Damit Elgg noch schöner und lebenswerter wird
03.07.2025 ElggNach über zehn Jahren Vorarbeit wurde am Donnerstagabend das neue Leitbild der Gemeinde der Bevölkerung präsentiert. Auf den theoretischen Teil folgte ein praktischer Rundgang mit vier Stationen im Flecken – mit dem gemütlichen Ende auf dem Lindenplatz.
Diese ...
Nach über zehn Jahren Vorarbeit wurde am Donnerstagabend das neue Leitbild der Gemeinde der Bevölkerung präsentiert. Auf den theoretischen Teil folgte ein praktischer Rundgang mit vier Stationen im Flecken – mit dem gemütlichen Ende auf dem Lindenplatz.
Diese Zeitung hat bereits Ende April und Ende Mai über die lange Vorarbeit und die Entstehungsgeschichte des nun vorliegenden, 80 Seiten langen Leitbilds berichtet. Bis es im Werkgebäude der breiten Öffentlichkeit vorgestellt werden konnte, war viel Hirnschmalz nötig – zahlreiche Wünsche und Vorstellungen aus der Bevölkerung, der beteiligten Behörden, Institutionen und Vereine mussten in Einklang gebracht werden. Ruth Büchi-Vögeli, Gemeindepräsidentin und Präsidentin der Arbeitsgruppe, stellte die Mitglieder und ihre Funktion vor (siehe dazu Bericht in der «Elgger/Aadorfer Zeitung» vom 27. Mai), erwähnte Valentin Schnyder vom Handwerker- und Gewerbeverein als neues Mitglied und blickte einleitend zurück auf den bereits erwähnten langen Werdegang. Besonders intensiv sei die Zeit in den letzten zwei Jahren gewesen, sagte die Präsidentin: «Im November 2023 haben wir eine Projektgruppe gegründet. Beteiligt waren fast alle Mitglieder des Netzwerks Altstadt, ausserdem Behördenvertreter und verschiedene Fachpersonen des Kantons.» (Die detaillierte Auflistung aller Mitwirkenden findet sich auf Seite 3 des Leitbildes.) Dank der Mitwirkung dieser kantonalen Stellen habe man früh eine Einschätzung erhalten, was auf kantonaler Ebene realisierbar sei. «So weiss der Kanton von Anfang an, welche Ideen und Wünsche wir haben.» Die Leitung des Projekts übernahm die Raumplanungsfirma Metron. Sie begleitete den Prozess und stellte schliesslich ein Leitbild zusammen, das sich in die Hierarchie des Kantons einfügt.
«Die zentralen Themen sind der Erhalt der Einkaufsmöglichkeiten für den täglichen Bedarf, die Gastronomie, die Verkehrsführung, das Parkplatzmanagement und die Abfallentsorgung», erklärte Büchi-Vögeli weiter. «Auch die Wünsche aus den Dorfgesprächen sind eingeflossen. Am Ende steht nun ein Leitbild mit Erläuterungsbericht und Massnahmenkatalog. Der Gemeinderat hat das Dokument im November verabschiedet.» Mit diesen Worten schloss sie ihre Ausführungen und übergab das Wort den beiden Raumplanern.
Die drei wichtigsten Teile des Leitbilds
Dario Zallot und Roman Schaffner führten anschliessend durch das Machwerk, das in die drei Hauptthemen Konzeptplan, räumliche Vertiefung und einen Massnahmenkatalog gegliedert ist und sich am Bearbeitungsperimeter der vier Gassen inklusive obere Bahnhof- und Schwimmbadstrasse orientiert. «Zuerst haben wir die Räume und ihre Funktion definiert. Wir haben sie nach Nutzungsintensität geordnet, haben die Hauptachsen und das Rückgrat bestimmt, die verbindend wirken und zum Aufhalten einladen. Dazu kommen die einzelnen Raumtypen wie Parks, Wohnzonen, Strassen und Wege.» Besonders hob Schaffner die beiden markanten Plätze hervor: «Der Linden- und Meisenplatz überlagern die Lebensadern, sie haben eine besonders vernetzende Aufgabe, sie sind sozusagen Geschwister.»
Im Leitbild seien sämtliche Raumtypen detailliert beschrieben und nicht nur in Kurzform aufgeführt; er lud das Publikum ein, das auf der Website der Gemeinde veröffentlichte Dokument selbst genauer unter die Lupe zu nehmen. In der räumlichen Vertiefung sprach er einzelne Orte gezielt an und erläuterte unter anderem mögliche Unterscheidungen bei Bodenbelägen, Bepflanzung oder Möblierung der Plätze. Speziell überlagert würde der Stedtliring durch die verschiedenen Brunnen. «Wir haben in der Analyse festgestellt, dass das Thema Wasser in Elgg eine besondere Rolle einnimmt. So sind die Brunnen in regelmässigen Abständen platziert. Sie alle haben einen Namen und ihre Geschichte. Dem möchten wir Rechnung tragen, sie sollen schön sein und hervorgehoben werden.»
