Der Wettergott hatte ein Einsehen
02.09.2025 AadorfBei aufklarendem Himmel reiste der Alexanderclub in eine touristisch weniger bekannte Gegend der Nordwestschweiz und wurde mit einem feinen Mittagessen und dem Besuch eines kleinen, aber stilvollen Museums belohnt.
Nach dem mit Starkregen und Sturmböen durchzogenen Vortag hatten die ...
Bei aufklarendem Himmel reiste der Alexanderclub in eine touristisch weniger bekannte Gegend der Nordwestschweiz und wurde mit einem feinen Mittagessen und dem Besuch eines kleinen, aber stilvollen Museums belohnt.
Nach dem mit Starkregen und Sturmböen durchzogenen Vortag hatten die meisten Mitglieder des Alexanderclubs am Reisetag vorsorglich einen Regenschirm im Gepäck. Frohgemut fanden sich 26 Damen und Herren am Treffpunkt ein, wo der Rollstuhlbus von Thurtal-Reisen bereitstand. Der den meisten bekannte Chauffeur Marcel Stillhard war dafür besorgt, dass auch die gehbeeinträchtigten Damen bei jedem Halt den Ein- und Ausstieg mit dem hydraulischen Lift sicher bewältigen konnten. Andernfalls könnten sie beim Jahresausflug nicht mehr teilnehmen. Überpünktlich, dank der Disziplin der Reisenden, nahm der Chauffeur die Reise unter die Räder. Zügig brachte er den ersten Teil des Weges bei normalem Verkehr auf der Autobahn über Zürich Richtung Solothurn hinter sich. Ab Oftringen ging der Weg über Landstrassen durch Aarburg mit seiner imposanten Festung auf felsiger Höhe – Wangen an der Aare, Hauptort des bernischen Oberaargaus – Egerkingen, wo die ehemalige TV-Serie «Motel» mit Jörg Schneider als Hauptdarsteller gedreht wurde – Balsthal, Hauptort des Bezirks Thal im Kanton Solothurn und über die kurvenreiche Passwang-Strasse bis Mümliswil-Ramiswil. Da erwartete uns beim Restaurant Alpenblick auf 950 Meter über Meer ein Panorama, bei dem sich die Berge leider noch etwas hinter Nebelbänken verbargen. Das üppige Mittagessen, Salat, Kalbsgeschnetzeltes und Rösti inklusive Nachservice, schmeckte sehr gut. Solchermassen gestärkt war die nächste Wegetappe bis nach Seewen durch die ländliche Gegend des solothurnischen Hinterlandes abwechslungsreich. Das Wetter zeigte sich zum Glück den ganzen Tag über freundlich und mit angenehmen Temperaturen.
Eine klingende Geschichte über Musikautomaten
Bald erreichten wir das Hauptziel des Ausfluges, das Museum für Musikautomaten, gemäss Prospekt mit selbstspielenden Wundern ausgestattet. Schon der Empfang mit nostalgischer Chlausmärt-Musik von der grössten reisenden Konzertorgel der Welt machte neugierig auf die angesagte Führung. Eine kompetente Dame erklärte uns, dass das Museum seine Existenz einem gewissen Dr. h.c. Heinrich Weiss zu verdanken habe, der eine umfassende Sammlung an Schweizer Musikdosen, Plattenspieldosen, Automaten, Uhren mit Musikwerk und grossen mechanischen Musikautomaten zusammengetragen hatte. Die über Pedale betriebenen Phonolas und Pianolas gehörten anfangs des 20. Jahrhunderts in jeden gutbürgerlichen Salon. Für Gasthäuser und Tanzsäle wurden elektrische Klaviere und riesige pneumatische Orchestrions gebaut, und eine als achtes Weltwunder gepriesene selbstspielende Geige begeisterte die Mu-sikliebhaber. Mitte der 60er-Jahre konnte Heinrich Weiss von einem Industriebetrieb in Deutschland eine der ganz wenigen verfügbaren Philharmonie-Orgeln der Firma M. Welte & Söhne aus Freiburg im Breisgau erwerben, die zusammen mit 1400 Notenrollen einen weiteren Markstein der Sammlung bildete. Für dieses riesige Instrument musste eine eigene Halle gebaut werden. Im Laufe der Restaurierung des Instrumentes in den Jahren 2005 bis 2007 stellte sich heraus, dass diese Orgel ursprünglich für die Britannic, dem Schwesternschiff der Titanic, gebaut worden war. Für uns speziell spielte das eigenständig spielende Instrument die weltberühmte Toccata aus der 5. Symphonie des französischen Komponisten, Organisten und Musikpädagogen Charles-Marie Widor. Weiter wurden auch die Fabriken namentlich erwähnt, wo beispielsweise die kleinen Musikdosen zu Tausenden hergestellt und vertrieben wurden, wie die Arbeit der Lochstanzer für Musikautomaten vor sich ging und wie die Musikgeräte ständig verbessert und modernisiert wurden.
Im Jahre 1990 ging das heute weltberühmte Museum als grosszügige Schenkung an die Schweizerische Eidgenossenschaft über. Das Departement des Inneren integrierte die Sammlung in die Schweizerischen Landesmuseen. Nach dieser Geschichtsstunde konnten die vielseitigen Abteilungen besucht werden. Im grossen Salon mit den roten Polstermöbeln konnte man den vielen verschiedenen Musikautomaten und Spieluhren zuhören.
Ruhige Heimfahrt und nächster Termin
Nach dieser interessanten Führung hatten sich die Ausflügler noch etwas Zeit für eine Rast im Museumsrestaurant verdient. Zum Kaffee oder zum Getränk boten sich Kuchen und Cornet Glacé als Zvieri an. Dann konnte getrost die Heimfahrt in Angriff genommen werden. Die Route über Liestal – Rheinfelden – Laufenburg – Bad Zurzach liess ein zügiges Vorankommen zu. Auf der ruhigen Fahrt auf der Autobahn zwischen Winterthur-Wülflingen und Wängi bedankte sich die Präsidentin Edith Stadelmann bei dem Reiseleiter-Ehepaar Jud für die sorgfältige Vorbereitung und für die Leitung des interessanten Ausflugs, beim Chauffeur Marcel Stillhard für die ruhige Fahrt und die vorteilhaften Routen und nicht zuletzt auch bei allen Reisenden, dass sie wieder dabei waren. Auch Toni Jud schloss sich diesen Worten gerne an. Dann meldete sich der Chauffeur zu Wort, um seinerseits einen Dank für die Pünktlichkeit und die angenehme Teilnahme auszusprechen. Dann war schon bald wieder Aadorf erreicht, wo man nach Belieben bei der Firma Gressel oder bei der Migros aussteigen konnte.
Eine zufriedene Reisegesellschaft, die mit vielen Eindrücken über ein aussergewöhnliches Museum und nach vielen netten Gesprächen beim Essen und auf den Fahrten erfüllt war, strebte mit einigen Ausnahmen gerne wieder dem heimischen Herd zu. Danke lieber Alexanderclub für die schöne jährliche Ausfahrt mit einer interessanten Besichtigung. Das nächste Treffen am Freitag, 19. September, birgt einen humoristischen Beitrag. Es lohnt sich, auch dann wieder dabei zu sein.
GERTRUD ULLRICH