Die «Eintracht» strahlt
13.07.2023 ElggIn der «Eintracht» hat sich in den letzten Jahren – sowohl äusserlich wie auch im Innern – viel getan. Die rosa Fassade verabschiedete sich endgültig von der typischen 80er-Jahre-Beiz und erscheint neu im sonnigen Gelb. Wer bei dieser Farbauswahl seine ...
In der «Eintracht» hat sich in den letzten Jahren – sowohl äusserlich wie auch im Innern – viel getan. Die rosa Fassade verabschiedete sich endgültig von der typischen 80er-Jahre-Beiz und erscheint neu im sonnigen Gelb. Wer bei dieser Farbauswahl seine Finger im Spiel hatte, erfahren Sie hier.
Müsste sie sich jetzt Restaurant Sonne nennen? Die «Eintracht» prägt die bedeutende Kreuzung Vordergasse, Bahnhof- und Poststrasse. Sie liegt an einer Staatsstrasse im Perimeter des schutzwürdigen Ortsbildes von überkommunaler Bedeutung und in einer archäologischen Zone. Das Restaurant hatte einen Anstrich dringend nötig. Bei genauerer Betrachtung wirkte es «verfallen», diverse Farbschäden machten auf sich aufmerksam. Allein schon logische Gründe, das Rosa käme im Kern schon zu häufig vor, weckten das Bestreben einer Neugestaltung. Mit dem modernen Erscheinungsbild wird gleichzeitig eine neue Ära eingeläutet. Über 30 Jahre lang wirtete dort Jakob Hösli – seine Traditionen aus der Küche blieben erhalten. Seit der Übergabe an die beiden Chefköche Andrew Patrick und Bambel Paganini im letzten Juli punktet die «Eintracht» jetzt auch mit einer neuen Fassade: frisch, freundlich und modern.
In welcher Farbe diese nun daherkommen soll, entschied die dafür gegründete Baukommission. Diese bildete sich aus den beiden WAK-Vorstandsmitgliedern Bernhard Egg und Katharina Bart sowie dem Wirt Patrick. Die richtigen Leute zusammentrommeln – der erste Schritt für den Präsidenten und Bauherrn Erich Wegmann, Genossenschaft Wohnen, Arbeit und Kultur (WAK). Das Gebäude zählt schon knapp drei Jahre zum Genossenschafts-Portfolio. Das komplette «Herz» des Hauses wurde neu saniert. Nach den Renovationen im Restaurantinnern (neue sanitäre AnlAgen, Bodenbeläge, Buffetanlage) und Umrüstungen (Asbestsanierungen, Umstrukturierungen der Nasszellen, Akustik, brandschutztechnische Ertüchtigung) im vergangenen Jahr soll nun auch das äussere Erscheinungsbild zur Einrichtung passen.
Im zweiten Schritt galt es, den richtigen Architekten für das Vorhaben zu gewinnen. Welcher Stil eignet sich am besten für das Objekt? Das Vierergespann entschied sich für Philipp von Ah, Architekt und Geschäftsführer der Vonah-Imfeld Architekten AG, Elgg, der bereits über Erfahrungen einiger Häuser im Dorfkern sprechen kann. Wer jetzt denkt, dass die Mehrheit aller Beteiligten die Farbe bestimmt, irrt sich. Über eine Farbgebung wird diskutiert, bis sich alle einig sind.
Von Vanille über Safran- und Wüstengelb
Die erste Idee: ein Auberginen-Lila. «Ein violettes Haus hätte ich im Dorfkern gerne gesehen», meint Erich Wegmann. Welche Töne der drei ersten Vorschläge (violett, gelb, oliv) am geeignetsten wären, wurde mit dem Architekten besprochen. Dieser nahm zuerst die Umgebung genauer unter die Lupe: Wie sieht es bei den Nachbarn so aus? Passen die auserwählten Farben gut zum Kontext? Gibt es eine, die in der Hauszeile aufgegriffen werden könnte? Fassaden dürfen sich nicht allzu ähnlich sein. Zu viele verschiedene Töne vermeiden, Wiederholungen sind okay – einfach nicht zu viele. Das Ganze soll stimmig sein. «Schreiende» Farben wie ein grelles Rot wirken disharmonisch. Unter anderem zeigt sich das naheliegende Pflegezentrum Eulachtal in einem sonnigen Ton. Gelb lautete somit die Siegesfarbe des gutbürgerlichen Restaurants.
Wie intensiv dieses Gelb nun sein darf, entschied sich in einem weiteren Schritt: Es folgte ein Treffen mit dem Kernzonenberater. Eine Dreiecksbeziehung, deren Prozess manchmal ziemlich langwierig vonstattengeht. Gewisse Logos enthalten bereits eigene Farben. Und auch diese galt es zu berücksichtigen. Das neutrale schwarzweisse Aushängeschild der «Eintracht» stellte angenehmerweise kein weiteres Problem dar. Das Geschehen konnte in RekoRdzeit behandelt werden. Letzten Endes galt es für die Genossenschaft und den Architekten als höchstes Anliegen, dass der neue Look den Betreibern entspricht. Andrew Patrick verliess sich ganz auf die Fachkenntnisse seiner Kommissionskollegen. Der Wirt zeigt sich sehr zufrieden mit der Farbe und erzählt: «Viele fragten, wo man hier gut essen könnte – und winkten bei der rosa Farbe bereits ab.»
Neue «Stammkneipe» gefällig?
Unter Denkmalschutz steht das Gebäude zwar nicht. Doch aufgrund ihrer Inventarisierung, wie es die meisten Häuser in Elgg sind, waren Schutzabklärungen nötig, damit keine historischen Elemente verschwinden. Fünf Wochen hielten die Aussenbauarbeiten an. Ein grosses Dankeschön gilt den Nachbarn, die mit den Lärm- und Staubemissionen zurechtkommen mussten. Die komplette Fassade wurde neu verputzt, Fenster saniert, Läden neu gestrichen und der Sandstein aufbereitet. Treppengeländer, ein neuer Sockelbereich, Schriftzug, Wirtshausschild, Beleuchtung und ein kleines Vordach beim Hintereingang folgen. Die neue Beschriftung wird sich leicht von der Fassade abheben – Tiefenwirkung entsteht. Im Untergeschoss ist bereits eine Bar in Planung, im Herbst folgt dort sogar ein «Fumoir». Dem Ausbau der Gartenwirtschaft wird man sich in den kommenden Jahren annehmen. Eine Gastrobetrieb mit Leib und Seele ist also weiterhin garantiert.
JULIA MANTEL