Das Dorf im Grünen erteilt dem Planungskredit grünes Licht
23.03.2024 HagenbuchDie Stimmberechtigten haben am Mittwochabend dem Projektierungskredit zur Schulraumerweiterung im Fürstengarten anlässlich der ausserordentlichen Gemeindeversammlung mit grossem Mehr zugestimmt. Dieses Geschäft war allerdings nicht das einzige, das zu reden ...
Die Stimmberechtigten haben am Mittwochabend dem Projektierungskredit zur Schulraumerweiterung im Fürstengarten anlässlich der ausserordentlichen Gemeindeversammlung mit grossem Mehr zugestimmt. Dieses Geschäft war allerdings nicht das einzige, das zu reden gab.
Bevor Gemeindepräsident Rolf Sturzenegger die Versammlung eröffnen konnte, mussten zusätzliche Stühle geholt werden; die Behörden hatten nicht mit einer so regen Teilnahme gerechnet – insgesamt fanden sich gegen 90 Personen ein, 85 davon stimmberechtigt.
Patrick Trachsel, Präsident der Schulpflege, präsentierte Ausgangslage und Zielsetzung des Erweiterungsbaus. Er ging detailliert auf die momentane Situation ein, die weder platzmässig noch hinsichtlich der benötigten Infrastruktur den heutigen Ansprüchen genügen würde. Mehr Platz sei nicht nur aufgrund der wachsenden Schülerzahlen nötig, sondern auch wegen der Anforderungen, die der Lehrplan 21 an eine zeitgemässe Beschulung stelle: «Es ist eine nachhaltige Investition in die Zukunft. Dabei geht es nicht nur um die Anzahl Schüler, die in den nächsten Jahren um geschätzt 15 bis 20 Kinder ansteigen wird; es geht auch um den benötigten Platz im Klassenzimmer. Den einstigen Frontalunterricht gibt es nicht mehr, die neue Unterrichtsform braucht mehr Raum und moderne Infrastruktur. An die heutigen Kinder werden ganz andere Anforderungen gestellt als früher.» Dazu käme die schulergänzende Betreuung, die ab dem kommenden Jahr auch in Hagenbuch eingeführt werden müsse, wie Trachsel erklärte: «Die Schule ist heutzutage verpflichtet, ein ganztägiges Betreuungsangebot anzubieten, damit die Eltern einem Beruf nachgehen können. Die Nachfrage ist auch in Hagenbuch gross, wie eine Umfrage im letzten Jahr ergeben hat.» Das Ziel sei ein Neubau, der die Anforderungen der nächsten Jahrzehnte erfülle. Ausserdem verlange das Gesetz seit 2014, dass öffentliche Gebäude barrierefrei seien. «Momentan schleppt beispielsweise der Hauswart seine schweren Reinigungsgeräte von Hand die Treppen hoch und runter, das ist nicht sehr angenehm», fügte er an. Angestrebt werde ein zentralisierter Schulbetrieb mit Verwaltung und operativem Betrieb unter einem Dach, der einen reibungslosen und effizienten Ablauf garantiere.
Die Kinder arbeiten teilweise auf dem Flur
Der Abstimmung zur Freigabe des Planungskredits über 400’000 Franken war die Gründung einer Baukommission mit Vertretern aus Gemeinderat, Schulpflege und Lehrerschaft vorausgegangen. Diese habe als Vorarbeit den Ist-Zustand analysiert. Es habe sich gezeigt, dass die vorhandenen Räume für Unterricht, Therapien, Logopädie, Musik und das Foyer für den Mittagstisch insgesamt 543 Quadratmeter ergeben. Empfohlen von der Bildungsdirektion wären für diese Angebote allerdings 925, was ein Defizit von über 380 Quadratmetern bedeute. Bereits aus dieser Berechnung gehe der Bedarf nach mehr Raum hervor. «Die momentanen Klassenzimmer haben noch immer die empfohlene Grösse aus dem Jahr 1985, als die Unterrichtsform eine komplett andere war», erklärte Trachsel die Soll- und Ist-Zahlen im beleuchtenden Bericht. «Aufgrund der Mischklassen, die Hagenbuch seit jeher führt, kommt es vor, dass Kinder im Rahmen von Einzel- oder Gruppenarbeiten teilweise draussen im Flur arbeiten müssen, weil es an Arbeitsräumen fehlt.»
