Die Stromzukunft sorgt für grosse Herausforderungen
23.09.2025 AadorfWie kann die Energieversorgung in Zukunft sicher, effizient, nachhaltig und kostengünstig gewähreistet werden? An einem spannenden Informationsanlass der Thurgie AG gaben Experten Einblick in die Zukunft der Stromversorgung und zeigten lokale Lösungen auf.
Der ...
Wie kann die Energieversorgung in Zukunft sicher, effizient, nachhaltig und kostengünstig gewähreistet werden? An einem spannenden Informationsanlass der Thurgie AG gaben Experten Einblick in die Zukunft der Stromversorgung und zeigten lokale Lösungen auf.
Der Informationsabend der Thurgie AG über die neuen Rahmenbedingungen des Stromgesetzes im Gemeinde- und Kulturzentrum Aadorf vom Dienstagabend stiess auf reges Interesse. Vermittelt wurde ein Überblick über die Energiestrategie 2025, den Mantelerlass (Bundesgesetz über eine sichere Stromversorgung mit erneuerbaren Energien), kundenorientierte Angebote und deren Umsetzung.
Heinrich Grob, Verwaltungsratspräsident der Thurgie AG (Kompetenzzentrum für Energie in Aadorf, Eschlikon, Münchwilen, Sirnach Wängi) und Präsident der Genossenschaft EW Münchwilen, konnte rund 70 Teilnehmerinnen und Teilnehmer begrüssen. «Unser Ziel heute ist es, aufzuzeigen, welche neuen Rahmenbedingungen im Energiemarkt auf uns zukommen und was das konkret für Kundinnen oder Kunden bedeutet. Dabei wollen wir Transparenz schaffen, Orientierung geben und Fragen beantworten», sagte er.
Grosse Herausforderungen im Energiemarkt
Die Herausforderungen im aktuellen Energiemarkt seien gross, so Grob. Mit der Energiestrategie 2050 und dem Stromgesetz stelle sich die Schweiz auf eine Zukunft mit mehr erneuerbarer Energie ein. Die Herausforderung sei es, die Versorgungssicherheit, insbesondere in den Wintermonaten, langfristig zu gewährleisten. Dazu brauche es zusätzliche Produktionskapazitäten aus Wasser, Sonne, Wind und Biomasse, Investitionen in Speicherlösungen sowie Anpassungen im Netz.
Marco Tolomei, Experte Netz- und Energiewirtschaft Abonax AG, gab einen Überblick über die Energiestrategie 2050 und den Mantelerlass. Dazu gehören der Zusammenschluss innerhalb der gleichen Liegenschaft (ZEV), der seit diesem Jahr mögliche virtuelle Zusammenschluss zum Eigenverbrauch vZEV und die ab 2026 mögliche lokale Elektrizitätsgemeinschaft (LEG). Ebenso gab er einen Überblick über das Zusammenspiel von Photovoltaik (PV)- Anlagen mit Speicherlösungen und der E-Mobilität. Zum Abschluss erläuterte er die Änderungen der Einspeisevergütungen für PV-Anlagen, welche künftig zum Quartalen Referenzmarktpreis erfolgt (Berechnung erfolgt durch das Bundesamt für Energie BFE).
Der Experte zeigte das Spannungsfeld zwischen inländischer erneuerbarer Energieversorgung, Versorgungssicherheit, Effizienz, politischen Forderungen, und deren Umsetzbarkeit auf. «Die letzten Jahre waren dynamisch, die gesetzlichen Bedingungen müssen in kurzer Zeit umgesetzt werden, die Akteure sind sehr gefordert», so Tolomei.
Herausforderungen in der Zukunft
Mit Blick auf die Zukunft verwies der Experte auf die Abstimmungen über die Blackout-Initiative und den indirekten Gegenvorschlag des Bundesrates sowie über das Stromabkommen mit der EU. Die Energieperspektiven 2060 würden laufend aktualisiert. Die Energie- und Klimaziele seien eng miteinander verknüpft. Grundsätzlich, aber natürlich auch mit Unsicherheiten, sei deren Umsetzung erreichbar, sicher, sauber, schweizerisch und bezahlbar. Die dazu nötigen Technologien seien in Betrieb, vorhanden oder in Entwicklung. «Die Produktionskapazitäten müssen möglichst rasch und umfassend ausgebaut werden», so der Fachmann.