Verkehrs- und Gestaltungskonzept und ein Handbuch
Abschliessend stellte der Raumplaner einen bunten Blumenstrauss an Massnahmen aus anderen Gemeinden und Städten vor, die teilweise zeitnah und kostengünstig umgesetzt werden könnten. Teilweise als provisorische Sofortmassnahme «zum Ausprobieren, ob eine spätere definitive Umsetzung funktioniere», wie er anhand angemalter Strassen in Zurzach oder Bern aufzeigte.
Als erste Massnahme muss nun ein Gesamtverkehrskonzept (GVK) erarbeitet werden. Dem zugrunde liegt gemäss Fachmann eine Analyse zu den täglichen Verkehrsflüssen aller Verkehrsteilnehmenden. «Der wichtigste Schritt aus dem GVK ist die Entwicklung eines Betriebs- und Gestaltungskonzepts (BGK). Darin enthalten ist die Detailplanung umzusetzender Massnahmen auf den Zentimeter genau.» Ebenfalls müsse ein Handbuch erstellt werden – ähnlich einem Corporate Design für Unternehmen – das festlege, welche Banktypen oder Abfalleimer montiert würden, um eine gewisse Einheit zu garantieren.
Ideen und Bedürfnisse in Einklang bringen
Nach all dieser Theorie machte sich die grosse Schar auf den Weg zur Hintergasse, wo Sabine Stindt Rhiner ihre Gäste bereits erwartete. Der Platz vor dem Brunnen ist neu mit Bäumen (zur Verfügung gestellt vom Forst Elgg), sowie bequemen Sitzgelegenheiten ausgestattet und lädt zum Verweilen ein, die Strasse zieren bunte Kreidenkreise in Anlehnung an die präsentierte Strassenbemalung in Bern. Der Naturschutzverein hat anlässlich zu seinem 50-Jahr-Jubiläum dort zudem neun Vögel im Bereich Frohsinn, Brunnen, Riegelhaus platziert. «Es wird ein Quiz dazu geben, die Infos dazu findet man an der Litfasssäule beim Brunnen.» Nächste Station war der Meisenplatz. Valentin Schnyder verwies darauf, dass die Lebensader Vordergasse-Meisenplatz täglich von 2100 Fahrzeugen genutzt werde: «Alles Menschen, die aus irgendeinem Grund hier unterwegs sind. Es ist unabdingbar, dies in den angedachten Massnahmen zu berücksichtigen.» Eindrückliches Beispiel war sein Dachkran-Lastwagen «Auch mit solchen Fahrzeugen müssen wir hier verkehren können.»
Erich Wegmann erklärte, unweit von seinem Vorredner, die Vordergasse zur «Bahnhofstrasse von Elgg», wo eingekauft und flaniert werde. Er erzählte, dass sich 1954 noch fast vor jedem Haus ein Miststock befunden habe, heute sei gerade noch einer zu finden. «Das Bild einer Ortschaft verändert sich laufend. Trotzdem müssen wir uns bewusst sein, dass die Massnahmen, die wir jetzt planen, ein paar Generationen halten. Wenn hier der Kanton ab 2030 umbaut, ist es wichtig, dass wir parat sind und wissen, was wir wollen.» Für ihn sei zentral, dass in der Vordergasse immer eingekauft, gearbeitet und eingekehrt werden müsse. Daher seien auch Kundenparkplätze unabdingbar.
Einiges auf dem Wunschzettel bleibt Wunsch
Den Abschluss machte Rolf Anderes von der Kirchenpflege auf dem Lindenplatz. Dem Vorhaben beispielsweise, den Platz zum Pfarrhaus hin zu vergrössern, stünden noch einige Hindernisse seitens Denkmalpflege im Weg – damit wies er darauf hin, dass nicht alles, was gewünscht oder schön wäre, dereinst umgesetzt werden kann.
Der Wille, vieles zu realisieren, war auf jeden Fall spür-, hör- und teilweise bereits sichtbar. Die (Aufbruch-)Stimmung beim abschliessenden Apéro unter der grossen Linde versprühte Optimismus und Freude; das Ideenkarrussel dreht sich und die Elggerinnen und Elgger dürfen gespannt sein, was der Möblierung rund um den Brunnen an der Hintergasse als nächstes folgt.
MARIANNE BURGENER