Die Leerwohnungsziffer nimmt ab
29.08.2023 Elgg, HagenbuchIm Kanton Zürich ist die Leerwohnungsziffer, das heisst der Anteil der Leerwohnungen am gesamten Wohnungsbestand, von 0,61 auf 0,53 Prozent gesunken. Dies ist einer der tiefsten Werte seit der Jahrtausendwende. Auch in den Gemeinden Elgg und Hagenbuch ist ein Rückgang zu ...
Im Kanton Zürich ist die Leerwohnungsziffer, das heisst der Anteil der Leerwohnungen am gesamten Wohnungsbestand, von 0,61 auf 0,53 Prozent gesunken. Dies ist einer der tiefsten Werte seit der Jahrtausendwende. Auch in den Gemeinden Elgg und Hagenbuch ist ein Rückgang zu verzeichnen.
Wer eine Wohnung sucht, steht je nach Region vor einer echten Herausforderung, denn die leeren Wohnungen sind zunehmend Mangelware und die Preise steigen. Der diesjährige Rückgang ist allerdings schwächer als in den beiden Vorjahren und nicht flächendeckend, vermeldet die Zürcher Direktion der Justiz und des Innern. Nur etwas mehr als die Hälfte der Gemeinden habe eine Abnahme der Leerwohnungsstände gemeldet. Auf regionaler Ebene würden das Zürcher Oberland die höchste, die Städte Zürich und Winterthur die tiefste Leerwohnungsziffer aufweisen.
Gemäss kantonalem statistischem Amt nehmen die Leerwohnungsziffern auch in den hiesigen Zürcher Gemeinden ab. Die Zahlen der Gemeinde Elgg zeigen eine konstante Abnahme in den letzten Jahren von 1,95 Prozent 2020 auf deren 0,5 im laufenden Jahr. In absoluten Zahlen heisst dies: Vor drei Jahren standen 46 Wohnungen leer, jetzt noch deren zwölf. Für Hagenbuch zeigen die statistischen Werte, dass die Leerwohnungsziffer zur Jahrzehntwende bei 2,77 Prozent (14 Wohnungen) lag. aktuell wird im Gemeindeporträt die Zahl Null ausgewiesen. Letztes Jahr waren es noch 1,37 Prozent oder sieben Wohnungen. Gemeindeübergreifend kumuliert gingen also die Leerwohnungen innert dieser Periode von 60 auf zwölf retour. In diesem Sinne also gut, entstehen nun mit dem Äntenschnabel reichlich neue Wohnungen.
Anstieg beim Eigentum, weniger Mietwohnungen
Hinter dem allgemeinen Rückgang der Leerstände verbergen sich kantonsweit unterschiedliche Entwicklungen bei den Miet- und Eigentumsobjekten, teilt die Direktion der Justiz und des Innern weiter mit. Bei Letzteren sei erstmals seit 2016 ein Anstieg zu beobachten. Mit 858 Objekten sei der Eigentumsleerstand jedoch weiterhin deutlich unter dem Niveau der Jahre vor Corona, als es jeweils über 1000 Einheiten waren. Bei den Mietwohnungen wären 3245 leere Objekte gezählt worden. Gegenüber dem Vorjahr sind dies fast 17 Prozent weniger.
Prozentual sei der Rückgang bei den Wohnungen mit drei oder weniger Zimmern am stärksten. Bei jenen mit mindestens fünf Zimmern habe es hingegen etwas mehr Leerstände gegeben. Letzteres sei sowohl im Eigentums- als auch im Mietwohnungsmarkt zu beobachten. Als Folge davon hätten sich die Leerwohnungsziffern für die unterschiedlichen Grössen stark angenähert. Dennoch stünden solche mit vier oder mehr Zimmern noch immer seltener leer als die kleineren.
Möglicher Nachfrageüberhang aus dem Vorjahr
Der Rückgang der Leerwohnungsziffer weist gemäss Kanton darauf hin, dass der Ausbau des Wohnungsangebots die Nachfrage nicht deckt. Gemäss vorläufigen Daten habe die Nettowohnungsproduktion (Neubauten minus Abbrüche) im ersten Halbjahr in den meisten Regionen zwar zugenommen, bleibe aber mehrheitlich unter dem Durchschnitt der letzten Jahre. Die Stadt Zürich habe im ersten Halbjahr zwar ein sehr grosses Plus an neuen Wohnungen verzeichnet, aber die Leerwohnungsziffer hätte trotzdem nicht zugenommen. Möglicherweise habe die geringe Bautätigkeit in den Vorjahren in der Stadt und in geringerem Umfang auch in anderen Regionen einen Nachfrageüberhang verursacht, der sich immer noch bemerkbar mache.
Der Anteil der Neubauwohnungen (fertiggestellt ab 2021) am Leerwohnungsbestand betrage im Kanton elf Prozent. Im Vergleich dazu habe der Anteil vor sieben Jahren (2016), als noch mehr Wohnungen gebaut wurden, bei rund 25 Prozent gelegen. Die Aufgliederung der Leerstände nach Wohnungstyp (EFH gegenüber MFH) widerspiegle unterschiedliche Entwicklungen auf dem Miet- und Eigentumsmarkt. Der Anteil der Einfamilienhäuser am gesamten Leerstand sei um fünf Prozentpunkte auf 15 Prozent gestiegen. So hoch habe er zuletzt vor 20 Jahren gelegen. Absolut betrachtet sei der Einfamilienhausleerstand mit 620 Objekten jedoch unter dem Niveau der Vor-Corona-Jahre.
RENÉ FISCHER
Leerwohnungszählung
Die Leerwohnungszählung wird nach den Vorgaben des Bundesamts für Statistik durchgeführt. Sie erfasst bei allen Gemeinden die am 1. Juni leerstehenden Wohnungen, welche entweder zur dauernden Miete oder zum Kauf angeboten werden. Nicht erfasst werden jene, die zwar unbewohnt, jedoch schon vermietet oder verkauft sind. Die ausgewiesenen Leerstandszahlen umfassen also nur jenen Teil des Angebots, der nicht sofort von der Nachfrage absorbiert wird. Auf Gemeindeebene kann die Leerwohnungsziffer von Jahr zu Jahr stark schwanken, weil Neubauprojekte unter Umständen einen grossen Einfluss darauf haben. Zudem kommt es vor, dass die Gemeinden ihre Erhebungsmethode anpassen.