Das Feuer frisst sich seit Jahrhunderten durch den Flecken
23.03.2024 ElggDas Landstädtchen hat eine bewegte Geschichte, was Brände angeht. Wie die Gemeinde auf ihrer Website Karl Mietlichs «Geschichte der Gemeinde Elgg» zitiert, suchte das Feuer im Laufe der Jahrhunderte die ganze Ortschaft heim und zerstörte sie abschnittsweise. Ausser der ...
Das Landstädtchen hat eine bewegte Geschichte, was Brände angeht. Wie die Gemeinde auf ihrer Website Karl Mietlichs «Geschichte der Gemeinde Elgg» zitiert, suchte das Feuer im Laufe der Jahrhunderte die ganze Ortschaft heim und zerstörte sie abschnittsweise. Ausser der Kirche ist daher vom «alten» Elgg wenig übriggeblieben. Auf den Brandplätzen entstanden neue Bauten und Anlagen. Hier Miethlichs Aufzählung der Feuer in Elgg:
1407 wurde Elgg im Appenzellerkrieg angezündet und zerstört. 38 Jahre später, im alten Zürichkrieg, waren es die Wiler, welche den Flecken in Brand steckten. Während zweieinhalb Jahrhunderten schien dann Elgg von grösseren Brandunglücken verschont geblieben zu sein. Wenigstens würden die schriftlichen Aufzeichnungen ausser einigen Blitzschlägen in den Kirchturm und dem Brand einer Bachhütte 1723 nichts Besonderes erwähnen. Das änderte sich 1749 schlagartig: Im September brach in einem dem Rathaus zur «Krone» angebauten Haus Feuer aus und ergriff die umliegenden Gebäude auf beiden Seiten der Obergasse. Es wurden dabei 21 Häuser in Schutt und Asche gelegt – ein Unglück, das 149 Personen betraf. Damals wurde also der ganze untere Teil der Obergasse zerstört, sowohl der halbe äussere als auch der halbe innere Ring, während die massiv gebaute «Krone» erhalten blieb.
Tragisches 19. Jahrhundert
Im Juli 1820 schlug ein Blitz in eine Scheune, worauf diese sofort Feuer fing. Eine angebaute Scheune und sechs danebenstehende Wohnhäuser, alle im Raum zwischen «Krone», altem Friedhof und Kirchgasse, wurden ein Raub der Flammen. 35 Jahre später, im Juni, brannte laut Miethlichs historischen Aufzeichnungen die Zigarrenfabrik an der Aadorferstrasse nieder. Das sehr gut versicherte Gebäude war auf Betreiben des Besitzers angezündet worden. Der Brandstifter erhielt 13 Jahre Kettenstrafe und der Urheber erhängte sich im Gefängnis.
Und es kehrte einfach keine Ruhe ein: Am 23. Mai 1870 verbrannten sieben Häuser des äusseren Rings der Vordergasse, zwischen Untertor und «Elggerhof». Das nach dem Brand neu erstellte Wohnhaus beim Untertor wurde sechs Jahre später nochmals stark beschädigt und musste teilweise neu aufgebaut werden. Im Januar desselben Jahres wurden vier Häuser an der Hintergasse durch ein böswillig angelegtes Feuer zerstört, wodurch der ganze Flecken in Gefahr geriet. Zehn Haushaltungen wurden obdachlos.
1876 war ein verhängnisvolles Jahr: Im Juli, an einem Sonntag kurz nach Mitternacht, brach im äusseren Ring der Untergasse, unweit des «Spitals» ein Feuer aus, das fast den ganzen Flecken Elgg zerstören sollte. In weniger als vier Stunden brannten 42 Wohnhäuser, 47 Ökonomiegebäude und neun Werkstätten nieder. Mehr als ein Dutzend anderer Häuser wurden stark beschädigt. 73 Haushalte mit 275 Personen waren obdachlos.
Brandfälle ziehen sich bis in die Neuzeit
Anfangs 20. Jahrhundert, im Januar 1902, zerstörte ein Brandfall vier Wohnhäuser im äusseren Ring an der Hintergasse, dort wo der Brand vom Juli 1876 Halt gemacht hatte. 1911, im März, zerstörte das Feuer das grosse Gebäude der Wirtschaft zum Obertor. Und es geht weiter: ein Grossbrand zerstört 1967 an der Obergasse drei Häuser. Der Brandplatz, dort wo heute der Bärenhof steht, dürfte noch vielen Elggerinnen und Elggern in Erinnerung sein. Als letztes Zeugnis verweist die «Geschichte der Gemeinde Elgg» auf das Haus zur Meise: 1983 renoviert und eingeweiht, wird kurz darauf der ganze Dachstock ein Raub der Flammen und muss nochmals ausgebaut werden.
(RED)