Zum Abschluss des Jubiläumsjahres begeisterte das Jurassische Kammerorchester in der reformierten Kirche mit Streichmusik und einer musikalischen Reise durch die Landschaften seines Kantons. Dank des Dirigenten Konradin Herzog feierte das Ensemble fast ein Heimspiel.
Anlässlich ...
Zum Abschluss des Jubiläumsjahres begeisterte das Jurassische Kammerorchester in der reformierten Kirche mit Streichmusik und einer musikalischen Reise durch die Landschaften seines Kantons. Dank des Dirigenten Konradin Herzog feierte das Ensemble fast ein Heimspiel.
Anlässlich seines 50-Jahr-Jubiläums gastierte das Orchester in der reformierten Kirche in Elgg. Abgesehen von zahlreichen Auftritten in der Heimatregion war dieser Besuch eine auffällige Ausnahme – mit gutem Grund: Der Dirigent, Konradin Herzog, ist in Elgg aufgewachsen. Seit sechs Jahren leitet er die über 20 Amateurmusikerinnen und -musiker des Ensembles. Das Publikum in der gut besetzten Kirche kam in den Genuss einer wunderbaren Darbietung, die mit der «St. Paul’s Suite» für Streichformationen des englischen Komponisten Gustav Holsts eröffnet wurde.
Es folgte eine sinnliche Reise durch die Landschaft des jüngsten Schweizer Kantons: Das Orchester hat anlässlich seines Festjahres beim Komponisten Claude Rossel ein neues Werk in Auftrag gegeben. Der Liederzyklus basiert auf fünf Gedichten der jurassischen Schriftsteller Bernard Chapuis, Hughes Richard und Werner Renfer; daraus sind die «Jahreszeiten des Jura» für Sopran und Streicher entstanden. Alessandra Boër Lötscher erweckte die melancholischen Texte und Melodien mit ihrer Stimme zum Leben. Wer die Gegend kennt, sah vor dem inneren Auge sanfte Hügel, ausgedehnte Wälder und grüne Weiden vorbeiziehen. Der roch das Gras auf den Wiesen, die feuchten Moore und dunklen Teiche, in denen sich Nebel und vorbeiziehende Wolken spiegeln und hörte den Septemberregen auf den Blättern sein immer wiederkehrendes Lied singen.
Zum Abschluss dieses ersten Teils forderte die Sängerin mit «Ouvre ton Cœur» von Georges Bizet das Publikum auf, die Herzen zu öffnen – ein in die Adventszeit passender Wunsch, der in dieser Stimmung leichtgefallen sein dürfte.
Der weitgereiste Dirigent zurück in der Schweiz
Nach einer kurzen Pause spielte das Orchester die Serenade für Streicher des Tschechen Antonín Dvořák, ein beschwingtes und kontrastreiches Stück, in das böhmische Melodien und Tänze eingeflossen sind.
Der langanhaltende Applaus nach eineinhalb Stunden herrlicher Musik belohnte die Leistung, spiegelte die berührende Atmosphäre des Abends wider und entlockte Dirigent und Musikern «ein Dessert» als Schlusspunkt. Während die Gäste aus dem Jura sich mit dem Car auf die Rückreise nach Delémont machten, stand Konradin Herzog dieser Zeitung Rede und Antwort. Bevor er ins zürcherische Wetzikon zog, hatte er längere Zeit in Holland gelebt und unter anderem dort das Noordnederlands Orkest dirigiert; zudem leitete er das Ulster Orchestra in Belfast, ein Ensemble in Mexiko sowie das hr-Sinfonieorchester in Frankfurt am Main.
«Ich wollte zurück in die Schweiz, die Stelle war ausgeschrieben, also habe ich mich gemeldet. Zwischen Amsterdam und Elgg liegt Delémont sozusagen am Weg.» Mittlerweile dirigiert er das Stadtorchester Frauenfeld, das Sinfonieorchester Meilen und natürlich das Orchestre de Chambre Jurassien. «Zur Feier des 50-jährigen Bestehens wollten die Musiker einmal ausserhalb der welschen Schweiz auftreten, so sind wir nach Elgg gekommen.» Ganz zur Freude der stolzen Eltern – Hanspeter und Priska Herzog – die sowieso seine grössten Fans seien, wie er schmunzelnd mit Blick auf seinen Vater erzählte; er hätte den Auftritt zum grossen Teil mitorganisiert. Die Freude daran dürfte die Familie an diesem Samstagabend mit allen anderen geteilt haben.
MARIANNE BURGENER