Der Kampf um das schönste Grün: Rasen oder Blumenwiese?
08.04.2025 AadorfEs ist wieder so weit: Die Vögel kehren zurück, die ersten Knospen spriessen und die Jahreszeit des ambitionierten Gärtners und Hobbygärtners bricht an. Ein Wettlauf beginnt – derjenige, der den meisten Aufwand betreibt und das meiste Geld investiert, wird am Ende den ...
Es ist wieder so weit: Die Vögel kehren zurück, die ersten Knospen spriessen und die Jahreszeit des ambitionierten Gärtners und Hobbygärtners bricht an. Ein Wettlauf beginnt – derjenige, der den meisten Aufwand betreibt und das meiste Geld investiert, wird am Ende den «schönsten Rasen» im Dorf haben.
Wer hat den schönsten Rasen im ganzen Dorf?
Mit grossem Einsatz wird der Rasen gemäht, vertikutiert, gedüngt, bewässert und nachgesät. Alles für das Ziel, einen makellosen, tiefgrünen und dichten Teppich zu präsentieren. Die Natur wird zurückgedrängt und in die Schranken gewiesen – oder besser gesagt unterworfen.
Ein super dichter, grüner Rasen mag ordentlich und anständig wirken, doch er ist kaum mehr als eine Monokultur, die durch ständige Pflege und grossen Ressourcenverbrauch aufrechterhalten wird. Tatsächlich gibt es kaum eine Fläche im Garten, die der Natur mehr Lebensraum entzieht als intensiv gepflegte Rasenflächen. Noch dramatischer ist das nur bei versiegelten Flächen.
Doch wozu der ganze Aufwand? Fragt man nach der Motivation für die intensive Rasenpflege, hört man oft: «Das macht man halt so...», «Der Nachbar macht das auch...», «Man muss doch...», «Ordnung muss sein...» oder «Was denken denn die anderen von mir...?». Nur sehr wenig sind der Meinung, dass ihnen der Anblick eines gepflegten oder perfekten Rasens gefällt.
Schönheit liegt im Auge des Betrachters
Blickt man auf eine blühende Blumenwiese, entfaltet sich ein ganz anderes Bild. Farbenfrohe Blüten, summende Bienen und flatternde Schmetterlinge sorgen für eine lebendige Atmosphäre. Mindestens im Frühjahr erfreut eine Blumenwiese viele Menschen. Nach den Sommerferien und im Winter mag sie nicht mehr ganz so farbenfroh sein – doch eines bleibt sicher: Die Fläche bleibt spannend, zeigt die Jahreszeiten und dient als wertvoller Lebensraum.
Das anerzogene Schönheitsideal einer stets ordentlich unter Schnitt gehaltenen Grünfläche steht im Kontrast zu unserem Wunsch nach Natur und Artenvielfalt. Wollen wir nicht dort, wo Flächen keine konkrete Nutzung ermöglichen müssen, möglichst ressourcenschonend handeln und der Natur etwas zurückgeben?
Gleiches zu tun, nur weil es alle anderen machen oder weil es schon immer so war, scheint eine fragwürdige Motivation zu sein – vor allem, wenn dadurch Natur und Umwelt gefährdet und die Biodiversität beeinträchtigt wird.
Eine Blumenwiese bietet zahlreiche Vorteile gegenüber einem intensiv gepflegten englischen Rasen. Die Artenvielfalt einer Blumenwiese bietet Lebensgrundlage für Bienen, Schmetterlinge und Käfer. Dank der Vielfalt der Pflanzenarten und Ökotypen ist sie widerstandsfähiger gegenüber extremen Wetterereignissen, Schädlingen und Krankheiten.
Durch den Verzicht auf Dünger und Pestizide wird der Boden entlastet und kann sich regenerieren. Während ein Rasen 30 bis 50 Mal im Jahr gemäht werden muss, genügt einer Blumenwiese ein bis drei Schnitte. Dabei sollte mindestens zehn Prozent der Fläche als Altgras stehen bleiben, um Insekten Rückzugsorte zu bieten. Eine Blumenwiese benötigt weder Dünger noch Bewässerung.
Fazit
Während ein englischer Rasen durch seine ordentliche und gleichmässige Optik besticht, bietet eine Blumenwiese zahlreiche ökologische, pflegerische und optische Vorteile. Besonders in Zeiten von Klimawandel und Artensterben kann die Entscheidung für eine Blumenwiese einen wertvollen Beitrag zum Umweltschutz leisten.
Es gibt kaum eine Fläche im Garten, die der Natur mehr Lebensraum entzieht als intensiv gepflegte Rasenflächen – ausgenommen natürlich versiegelte Flächen.
Übrigens: Weil der englische Rasen als Monokultur sehr anfällig ist, ist der Rasen auch nie perfekt und hinterlässt meist auch viel Frust. Im Gegensatz dazu muss eine Blumenwiese nicht perfekt sein – die grössere Artenvielfalt sorgt für Zufriedenheit und ein lebendiges Bild.
Geben Sie der Natur, wo immer möglich, Flächen zurück. Verwandeln Sie ungenutzten Rasen in einen Lebensraum und geniessen Sie das Leben, das in Ihrem Garten entsteht.
Denn Sie müssen nicht – Sie dürfen einfach geniessen.
ENERGIESTADT AADORF STEFAN BRUNNER