Der Verein steht vor grossen Veränderungen: Die ...
Die Spitex Aadorf betreute im letzten Jahr fast 200 Klienten direkt an ihrem Wohnort. 32’378 Kilometer wurden dabei zurückgelegt. Eine Distanz, die bis Melbourne, Australien, und wieder zurück reichen würde. Der Verein steht vor grossen Veränderungen: Die Präsidentin sowie zwei Vorstandsmitglieder verabschieden sich.
Fast 150 Gäste besuchten die 30. Mitgliederversammlung des Spitex-Vereins am vergangenen Dienstag. Zum letzten Mal eröffnete Dr. med. Sabine Vuilleumier-Koch als Präsidentin die Runde. Die Guntershauserin begann mit den Worten: «Zweimal machte uns ein Virus einen Strich durch die Rechnung. Doch das brachte uns nicht vom Kurs der optimalen ambulanten Versorgung Aadorfs ab.» Im Gesundheitswesen stelle sich nach wie vor die Frage, wie die Attraktivität der Arbeitsplätze erhöht werden kann. Seit dem 1. Januar gilt das neue Personalreglement. Unter anderem wurden dem Pflegepersonal zusätzliche Ferientage gewährt.
Seit fast zehn Jahren befindet sich der Stützpunkt der Spitex Aadorf an der Châtelstrasse. Die Räumlichkeiten bieten doppelt so viel Platz wie dazumal. Bald platze aber auch dieser standort aus allen Nähten. Neue pflegerische Aufgaben wie Intensivierungen von Palliativ- sowie psychiatrischer Pflege haben sich zum ohnehin breiten Spektrum dazugesellt. Immer wieder setzte sich der Vorstand mit der Frage auseinander, ob die Kooperation mit benachbarten Spitexdiensten weiter ausgebaut werden müsse. Doch bemerkenswerte finanzielle Einsparungen wären dabei nicht möglich. Es bewährte sich also, den Fokus auf die Versorgung der Einwohnerinnen und Einwohner Aadorfs zu konzentrieren. «Wir sind in der Lage, alle Anforderungen und die Zufriedenheit der Klienten, das letztendliche Ziel unserer Arbeit, zu erfüllen. Mein herzlicher Dank gilt allen Mitwirkenden für die tolle Zusammenarbeit.»
Nicht nur die Präsidentin, sondern auch die Bereichsleitende Rita Brunschwiler nahm Abschied. «Für mich ist es das 18. Mal, dass ich vor Ihnen stehen darf. Und glauben Sie mir, nervös bin ich immer noch», meinte sie lächelnd. 196 Klienten wurden 2022 zu Hause betreut. 32’378 Kilometer wurden dabei zurückgelegt, was eine Strecke von hier bis nach Melbourne und wieder zurück ausmachen würde. Insgesamt ergibt das eine Wegzeit von 1994 Stunden, sprich 237 vollen Arbeitstagen. Von den 18 Mahlzeitendienstfahrerinnen wurden 6377 Mahlzeiten (943 mehr als im Vorjahr) an durchschnittlich 55 Personen verteilt, was einen Dienstweg von total 6473 Kilometern ergibt.
Mehr als nur liebe Worte
Wie haben Mitarbeitende ihre Chefin Rita Brunschwiler erlebt? Drei Ehemalige berichteten aus alten Zeiten. Fabienne Schellenberger-Kuhn zückte das Mikrofon: «Ich durfte neun lehrreiche und wunderschöne Jahre bei der Spitex Aadorf verbringen. An einem Samstagnachmittag rief mich Rita an. Ich dachte, was will denn meine Chefin am Wochenende? Sie meinte, dass ein Mitarbeiter ausgefallen war und fragte, ob ich Zeit für einen Abenddienst hätte. Zeit hatte ich schon, doch verfügte ich nicht über die nötigen Kompetenzen, einen ganzen Abenddienst allein zu managen. Sie meinte, das hätte sie, doch sie wäre schon Jahre mit der weissen ‹Schoss› unterwegs. Wir mussten beide lachen. Hand in Hand arbeiteten wir an jenem Abend zusammen, als hätten wir nie etwas anderes gemacht.» Weiter ging es mit lieben Worten der ehemaligen Teilzeitmitarbeiterin Rosmarie Erni: «Bis vor etwa fünf Jahren war ich auch im Team dabei und durfte vielen Menschen begegnen. Irgendwann kennt man jede Strasse und alle Winkel der Gemeinde. Insgesamt verblieb ich 18 interessante Jahre. Früher brauchte man bei den Fahrten stets Uhr, Stift, einen Block sowie Klientenmappe und Listen. Heute steckt alles in einem Gerät. Das war ein Wandel, der nicht immer ganz nach meinem Geschmack war. Das Team wuchs mit den Jahren, bis der Umzug in neue Räumlichkeiten nötig wurde. Der Teamgeist war immer sehr gut. Rita hatte stets ein offenes Ohr und Tür für Ärger, Frust und Freude. Mit ihrem Röntgenblick merkte sie sofort, wenn etwas nicht stimmte. Ihre Wertschätzung spürte man immer. Sie konnte kritisieren, doch immer in einem freundlichen Umgang. In all den Jahren sah ich Rita nie mit schlechter Laune.»
