Am letzten Nachmittag 60-plus der Evangelischen Kirchgemeinde Aadorf referierte Beatrice Hauser über ihre Arbeit beim Hilfswerk «Mission am Nil». Sie lebte zehn Jahre lang in Äthiopien.
Beatrice Hauser war in jungen Jahren drogenabhängig und ...
Am letzten Nachmittag 60-plus der Evangelischen Kirchgemeinde Aadorf referierte Beatrice Hauser über ihre Arbeit beim Hilfswerk «Mission am Nil». Sie lebte zehn Jahre lang in Äthiopien.
Beatrice Hauser war in jungen Jahren drogenabhängig und wollte mit 21 Jahren ihrem Leben ein Ende setzen. Eine Begegnung mit «den singenden Polizisten» (Heilsarmee) gab ihrem Leben die entscheidende Wende. Sie machte die siebte Entziehungskur und kam frei von ihrer Sucht. Aus Dankbarkeit gegenüber Gott nahm sie sich vor, in Zukunft für die Ärmsten der Welt da zu sein. Nach einer Ausbildung in der Pflege und einem Studium in Augenheilkunde, begann sie ihre Arbeit beim Hilfswerk «Mission am Nil» und lebte zehn Jahre in Äthiopien.
Das Hilfswerk bietet seit über 120 Jahren in den Bereichen Bildung, Ernährung, Gesundheit und Friedensförderung in sechs Ländern Afrikas Beschäftigung für 400 Mitarbeitende, davon sind nur 20 Europäer. Die Hilfe zur Selbsthilfe ist ein Ziel nebst dem, dass sie Hoffnung wecken wollen durch den Glauben an Gott, der Himmel und Erde geschaffen hat.
«Ab wann ist eine Person alt?»
Diese Frage stellte Beatrice Hauser den aufmerksamen Zuhörenden. Die Meinungen gingen ziemlich auseinander. Doch alle wussten, worauf die Referentin hinauswollte. In Äthiopien ist man schon mit 40 Jahren eine ältere Person und ihnen wird viel Respekt entgegengebracht. Die Hälfte der rund 112 Millionen Menschen dort sind unter 18 Jahre alt und nur gerade zwei Prozent über 80. Ältere Personen leben hauptsächlich im Familienverband. Es gibt fast keine Altersheime, keine Pensionskasse, AHV und auch keine Invalidenrente.
In Äthiopien leben sehr viele Menschen mit Beeinträchtigungen. Beatrice Hauser geht von 10 bis 15 Millionen aus. «Mission am Nil» setzt sich seit vielen Jahren in der Hauptstadt Addis Abeba für Menschen mit einer Sehbehinderung ein. Es betreibt eine Blindenschule und für 120 junge Menschen bietet es einen Ausbildungsplatz in der Holzverarbeitung an. Bis ins hohe Alter finden Korbflechter und Bürstenbinderinnen eine Beschäftigung. Seit mehr als 30 Jahren ist das Gesundheitszentrum Walga in Betrieb. Die ursprünglich als Impfzentrum gegründete Klinik betreut heute Hilfesuchende jeden Alters. Hauser erzählte auch von den schwierigen letzten zwei Jahren mit dem Bürgerkrieg im Land. Vier ihrer Mitarbeiter des Landwirtschaftsprojektes wurden umgebracht und die Arbeit steht zurzeit still.
Nach dem sehr eindrücklichen Vortrag mit Bildern und der Möglichkeit, Fragen zu stellen, wurden alle Anwesenden vom Cateringteam mit einer Käseschnitte und einem feinen Fruchtsalat verwöhnt. Die Seniorinnen und Senioren der Evangelischen Kirchgemeinde Aadorf machten sich danach sichtlich beeindruckt und auch frisch gestärkt auf ihren Heimweg. Der nächste Nachmittag 60-plus findet in der evangelischen Kirche Aadorf am Donnerstag, 23. März, statt.
MATHIAS DIETZ