Das schwierigste Wort
28.09.2024 RegionDas schwerste Wort heisst nicht Popocatépetl (...) es heisst für viele: «Danke». Schreibt der friedensbewegte Schriftsteller Josef Reding (1929-2020) in einem Gedicht.
Da ist etwas dran. Wir nehmen vieles für selbstverständlich und merken ...
Das schwerste Wort heisst nicht Popocatépetl (...) es heisst für viele: «Danke». Schreibt der friedensbewegte Schriftsteller Josef Reding (1929-2020) in einem Gedicht.
Da ist etwas dran. Wir nehmen vieles für selbstverständlich und merken häufig gar nicht, wie gut es uns geht. Wir vergessen es im Alltag schlichtweg, all das gut Laufende als solches zu erkennen und dafür dankbar zu sein. Das Klagen über Missstände kommt vielen Menschen doch viel leichter über die Lippen. Aber das Danken haben wir verlernt.
Erntedank bietet eine gute Gelegenheit, sich bewusst zu machen, was uns alles geschenkt ist. Zunächst natürlich die guten Gaben der Natur, die Früchte, das Gemüse, das Korn und so vieles mehr, von dem wir uns ernähren dürfen. Extreme Wetterereignisse, aber auch Kriege führen uns vor Augen, dass Lebensmittel nicht für alle Menschen selbstverständlich sind.
An Erntedank erinnern wir uns dankbar an die Erntegaben dieses Jahres. Geschenkt wird uns aber auch vieles anderes. Denn nicht alles, was uns im Leben an Gutem widerfährt, können wir auf unsere Leistung, unsere vermeintliche Genialität oder unsere Liebenswürdigkeit zurückführen. Vieles ist wirklich ein «Geschenk» oder ein «Zu-Fallen». Uns gegeben von jemandem, die beispielsweise der es gut mit uns meint. Das Lied «Danke» von Andrea Adams-Frey fasst schwungvoll und eingängig so ziemlich alles zusammen, wofür wir in unserem Leben dankbar sein können. Und es sind nicht nur die vordergründig positiven Dinge, für die in diesem Lied gedankt wird, wie zum Beispiel die Sonne und das Lachen. Nein, auch der Regen und die Tränen werden erwähnt. Wohlwissend, dass unser Leben durch die unterschiedlichsten Facetten reich wird. Sicher werden wir nicht für alle Tränen dankbar sein. Auf manche dieser Tränen werden wir im Nachhinein aber erleichtert zurückschauen können.
Unseren jährlichen Erntedank-Gottesdienst feiern wir jeweils am ersten Sonntag im Oktober in der Kirche Aawangen. Eine wichtige Tradition, gerade in Zeiten, in denen wir all die Lebensmittel, nach denen uns gelüstet, allzu selbstverständlich und ganzjährig im Supermarkt kaufen können. Wir danken Gott und natürlich all den Menschen, die für die Gaben verantwortlich sind. Und dankbar spenden Gemeindemitglieder Lebensmittel, die dann zugunsten von «Tischlein deck dich» verkauft werden. So breitet sich Dankbarkeit aus und trägt Früchte für Menschen, die weniger haben als wir.
So schwierig ist es doch gar nicht, Dankbarkeit zu zeigen. Schreiben Sie jemandem, der es gut mit Ihnen meint, ein kleines Dankeschön-Kärtli. Strahlen Sie jemanden nett an, der Ihnen im Strassenverkehr die Vorfahrt überlässt.
STEFFEN EMMELIUS, PFARRER
EVANGELISCHE KIRCHGEMEINDE
AADORF-AAWANGEN
«Danke, danke für das Leben, danke für die Liebe und diesen Augenblick. Danke, danke für die Freiheit, danke für die Freude und für die Musik.» (Refrain des Liedes «Danke» von Andrea Adams-Frey)