Der lange Weg zur Kunst
30.11.2024 ElggMalen mit Acrylfarben ist ihr Steckenpferd. Rosmarie Klusmeier zeigt am Sonntag im Heimatmuseum Elgg ihre Werke auf Leinwand und Stein.
Rosmarie Klusmeier wohnt seit Anfang März in Elgg – und hat das Landstädtchen bereits ins Herz geschlossen. Ihre Wohnung ...
Malen mit Acrylfarben ist ihr Steckenpferd. Rosmarie Klusmeier zeigt am Sonntag im Heimatmuseum Elgg ihre Werke auf Leinwand und Stein.
Rosmarie Klusmeier wohnt seit Anfang März in Elgg – und hat das Landstädtchen bereits ins Herz geschlossen. Ihre Wohnung ist modern, hell und mit zahlreichen Bildern geschmückt – Bilder, die sie zum grössten Teil selbst gemalt hat.
Einen Raum in ihrer Wohnung hat sie deshalb zu ihrer «Werkstatt» gemacht, zu ihrem Atelier. Hier fertigt sie mit Acryl Pouring ihre Bilder. «Acryl Pouring auf Leinwand und Steinen ist darum so interessant, weil man eigentlich nie genau weiss, was für ein Bild entsteht», schwärmt sie.
Mutig um die halbe Welt
Ihre 81 Jahre sieht man Klusmeier nicht an. Sie ist vital, hat eine jugendliche Ausstrahlung. Wenn sie spricht, hört man einen leicht amerikanisch anmutenden Slang heraus – kein Wunder, hat sie doch mehr als 40 Jahre ihres Lebens im sonnigen Kalifornien verbracht. Aufgewachsen in Winterthur und Zürich wollte sie nach ihrer KV-Lehre besser Englisch lernen. Eine Freundin lebte bereits in den USA und lud sie ein.
Als Europäerin, Schweizerin, hatte sie bereits während ihres Sprachaufenthalts gute Voraussetzungen, eine Arbeitsstelle zu finden. Unkompliziert ergatterte sie – trotz noch mangelhafter Englischkenntnisse – schnell eine Stelle bei der «Bank of America», wo man sie bald als kompetente Mitarbeiterin schätzte. Nichtsdestotrotz führte der Weg am Ende ihres Sprachjahres noch einmal zurück in die Schweiz.
Kurze Zeit später erreichte sie eine Nachricht: Der junge Deutsche, den sie in einem Club in Kalifornien kennengelernt hatte, machte ihr einen Heiratsantrag. Sie überlegte nicht lange, packte ihre Sachen und brach in ihr neues Leben auf der anderen Seite der Welt auf. «Eine Greencard zu bekommen, war damals noch einfach», schildert sie die Situation. Die Wiederanstellung war schnell geregelt, es folgten die Hochzeit, ein Stellenwechsel zu einer Schweizer Firma, ein Kind, ein zweijähriger Aufenthalt in Belgien, wohin ihr Mann versetzt worden war. Anschliessend kehrten sie wieder nach Kalifornien zurück, wo sie «ein erfülltes Leben» hatte. Inzwischen ist ihr Mann seit einigen Jahren verstorben, und trotz eines grossen Freundeskreises im Sonnenstaat und amerikanischer Staatsbürgerschaft fand sie Anlass zur Rückkehr.
Familienbande
Der Rückweg in die Schweiz führte letztlich über Familienbande. Wie das Leben manchmal so spielt, wohnt ihre Tochter in Winterthur – der Liebe wegen. Die Enkelkinder sind ebenfalls in der Schweiz und inzwischen erwachsen. Auch ihr Bruder ist hier; er wohnt in Rapperswil. Nach mehreren kürzeren Aufenthalten – um zu testen, ob das Schweizer Klima für sie noch erträglich ist – brach sie auf, um ihren dritten Lebensabschnitt in der alten Heimat zu verbringen. Seit 2008 ist sie nun wieder in der Schweiz, zunächst wohnhaft in Rapperswil, dann zog es sie ins Tessin und inzwischen wieder in die Ostschweiz.
Ihre Tochter ist gerne für sie da, steht aber noch voll im Berufsleben. Rosmarie Klusmeier beschloss deshalb in die Nähe von Winterthur zu ziehen. Aber um einen gesunden Abstand zu halten, zumindest nicht in die direkte Nachbarschaft.
Acryl Pouring
Zur Kunst fand sie erst spät. In jungen Jahren hatte sie einmal geäussert, dass sie zur Kunstschule gehen wolle. Dies führte zur erwartungsgemässen Reaktion ihrer Eltern: Sie solle erst einmal einen Beruf erlernen. Und obwohl sie in den Jahren immer wieder Ausstellungen besuchte, blieb es doch beim Ansehen: «Es gibt wunderbare Museen in und um Los Angeles». Sie verwirklichte sich stattdessen in ihrer Arbeit. «Ich war karrierebewusst», sagt sie überzeugt.
Ausstellung im Heimatmuseum
Zur Ausstellung und Teilnahme am Adventsmarkt vor dem Heimatmuseum am Sonntagnachmittag, 1. Dezember, hat ihr Partner sie überzeugt: «Er sagte mir, ‹Du wirst immer besser, jetzt geh mal an den Markt, versuche es doch einfach›». Klusmeier ist auch offen für Neues: «Ich mache einmal in der Woche einen Kurs bei einer Künstlerin in Kreuzlingen, dort lernt man neue Techniken und Methoden, das Arbeiten mit Pinsel und Spachtel.»
Sie gestaltet mit Giesstechnik, nutzt Fadentechnik, Spachtel, setzt Föhn, Zahnstocher oder einen Strohhalm ein, sammelt Materialien, auch für einzelne Stücke mit Drucktechnik. Ihre Bilder sind bunt, mutig und voller Lebensfreude.
An ihrer ersten eigenen Ausstellung im Heimatmuseum stellt sie ihre Bilder und Steine aus – und zum Verkauf. Rosmarie Klusmeier freut sich auf zahlreiche Besucher und ist mit ihrer offenen Art gerne bereit, Interessierten zum Thema Acryl Pouring Auskunft zu geben.
MELANIE HENNE-ISSING