Die «Gumele» bewegt
26.06.2025 ElggÜber 30 Personen trafen sich am Samstag im Bärenhof Elgg zum «JeKaMi»-Anlass «Guhwilmühle». Mit so viel Interesse hatten die Organisatoren nicht gerechnet – umso erfreulicher war die grosse Bereitschaft, sich für den Erhalt der Guhwilmühle ...
Über 30 Personen trafen sich am Samstag im Bärenhof Elgg zum «JeKaMi»-Anlass «Guhwilmühle». Mit so viel Interesse hatten die Organisatoren nicht gerechnet – umso erfreulicher war die grosse Bereitschaft, sich für den Erhalt der Guhwilmühle zu engagieren.
Nach einer kurzen Begrüssung von Projektleiter Martin Glaunsinger und dem WAK-Präsidenten Erich Wegmann ging es am vergangenen Samstag gleich an die Arbeit. Es wurden sechs Gruppen gebildet, und jede Gruppe erhielt den Auftrag, Ideen für die Guhwilmühle zu sammeln. Martin Glaunsinger betonte mehrmals, dass am heutigen Nachmittag keine Grenzen gesetzt seien, und lud alle Anwesenden ein, über den Tellerrand hinauszuschauen und alle Ideen einzubringen. Erst später wolle man sortieren, die Umsetzbarkeit prüfen und aussondieren.
Im Austausch, bei der Ideensammlung und in Gesprächen im Bärenhof Elgg wurde rasch klar, wie unterschiedlich die Motivation der Anwesenden war. In meiner Arbeitsgruppe begegneten sich ein pensionierter und ein mitten im Berufsleben stehender Architekt, ein ehemaliger Landwirt aus Wiesendangen, ein junger Neuzuzüger und ein in der Untermühle engagierter Pensionär. Sie alle verband etwas anderes mit der Guhwilmühle. Die einen kannten sie als beliebtes Ausflugsziel mit Familie, andere nur aus Erzählungen von Bekannten und wiederum andere aus ihrer Zeit in der Kavallerie, deren Übungen oft in die Guhwilmühle führten, da dort nicht nur Pferde Wasser, sondern auch die Reiter Verpflegung fanden.
Die bewegte Geschichte eines besonderen Ortes
Die Guhwilmühle, deren Geschichte bis ins 17. Jahrhundert zurückreicht, hat schon immer bewiesen, dass sie sich zu bewegen weiss. Mehrmals durch Hochwasser und Brände zerstört, wie 1691 durch eine Überschwemmung und 1709 durch ein Feuer, wurde das heutige Wohn- und Mühlgebäude im Jahr 1730 neu aufgebaut. Im Laufe der Jahrhunderte erlebte sie viele Veränderungen: Aus der ursprünglichen Getreidemühle wurde um 1910 ein Tanzsaal, die Säge wandelte sich zu einer Kegelbahn. Die Gaststube, die seit 1823 unverändert geblieben ist, zeugt von der Beständigkeit und dem Charme dieses besonderen Ortes. Diese reiche Vergangenheit prägt auch heute noch das Gefühl für die Guhwilmühle als einen geschichtsträchtigen Treffpunkt.
Von Hot Pot bis Kegelbahn
So unterschiedlich die Verbindungen zur Guhwilmühle waren, so unterschiedlich waren auch die Ideen. Als diese ins Plenum getragen wurden, zeigte sich das ganze Sammelsurium. So wurde unter anderem genannt: Eventlokal, weiterhin handyfreie Zone, Permakulturgarten, Biergarten, Erweiterung Spielplatz, Museum für landwirtschaftliche Geräte, Seilpark, Kneippweg, Familienausflugsrestaurant, Sicherstellung bargeldlose Bezahlung, Schaffung Arbeitsplätze im zweiten Arbeitsmarkt, Ausbildungsbetrieb, Hotpot, Picknickstelle, Seminarräume, Co-Working Places, Streichelzoo, Zentrum für Meditationen und alternative Therapien, Gästezimmervermietung, Konzertveranstalter, öffentliche WC-Anlagen und, und, und. Einig war man sich, dass das Restaurant und der Saal ihren ursprünglichen Charme behalten sollen – insbesondere die Gaststube, die seit 1823 fast unverändert geblieben ist, als Zeugnis der langen Tradition der Guhwilmühle als Ort der Gastfreundschaft und Begegnung. Ob nun das Waschhüsli eine Gelateria oder ein Tiny-Airbnb wird, an kreativen Ideen mangelte es wahrhaftig nicht.
Mehrere Gruppen griffen auch die Kegelbahn auf, die früher in der Guhwilmühle existierte – sie stammt aus der Zeit um 1910, als die Mühle einen Tanzsaal bekam und der ehemalige Sägeraum umfunktioniert wurde. Ob nun handbetrieben, mit «einem Fräulein, das die Kegel aufstellt», oder automatisch betrieben – die Wiederauflebung dieser historischen Kegelbahn wäre sicherlich eine gelungene Sache.
Und wie weiter?
Am Schluss wurden die Ideen anhand der Überschriften von Martin Glaunsinger, der Erfahrung im Change-Management mitbringt, geclustert und die verschiedenen Abhängigkeiten aufgezeigt. Ein Anwesender mit Hotellerie-Erfahrung warf die Frage auf, wieso denn überhaupt etwas geändert werden soll. Es laufe ja alles rund.
Der jetzige Besitzer Ruedi Schaufelberger, der erfreulicherweise noch bis zur Übergabe im Jahr 2027 zusammen mit seiner Frau weiterwirtet, ergriff das Wort: «In der heutigen Zeit ist es fast unmöglich, noch Personal zu finden. Wenn Schlechtwetter ist, sage ich dem Personal ab. Wer möchte schon so ungewiss arbeiten? Ich habe das Glück, dass wir ukrainisches Personal fanden. Am Anfang konnten sie nicht einmal Deutsch. Sie wurden von uns ausgebildet und inzwischen bedienen sie unsere Gäste vorzüglich.»
Es leuchtet ein, dass bei einem Neudenken des Betriebs nicht darauf abgestellt werden soll, dass sich solches Personal findet. Gleichzeitig soll auch das Angebot für Gäste so gestaltet sein, dass es langfristig attraktiv bleibt. Ein zukunftstauglicher Betrieb denkt beides mit: innen und aussen, Personal und Gast.
Am Ende der Veranstaltung erklärte Martin Glaunsinger den weiteren Verlauf: «Wir werden nun Kommissionen bilden, die sich einzelnen Aufgaben annehmen. Wir freuen uns, wenn Anwesende auch in den Kommissionen mitarbeiten. Wir sind bestrebt, den Arbeitsaufwand für alle Interessierten so gering wie möglich zu halten. Der Kick-Off wird in der Guhwilmühle stattfinden.» Viele trugen sich in die Liste ein. Wir sind gespannt, wie viele Ideen weiterhin sprudeln und schlussendlich umgesetzt werden.
ANJA C. WOLFER BAKA
Aufruf: Um die Kegelbahn wieder herzustellen, sind die Verantwortlichen auf Bilder et cetera angewiesen. Wenn Lesende über Bilder der Kegelbahn verfügen oder jemanden kennen, der allenfalls solche hat, freut sich Martin Glaunsinger über eine Kontaktaufnahme: mglaunsinger@wak-elgg.ch