Der Einbau alternativer Heizanlagen liegt im Trend
02.06.2022 AadorfDem aufmerksamen Betrachter der Liste mit den Baueingaben ist es nicht entgangen: Die Mehrheit der aktuell eingereichten Gesuche bei den Bauämtern betrifft die Installation einer Heizungsanlage mit erneuerbaren Energiequellen.
Die Zusammenstellung der hängigen Baugesuche auf der Gemeindewebsite ist eindrücklich: Bei sechs von neun aufgelisteten Projekten betrifft das Vorhaben die Durchführung einer Erdwärmesondenbohrung, die Installation einer Luft-Wasser-Wärmepumpe oder den Rückbau der alten Heizung mit fossilen Brennstoffen. Der zuständige Fachmann vom Amt für Bau und Umwelt, Ueli Meyer, bestätigt auf Anfrage diesen Eindruck: «Noch nie wurden so viele Gesuche eingereicht wie momentan; im laufenden Jahr haben wir bereits deren 14 für Sondenbohrungen und 16 für Luft-Wasser-Wärmepumpen bewilligt. Ob die aktuelle Krisenlage und der damit verbundene Preisanstieg oder der Klimawandel verantwortlich für den Wechsel sind, entzieht sich Meyers Kenntnis.
Mehr über die Einstellung der Kunden ist dagegen vom lokalen Hersteller für Heizsysteme mit ausschliesslich erneuerbaren Energien zu erfahren. So erklärt Patrick Monsch, Marketingverantwortlicher bei der Heim AG: «Der gesamte Markt für erneuerbare Heizsysteme erlebt einen regelrechten Boom, dies konnten wir bereits in den letzten Jahren feststellen. Die Anfragen dieses Jahr übertreffen trotzdem alles je Dagewesene, was sowohl uns, unseren Mitbewerbern sowie sämtlichen Heizungs-Fachinstallateuren viel Arbeit beschert.» Gebäudeklima Schweiz, der Verband für Heizungs-, Lüftungs- und Klimatechnik, vermeldet denn auch im dritten Quartal des letzten Jahres um 20 Prozent höhere Absatzzahlen bei Wärmepumpen und Holzheizungen als im Vorjahr.
Ein Umstieg hat verschiedene Ursachen
Die Motivation, die alte Heizung mit fossilen Brennstoffen gegen eine neue mit erneuerbaren Energien auszutauschen, gründet auf einem Zusammenspiel mehrerer Faktoren, ist der Fachmann überzeugt. Zum einen sei es sicher die Angst vor einer drohenden Ölknappheit, aber auch die steigenden Preise würden viele verunsichern. Dazu würden die neuen Energiegesetze, die eine umweltverträgliche Energieversorgung der Schweiz zum Ziel haben, dazukommen. Monsch weiter: «Besonders die hohe Effizienz, mit der die vorhandene Umweltwärme genutzt werden kann und der im Vergleich zu anderen Heizungen geringe Energieverbrauch, spricht für das Heizen mit alternativen Energien.» Ebenso würde das Interesse und der Wille zum Klimaschutz in der Gesellschaft immer mehr Platz einnehmen. Vielen Hausbesitzern kämen die Wartungsfreundlichkeit der neuen Geräte und die vom Bund, respektive den Kantonen, gesprochenen Fördergelder für erneuerbares Heizen bei der Entscheidungsfindung entgegen.
Wartefristen sind nicht auszuschliessen
«Die Kunden der Heim AG sind nicht von Lieferverzögerungen betroffen. Die Lage auf dem Beschaffungsmarkt ist jedoch weiterhin angespannt und unberechenbar», beschreibt Monsch die herrschende Situation. Wartefristen seien allerdings von administrativer Seite zu verzeichnen. Dies nicht bei den kantonalen Gesuchen für Fördergelder, jedoch vermehrt bei Eingabe von behördlichen Baugesuchen. So würde nicht nur von Kanton zu Kanton Unterschiedliches vorgegeben, sondern hätten die einzelnen Gemeinden teilweise auch noch eigene Anforderungen an eine Eingabe. «Einzelne Kantone verlangen für eine Sole-Wasser-Wärmepumpe nicht nur ein Gesuch für die Wärmepumpe, sondern ein separates für die Erdsondenbohrung. Dies konnte früher gemeinsam beantragt werden.» Im Sinne aller Anbieter von Heizsystemen wäre ein einheitliches und klar geregeltes Vorgehen bei Gesuchen; wenn nicht schweizweit, dann wenigstens auf kantonaler Ebene.
Das Fazit: Wer warten muss, bis die energiefreundliche Heizung eingebaut werden kann, tut dies nicht nur aufgrund von Lieferengpässen der einzelnen Komponenten, sondern weil die Behörden einerseits nicht durchwegs mit einheitlichen Vorgaben arbeiten und andererseits, weil sie von Gesuchen geradezu überschwemmt werden.
Trotz aller Gesuche und Anstrengungen: Noch immer werden gegen 60 Prozent der eineinhalb Millionen Wohngebäude in der Schweiz mit fossilen Brennstoffen beheizt. Im Neubau haben sich inzwischen umweltfreundliche erneuerbare Technologien durchgesetzt – wenn auch noch nicht komplett. Auch bei Sanierungen von bestehenden Gebäuden sind Wärmepumpen und andere Technologien wie Fernwärme, Holzenergie oder Solarthermie auf dem Vormarsch. Ein wichtiger Schritt, um die CO2-Ziele des Bundes zu erreichen; denn ab 2050 soll die Schweiz unter dem Strich kein CO2 mehr ausstossen. Allerdings müssen bis dahin die noch immer rund 900’000 fossilen Heizungen in der Schweiz ersetzt sein – eine Menge Arbeit für Installateure und Behörden.
MARIANNE BURGENER