Zuerst haben Organisatoren und Behörden den Stand eines Rechtsradikalen am Weihnachtsmarkt genehmigt. Nach Protesten wurde die Bewilligung nun wieder zurückgezogen. Man befürchtete Störmanöver von links.
Geplant war für heute, ...
Zuerst haben Organisatoren und Behörden den Stand eines Rechtsradikalen am Weihnachtsmarkt genehmigt. Nach Protesten wurde die Bewilligung nun wieder zurückgezogen. Man befürchtete Störmanöver von links.
Geplant war für heute, Samstagnachmittag, 7. Dezember, ein «kleiner, aber feiner Weihnachtsmarkt» rund um den Dorfplatz in Hagenbuch, an dem man sich in «vorweihnachtliche Stimmung» bringen kann. Seit der «Blick» vor ein paar Tagen enthüllte, dass auch der Anführer der rechtsradikalen Organisation «Junge Tat» einen Stand betreiben und dort «Getränke und Zimtschnecken» verkaufen wollte, ist es vorbei mit der besinnlichen Stimmung bei den Marktstandbetreibern und im Dorf.
Drei Standbetreiber haben aus Protest ihre Teilnahme abgesagt, da sie «die Präsenz der Gruppierung nicht mit den Werten eines Weihnachtsmarktes vereinbar» finden. Auch innerhalb des privaten Organisationskomitees kam es zu Kontroversen und zu einem Rücktritt. Landauf, landab wurde darüber berichtet – sogar im Kirchenportal kath.ch – und auf der Petitionsplattform Campax eine Unterschriftensammlung gestartet. Innert eines Tages wurde sie fast 5000 Mal unterstützt.
Standbewilligung widerrufen
Am Mittwochabend haben die Organisatoren zusammen mit dem Gemeinderat Hagenbuch mitgeteilt, dass «die ursprünglich erteilte Bewilligung in Absprache zwischen Gemeinderat, Organisationskomitee und dem Standbewerber sistiert worden» sei. «Angesichts der kontroversen Diskussionen und der medialen Aufmerksamkeit, welche die Standbewilligung entfacht hat, sowie Hinweise darauf, dass es zu Störaktionen durch Linksaktivisten kommen könnte», habe man «eine Neubeurteilung der Sachlage vorgenommen». Der Aktivist, der in Oberschneit wohnt, darf seine Zimtschnecken heute also nicht verkaufen.
In der Medienmitteilung wird eingeräumt, dass «das Organisationskomitee unterschätzt (hat), welches Unbehagen die Standbewilligung in Teilen der Bevölkerung und bei anderen Standbetreibern» auslösen würde. Man hat den Beteuerungen des Gemeinde-Mitbewohners geglaubt, dass seine Teilnahme «nicht politisch motiviert» sei, sondern er sich nur «aktiv am Dorfleben beteiligen» wolle.
Doch der Wahl-Hagenbucher ist die Galionsfigur der rechtsradikalen «Jungen Tat», einschlägig vorbestraft und kann nicht «unpolitisch» gelesen werden. Die Gruppe wird vom Nachrichtendienst des Bundes beobachtet; diverse Mitglieder stehen im Verdacht, in militante Aktionen verwickelt zu sein, und müssen sich 2025 wegen Rassendiskriminierung, Nötigung und Sachbeschädigung vor Gericht verantworten.
Bleibt zu hoffen, dass mit der Sistierung der Standbewilligung wieder Ruhe im Dorf einkehrt und der «kleine, aber feine Weihnachtsmarkt» die Besucherinnen und Besucher wie geplant in «vorweihnachtliche Stimmung» versetzen kann.
MITG/REDAKTION