In einem nächsten Schritt sei das Architekturbüro RWPA aus Winterthur beigezogen worden, zur Klärung baurechtlicher und bautechnischer Punkte, Erstellung einer Machbarkeitsstudie sowie zur Schätzung der zu erwartenden Baukosten. Als momentan beste Variante haben die Architekten das Szenario Spielwiese vorgestellt. Die anderen Vorschläge seien an den bestehenden Rahmenbedingungen gescheitert. «Was es jetzt braucht, ist die Sprechung des Planungskredits, damit das Projekt im Detail ausgearbeitet und visualisiert werden kann.» Den grössten Teil des Kredits würden die Honorare für Architekt, Ingenieure, Planer und Gutachter et cetera ausmachen, führte Trachsel die Zusammensetzung der Kreditsumme aus. Die spätere Bausumme schätzte er auf zwischen drei und viereinhalb Millionen Franken.
Die Variante Spielwiese ist einfach und effizient
Zur Möglichkeit einer externen Lösung anstelle eines Anbaus sagte der Schulpflegepräsident: «Eine externe Beschulung kostet pro Kind und Jahr 14’200 Franken – bei 20 Kindern eine stattliche Summe, die nicht nachhaltig investiert wäre. Ausserdem haben die umliegenden Gemeinden dieselben Sorgen mit wachsenden Schülerzahlen. Gegenüber den Kindern ist es zudem unfair, wenn sie aus ihrem gewohnten Umfeld gerissen werden und den Anschluss verlieren.»
Die anschliessende Möglichkeit, vor der Abstimmung Fragen zu stellen, wurde rege genutzt. Besonders interessierte, was für Räumlichkeiten im Neubau vorgesehen sind, und wie sich diese in den bestehenden Betrieb einfügen würden. Das Konzept sieht vor, dass bestehende Flure weitergezogen werden, dadurch nur ein Lift für die gesamte Schule nötig wird, ebenso eine gemeinsame Heizung und Lüftung. Ins neue Gebäude käme der Kindergarten, Betreuungs-, vier Klassen- sowie Gruppenräume. Die Detailplanung liege noch nicht vor, aber sicher sei, dass dies die einfachste und effizienteste Variante sei, zumal auf eine Unterkellerung verzichtet würde.
Jemand wollte wissen, ob die verlorene Spielwiese ersetzt würde, falls der Erweiterungsbau tatsächlich dort zu stehen komme. Ein anderer war der Ansicht, der Planungskredit sei in dieser Höhe überrissen und einige der geplanten Räumlichkeiten unnötig. Weitere Fragen betrafen das Anrecht auf Gelder des Kantons oder nach der Zukunft des Kindergartens in Oberschneit. Nach dieser Diskussion empfahl die Vertreterin der Rechnungsprüfungskommission, den Antrag für den Planungskredit anzunehmen. Die vielen Argumente der Schulpflege hatten überzeugt; der Souverän entsprach dem Begehren mit 74 Ja-Stimmen.
Der 16. März gab immer noch zu reden
Bevor die Versammlung geschlossen wurde, informierte Gemeindepräsident Rolf Sturzenegger über den Stand der Bau- und Zonenordnung, wobei das Interesse dort vor allem auf dem Mindestabstand zwischen Windkraftanlagen und bewohntem Gebiet liegt. Noch sei offen, ob der Kanton die beschlossenen 1000 Meter akzeptiere oder Hagenbuch sogar aus der Eignungszone für Windräder herausgestrichen werde – worauf man natürlich hoffe. Sobald der Bescheid des Regierungsrats vorliege, müssten Gemeinderat und Souverän entscheiden, ob und wie allenfalls der juristische Instanzenweg beschritten werden wolle.
Zum Schluss blickte er zurück auf die Ereignisse rund um den 16. März. Einige Medien hätten im Vorfeld berichtet, der österreichische Aktivist Martin Sellner plane, in Oberschneit an einer Veranstaltung zu sprechen. Am 11. März sei die Polizei deswegen auf die Behörde zugekommen und man habe entschieden, den Anlass zu verhindern. In der Nacht darauf seien diverse Gebäude mit Sprayereien und Plakaten verunstaltet worden – versehen mit dem Antifa-Logo. Am 12. März hätte man mit dem vermeintlichen Veranstalter ein klärendes Gespräch geführt, worauf dieser versichert habe, es sei zu keinem Zeitpunkt geplant gewesen, dass Sellner auf Gemeindegebiet auftrete. Damit sei die Angelegenheit erledigt gewesen.
Sturzenegger schloss die Information mit den Worten: «Hagenbuch duldet keine Aufrufe zu Gewalt, Hass, Antisemitismus und Rassismus, weder von links noch rechts!» Aus dem Publikum meldete sich darauf einer der Verursacher der Unruhen und entschuldigte sich öffentlich für die entstandenen Unannehmlichkeiten, was wiederum weitere Voten provozierte. Da diese keinen Bezug mehr zur offiziellen Information hatten, wurde darum gebeten, das Gespräch auf privater Ebene fortzusetzen. Für Diskussionsstoff beim anschliessenden gemütlichen Beisammensein war auf jeden Fall gesorgt.
MARIANNE BURGENER