Da in verschiedenen Bereichen Elektrifizierung angestrebt werde, brauche es künftig zunächst mehr Strom. Aber aufgrund von Effizienzmassnahmen, und weil elektrische Anwendungen effizienter seien als fossile Energie, könne der Energieverbrauch in Zukunft vermutlich sogar gesenkt werden. Als weitere Herausforderung sprach Tolomei die Stromversorgung im Winterhalbjahr an, für die derzeit in der Schweiz Strom importiert werden müsse, während im Sommer Strom exportiert werde. In diesem Zusammenhang gab er einen Überblick über das Stromgesetz mit den Zielen Versorgungssicherheit mit Winterreserven, Reserven für Versorgungsengpässe und Speicherwasserkraft, sowie Versorgungsunabhängigkeit.
Lösungen für die Kunden
Thomas Etter, Geschäftsführer der Thurgie AG, stellte anschliessend das Unternehmen vor und erklärte, was dieses unternimmt, um die Kräfte zu bündeln, Lösungen für die Kundinnen und Kunden zu erarbeiten und Sicherheit zu schaffen. Den Beitrag zur Energiestrategie 2025 leistet die Thurgie AG gemäss dem Geschäftsführer mit Energieberatung, E-Mobilitätslösungen, ZEV-Lösungen, Kauf-von Herkunftsnachweisen und mit PV-Bürgerbeteiligung.
Zu den verschiedenen Stromprodukten, welche das Unternehmen anbietet, erklärte der Fachmann, was sich ab 2026 ändert. Die Stromprodukte blieben gleich, die Hauptveränderung betreffe die Hauptkomponenten des Strompreises, welche von bisher drei (Energie, Netznutzung und Abgaben auf vier (neu Messkosten) erweitert würden, um Kostentransparenz für Konsumenten zu bieten. Es handle sich dabei aber nicht um neue Kosten, sondern um eine Aufsplittung. Und weiter, dass bei den Stromprodukten nicht mehr zwischen Hoch- und Niedertarif unterschieden werde, wobei diese Unterscheidung in der Netznutzung bleibe. Neu gibt es laut Etter auch einen Zuschlag solidarisierte Kosten des Bundes. Zum Thema Energiesparen würde vor allem sensibilisiert. Schliesslich ging Etter auf die ZEV vZEV und die LEG ein und erklärte detailliert die Vergütungen mit Minimalvergütungen und Herkunftsnachweisen, die sich schweizweit etwa im Rahmen von 10 Rappen pro Kilowattstunden bewegten.
Das Fazit des Experten: Die regulatorischen Anforderungen nehmen zu, es gibt sehr viele Veränderungen im Markt, alle Marktakteure sind gefordert, die Umsetzung der Detailfragen braucht Zeit. «Die Wirtschaftlichkeit einer Produktionsanlage ist aber nicht hautsächlich abhängig vom Einspeisepreis, sondern vor allem von der Investition, dem Eigengebrauch und dem Wetter», gab Thomas Etter zu Bedenken.
Strompreise und andere Fragen
Beide Referenten sprachen zum Teil auch Detailfragen – zumindest aus Sicht von Laien – an. «Das waren viele Informationen in kurzer Zeit», war sich der Geschäftsführer der Thurgie AG bewusst. Einzelne Fragen konnten in der anschliessenden Fragerunde beantwortet werden, welche sich vor allem um die Strompreise, die Energiespeicherung, und die interne Stromsteuerung im Haushalt drehten. Sie wurden von den Experten sehr ausführlich und kompetent beantwortet. Beim anschliessenden Apéro gab es Gelegenheit für weitere Fragen. Zudem verwiesen die Experten auf die entsprechenden Webseiten.
BETTINA STICHER
Weitere Informationen: www.lokalerstrom.ch
www.thurgie.ch