Der Werkhof – ein neuer Schaffensplatz
17.06.2023 OberschneitDas Schulheim Elgg erweitert sich. Bis Ende Jahr werden die Umbauarbeiten des neuen Werkhauses abgeschlossen sein. Eine Spendenaktion brachte die stolze Summe von knapp über einer Million Franken zusammen.
Plattenlegen, gipsen, zimmern … die Umbauarbeiten am ...
Das Schulheim Elgg erweitert sich. Bis Ende Jahr werden die Umbauarbeiten des neuen Werkhauses abgeschlossen sein. Eine Spendenaktion brachte die stolze Summe von knapp über einer Million Franken zusammen.
Plattenlegen, gipsen, zimmern … die Umbauarbeiten am Projekt Werkhaus wurden sozusagen zur erweiterten Schnupperlehre im handwerklichen Bereich. Für Niklaus Stähli, Arbeitsagoge des Schulheims Elgg, war es von Anfang an das grösste Anliegen, so viel es geht mit den Jugendlichen zu verrichten. «Wir bekamen freie Hand», erzählte der ausgebildete Zimmermann. Seit zwei Jahren wird in Oberschneit 35 renoviert – und das brachte ihn an den Anfang seiner Berufskarriere zurück. Doch dazu später mehr.
Bernhard Egg begrüsste das Schulheimteam sowie anwesende Schülerinnen und Schüler, Freunde und Verwandte, Vereins- und Vorstandsmitglieder, Gönner und Nachbarn, die sich am Mittwochabend zum Aufrichtfest in das bald fertiggestellte Werkhaus begaben. Der Vereinspräsident des Schulheims erklärte das bald stattfindende Angebot: «Viele Jugendliche kommen in einem Alter zu uns, in dem sie so einiges auf einmal bewältigen müssen. Für mehr Zeit in der Selbst- und Berufsfindung wird die neue Begegnungsstätte künftig dienen.»
Auf drei Stockwerken verteilt
Für das Schulheim stellt der Werkhof den ersten seiner Art dar. In Elgg gibt es bereits Werkstätten und ein Atelier. Um den jungen Erwachsenen ein Selbstfindungsjahr, getrennt von jüngeren Schülern, zu ermöglichen, können sie hier ihren Alltag umsetzen. So haben sie mehr Zeit, wichtige Entscheidungen fürs Leben zu treffen. Im Untergeschoss mit Tor können sie an Maschinen oder in der Spritzerei ihr Handwerk unter Beweis stellen. Im weiter oben gelegenen Theorieraum und dem Atelier können Projekte verfolgt oder in der anliegenden Küche das gemeinsame Mittagessen gekocht werden. Der oberste Stock dient als gut begehbarer Lagerraum.
Muss die kommende Werkklasse bald in die Pedalen Richtung Oberschneit trampeln, um rechtzeitig im Unterricht zu erscheinen? Wenn Sozialarbeiterinnen am Ende ihrer Nachtschicht das Frühstück im Schulheim vorbereiten, erledigen sie den Fahrdienst für die beiden Wohngruppen aus Elgg.
Umbauprojekt bietet wertvolle Lerneffekte
Pensioniert und weiterhin engagiert: Auf der Baustelle setzt der Arbeitsagoge und ehemals jahrelange Mitarbeiter Renato Bertozzi zusammen mit Niklaus Stähli so viel wie möglich in Eigeninitiative um. Ihr jüngstes Kind: Die grosszügige Eichentreppe im Eingangsbereich. Das Umbauprojekt enthält wertvolle Lerneffekte für Jugendliche: Nach Lust und Laune helfen fast 20 Jugendliche ein paar Stunden pro Woche auf der Baustelle aus. An einem Nachmittag verdienen freiwillige Schülerinnen wohlverdientes Taschengeld dazu. Auch jene, die nicht an handwerklichen Berufen interessiert sind, könnten in der künftigen Werkstatt allfälligen Bewegungsdrang rauslassen. Dass Mathematik aus dem Schulunterricht tatsächlich in der realen Welt angewendet werden kann, erwies sich beispielsweise beim Vermessen der Dachschrägenlänge mit dem Satz des Pythagoras. Für Materialbestellungen wurde unter anderem die beachtliche Zahl an Rostlatten, die in 2,2 Kilometern Länge verbaut wurden, erreicht. Weitere Zahlen: 801 Quadratmeter an Dämmungsplatten, 150 Meter Elektroschläuche, 350 Meter Wand- und 240 Quadratmeter Bodenplatten und viele mehr.
Wie das Leben so spielt, kannte sich Stähli bereits vor dem Kauf der Liegenschaft mit den Räumlichkeiten aus. Werner Kuster, Gesamtleiter, erzählte ihm einige Jahre zuvor, dass in Oberschneit endlich ein geeigneter Ort für das Werkhofprojekt gefunden wurde. Der Arbeitsagoge wusste sofort, welcher Platz gemeint war. Sein erster fester Arbeitsort war die dort anzutreffende Renotex AG. Stähli war am damaligen Neubau als frisch ausgebildeter Zimmermann beteiligt.
JULIA MANTEL