Nach wie vor könnten sie im neu erbauten Kirchgemeindezentrum wohnen. Doch dass Pfarrer neben der Kirche beheimatet sind, kommt immer seltener vor. Die Wohnungen im neuen Pfarrhaus «W16» sind jetzt einzugsbereit. Im Büro des Erdgeschosses wird bereits fleissig Gutes ...
Nach wie vor könnten sie im neu erbauten Kirchgemeindezentrum wohnen. Doch dass Pfarrer neben der Kirche beheimatet sind, kommt immer seltener vor. Die Wohnungen im neuen Pfarrhaus «W16» sind jetzt einzugsbereit. Im Büro des Erdgeschosses wird bereits fleissig Gutes getan.
Eine Idee, dass schon vor 25 Jahren geboren wurde: Das neue Pfarreihaus der evangelischen Kirchgemeinde Aadorf-Aawangen wurde offiziell eröffnet. Von Freitag bis Samstag konnten die Büro- und Wohnräume an der Wiesentalstrasse 16 begutachtet werden. Das davor alte Gebäude neben dem Kirchturm, erbaut in den 50ern, war in die Jahre gekommen und einiges kleiner. Um in das frühere Pfarrhaus zu gelangen, musste man quer durch die Büros des Diakons und Sekretariats gehen. Nichts war rollstuhlgängig, sanitäre Anlagen waren zu klein und das Haus energetisch nicht zufriedenstellend. Da sich die Sanierungskosten überwogen, blieb nur noch der Abriss. Des Weiteren war der Kirchgemeinde klar: Der Bedarf an Liegenschaften wird aufgrund geringerer Mitgliederzahlen weiter sinken. Auch deswegen wurde das zweite renovierungsbedürftige Pfarrhaus an der Leimackerstrasse für 1,3 Millionen Franken verkauft und für den Neubau in der Höhe von 2,7 Millionen verwendet. In Zusammenarbeit mit der Baukommission setzte der Architekt Jürg Boss das Vorhaben mit Bauleiter Marcel Kolb um. Der Spatenstich erfolgte letzten Mai – nun sind drei verschiedene Wohnungen (eine Viereinhalb-, Dreieinhalb- und Sechseinhalbzimmerwohnung) vermietet und einzugsbereit. Weiter befinden sich eine Tiefgarage und grosszügige Büroräumlichkeiten mit Gartenbereich im und am Haus, welches mit einer Wärmepumpe und einem Solardach ausgestattet wurde. Für den Aadorfer Architekten keine alltägliche Sache, wenn in dieser Gemeinde etwas geplant werden darf: «Ich wuchs in Aadorf auf und machte meine Ausbildung im Architekturbüro Matthis Heider AG. Viel Herzblut steckt in diesem Projekt.» In erster Linie waren die Wohnungen als ein Zuhause für das eigene Kirchenpersonal gedacht. Die Wohnungen im neuen Gebäude wurden öffentlich ausgeschrieben.
Mehr als nur Gottesdienste
Dass ein Pfarrer neben der Kirche wohnt, stammt noch aus alten Zeiten. Viele Gottesdienste und AnlAufstellen laufen heute elektronisch. Das traditionelle Bild, indem Pfarrpersonen noch vor Ort leben, verabschiedet sich immer mehr. Ob Pfarrhaus oder eine Liegenschaft in der Nähe; eine Kirchengemeinde stellt nach wie vor sicher, dass solchen Fachkräften eine Wohnmöglichkeit gegeben ist. Anders als ein Pfarrer arbeitet der Diakon. Für ihn ist es essenziell, in schwierige Situationen vor Ort zu sein. Er vereinbart Termine, empfängt Laufkundschaft, Hilfesuchende und Gestrandete, betreut und bietet Hilfe an.
Mathias Dietz arbeitet seit 24 Jahren als Diakon in der evangelischen Kirchgemeinde. Neben der Akklimatisierung im neuen Arbeitsplatz beschäftigt er sich derzeit mit der Vereinsamung, die in der Gesellschaft spürbar ist: «Seit der Pandemie leben Menschen noch zurückgezogener. Viele glauben, allein kämpfen zu müssen. Besonders im hohen Alter sind viele von Einsamkeit betroffen. Die Kirche steht ihnen in allen Lebenssituationen zur Seite.» Das Team der evangelischen Kirchgemeinde Aadorf-Aawangen ist ab sofort am neuen Standort für Sie da.
JULIA MANTEL