Sie übergab Marta Winteler das Mikrofon: «Ich arbeitete fast fünf Jahre bei der Spitex Aadorf, davor an vielen verschieden Orten. Als ich hierherkam, war ich von der Atmosphäre beeindruckt. Bereits am frühen Morgen war Rita da. Der Tag startete stets mit einem Lächeln. Deine Ehrlichkeit und Geradlinigkeit habe ich immer sehr geschätzt.»
Ihre Mitarbeitenden nahmen bereits im Februar von ihrer Bereichsleiterin Abschied. Nun war der Vorstand an der Reihe. Sabine Vuilleumier-Koch übernahm das Wort: «Pflegeberufe sind keine Jobs, die man nach Feierabend an den Nagel hängt. Verantwortungsbewusst und aus vollem Herzen hast du den Beruf verkörpert.» Verdient nimmt Rita Brunschwiler einen Blumenstrauss und dankende Worte entgegen. Man wünsche ihr alles Gute.
Fridolin Borer, der die Arbeit am Aadorfer Stützpunkt bereits am 1. Februar antrat, stellt Brunschwilers Nachfolger dar. Mit Bravour bestand der Pflegefachmann HF mit langjähriger Leitungserfahrung in verschiedenen ambulanten und stationären Einrichtungen seine Probezeit am neuen Arbeitsplatz.
Auch Nicole Rüegg verlässt nach sieben Jahren die Leitung im Fachbereich Pflege. Herzlichst wurde ihr für ihre sorgfältige Arbeit und Fachkompetenz gedankt. Die Stelle konnte an die seit 2018 zum Team zählende Stefanie Bisang, Pflegefachfrau HF und Wundexpertin, weitergegeben werden.
Der neue Präsident heisst …
Den finanziellen Geschäftsbereich präsentierte Roland Haas als erstes mit der Bilanz. Die wichtigsten Kennzahlen gegenüber 2021 sind die Zunahme verrechneter (+3,9%) und geleisteter Stunden (+4,8%), da hauswirtschaftliche Leistungen um 65 Prozent zunahmen sowie mehr Mahlzeiten-Auslieferungen (+17%) stattfanden. Obwohl mehr Strecken per Auto zurückgelegt wurden, konnten die Entschädigungen für Mahlzeitendienste mit tieferen Fahrzeugreparaturkosten kompensiert werden. Nach Abzug der übrigen Betriebskosten aus dem Vorjahr ergibt sich ein Jahresgewinn von rund 37’000 Franken. Die Zuweisung an den Spezialfond «Weihnachtsgeld Mitarbeiter» beträgt 9400. «Wir sind stundenmässig und umsatzmässig gewachsen», sagte Haas und zeigte dies in einem Zehnjahresvergleich. Seit 2013 mit 18’700 wuchs die Zahl stetig und landete im letzten Jahr bei 25’500 geleisteten Stunden. Die verrechneten stiegen von 9000 auf 12’000 an.
Marianne Christen tritt als Pflegefachfrau nach acht Jahren aus ihrem Vorstandsressort Qualitätsmanagement zurück. Die Präsidentin bedankte sich: «Du gingst den Dingen stets kritisch auf den Grund. Für den grossen Einsatz danken wir dir von ganzem Herzen und wünschen viel Zufriedenheit und Gesundheit.» Michael Haldemann zählte vier Jahre zum Vorstand und tritt ebenfalls zurück. Auch ihm wurde im Namen der Spitex für den Einsatz gedankt. Die Kinderkrankenschwester Cornelia Sutter arbeitet seit 30 Jahren im Kantonsspital Winterthur. Die Appenzellerin wurde als neues Vorstandsmitglied vorgeschlagen und sogleich akzeptiert.
Als neuer Präsident wurde Christian Blattner vorgeschlagen. Der IT-Spezialist bringt unabdingbare Fachkompetenzen für die Spitex mit. Der Vorschlag wurde ohne Gegenstimme angenommen. Man gratuliert Christian Blattner und Marianne Christen und wünscht viel Freude in den neu aufgenommen Tätigkeiten.
JULIA MANTEL