Die Seelenlandschaften des Caspar David Friedrich
07.10.2023 RegionIm Winterthurer Museum Reinhart am Stadtgarten ist zurzeit eine hochkarätige Ausstellung zu sehen. Sie widmet sich dem zeichnerischen und malerischen Werk des deutschen Künstlers Caspar David Friedrich (1774 – 1840), dessen 250. Geburtstag im nächsten Jahr gefeiert ...
Im Winterthurer Museum Reinhart am Stadtgarten ist zurzeit eine hochkarätige Ausstellung zu sehen. Sie widmet sich dem zeichnerischen und malerischen Werk des deutschen Künstlers Caspar David Friedrich (1774 – 1840), dessen 250. Geburtstag im nächsten Jahr gefeiert wird.
«Caspar David Friedrich und die Vorboten der Romantik», wie sich die Ausstellung nennt, präsentiert Exponate aus den verschiedensten Stationen seines Lebens sowie auch Werke seiner Zeitgenossen. Es handelt sich um die erste Ausstellung dieser Art in der Schweiz.
Friedrich wird am 5. September 1774 als sechstes Kind einer Handwerkerfamilie in Greifswald geboren. Sein Vater arbeitet selbständig als Seifensieder und Talglichtproduzent. Im Alter von 14 Jahren erhält Caspar David, der nicht in der Lage ist, einen handwerklichen Beruf auszuüben, Zeichenunterricht und kann aufgrund seiner Befähigung im Jahre 1894 an der Königlich Dänischen Kunstakademie in Kopenhagen mit dem Studium beginnen. Vier Jahre später siedelt er sich in Dresden an, wo er mit einigen Unterbrüchen den Rest seines Lebens verbringt. Ab 1802 vermag er sein Schaffen zu steigern, was darin gipfelt, dass er auf Drängen Johann Wolfgang von Goethes die Hälfte des ersten Preises beim Wettbewerb der Weimarer Preisaufgaben erhält. So wird er mit einem Schlag weit über die Stadt Dresden hinaus bekannt. In den Folgejahren schafft er wichtige Werke wie der «Teschener Altar» oder «Der Mönch am Meer».
Der Naturliebhaber
1818 heiratet er 43-jährig – zur allgemeinen Überraschung – die knapp zwanzig Jahre jüngere Christiane Caroline Bommer. Die Hochzeitsreise bringt sie über Greifswald, Wolgast und Stralsund bis auf die Insel Rügen. In diesem Jahr malt er mehrere seiner Hauptwerke wie die «Kreidefelsen auf Rügen», «Wanderer über dem Nebelmeer», «Die Kathedrale» und «Zwei Männer in Betrachtung des Mondes».
Friedrich liebt die Natur, die ihm zuweilen mehr Freund ist als die Menschen. Er wandert oft tagelang, übernachtet in Wäldern und skizziert. Seine Bilder hingegen fertigt er im Atelier an. Sie sind oft Neukompositionen, in die er dann sein Skizzenmaterial einbaut. Friedrich ist ein Meister in der Anwendung neuer Mittel in der Bildgestaltung und es gelingt ihm mit klaren kompositorischen Regieanweisungen, den Betrachter tief in das Bild hineinzuführen und seine Aufmerksamkeit dort zu bannen. So stellt er unter anderem sein Bildmotiv direkt in das Zentrum des Bildes, sodass dieses dem Betrachter direkt gegenübersteht und von ihm unmittelbar wahrgenommen wird.
Er zeigt Landschaftsmotive, die nicht nur Abbild einer physischen Wirklichkeit, sondern gleichsam auch immer seelische Urbilder sind, die zentrale Lebensthemen wie zum Beispiel Leben und Tod, Diesseits und Jenseits, kühnes Handeln und hingebendes Staunen aufwerfen. So können diese Bilder mit gutem Recht auch als Seelenlandschaften bezeichnet werden, die Türöffner in eine innere verborgene Welt sein können.
Ab 1824 hat er zunehmend mit gesundheitlichen Schwierigkeiten zu kämpfen. Ausserdem ist sein Werk in Anbetracht des aufkommenden Realismus nicht mehr im bisherigen Ausmass gefragt.
Zehn Jahre später erleidet er einen Schlaganfall, von dem er sich nicht mehr ausreichend erholen kann. Er stirbt verarmt 65-jährig am 7. Mai 1840 in seiner Wohnung in Dresden.
Die Ausstellung ist noch zu sehen bis zum 19. November.
MICHEL CUENDET, CUENDET KUNSTGALERIE ELGG