Clever, kreativ, einfallsreich – ein Nachmittag in der Fabrica
24.12.2024 RegionMittwochnachmittag in Winterthur Hegi: Mehrere Jungen und Mädchen sind auf dem Weg in die Werkstatt des Bastelateliers «Fabrica Filasez», wo sie von Fachpersonen unterstützt, ihre Projekte in Angriff nehmen.
Schon die Anwesenheitsmeldung ist zumindest ...
Mittwochnachmittag in Winterthur Hegi: Mehrere Jungen und Mädchen sind auf dem Weg in die Werkstatt des Bastelateliers «Fabrica Filasez», wo sie von Fachpersonen unterstützt, ihre Projekte in Angriff nehmen.
Schon die Anwesenheitsmeldung ist zumindest ungewöhnlich: Die Liste wird direkt an der Wand geführt. Man steigt die Leiter hinauf und trägt sich ein. Danach geht es in einen der grossen, hellen Räume. Es liegt der Geruch von gesägtem Holz in der Luft.
Was steht heute an? Manche haben bereits ein begonnenes Projekt, an dem weitergearbeitet wird, andere suchen nach einer neuen Idee. Das Materialangebot ist so vielfältig wie die Ideen, die hier umgesetzt werden können: Holz, Metall, Kunststoff, Textilien, Speckstein – der Fundus ist bunt, abwechslungsreich und schier unerschöpflich. Im Gang befinden sich einige der abgeschlossenen Projekte. Wer mag, kann sein Werk dort ausstellen, bevor es die Fabrica verlässt.
Tobias Kienast, gelernter Schreiner, studierter Einrichtungsgestalter, Arbeitsagoge, ist der erste Ansprechpartner für Neuankömmlinge. Er führt herum, zeigt die Räume, erklärt, wie ein Nachmittag abläuft. Der Besuch ist kostenlos, nur Verbrauchsmaterial wird bescheiden berechnet. Zu Beginn gibt es einen kurzen Einführungskurs – auch um klarzumachen, welche Einrichtungsgegenstände selbst genutzt, welche nur von den Erwachsenen eingesetzt werden dürfen und welche unter Aufsicht zu bedienen sind.
Ausgangspunkt «Denkertisch»
Neben dem freien Betrieb gibt es auch immer wieder Kursangebote und viermal jährlich ein Repair-Café. Es geht darum, herauszufinden, was machbar ist, nicht um Konsum. Jungen und Mädchen ab neun Jahren sind die Zielgruppe. Sie können eine Idee mitbringen und erhalten Unterstützung bei der Planung und Umsetzung. Oder sie überlegen sich etwas, wenn sie vor Ort sind. Man müsse den Kindern einfach zuhören. «Sie haben Ideen und bringen die aktuellen Trends mit», sagt Kienast, und präsentiert beinahe stolz den «Denkertisch», wo die Kids ihre Idee entwickeln und planen können. Zur Bearbeitung wechselt man dann an Werkbänke und Arbeitstische.
Ob Bandsäge oder Nähmaschine, die Spielregeln sind eindeutig, farbige Aufkleber helfen bei der Orientierung am Arbeitsgerät. Entwürfe werden gezeichnet, ein Budget erstellt, ein Projektplan angefertigt. Aber es wird nicht nur gebaut, sondern auch experimentiert und untersucht. «Man muss kein Abo lösen, hat keine Kurstermine, kann auch einmal einen Mittwoch nicht kommen. In die Fabrica kommt nur, wer das wirklich will. Das ist gut für die Atmosphäre», erzählt Kienast. Es gehe darum, kreatives Denken zu fördern, «und Hauptsache man macht etwas mit den Händen», fügt der Projektleiter hinzu.
Und die Auswahl, um etwas mit den Händen zu machen, ist schier endlos: Holzbearbeitung, Elektroabteilung, Nähatelier, die Kinder lernen löten, bohren, sägen, es gibt einen Laser, Hammer, Feile, Schraubendreher hängen sauber aufgereiht über der Werkbank. Ganz vorne stehen Nähmaschinen, Stoffe und anderes Textilzubehör, es gibt Papier, Klebepistolen und vieles mehr. Nachhaltigkeit und in dem Zusammenhang auch Upcycling sind ein Thema, auch bei der Einrichtung. Viele Materialien sind Spenden oder Secondhand, auch zum Beispiel die Werkbänke.
Öffentliches Angebot
«Die ‹Fabrica Filasez› ist ein öffentliches Angebot im Park 5 in Winterthur Hegi, in dem Mädchen und Jungen ab neun Jahren in den Bereichen Kunst, Handwerk, Technik, Naturwissenschaften und Gestaltung eigene Ideen und Projekte verfolgen und realisieren können», so steht es auf der Homepage. Träger ist der in Winterthur ansässige gemeinnützige Verein Filasez. Dessen Mitgründer und Co-Leiter André Hochuli hat seine Wurzeln in Elgg.
Die Fabrica erhält Förderbeiträge von der Stadt Winterthur, aber auch vom Kanton, um das öffentliche Angebot zu ermöglichen: «Ziel ist es, Mädchen und Jungen aus allen Bevölkerungsgruppen ein universelles Atelier mit einer Grossraumwerkstatt an rund 90 schulfreien Nachmittagen zur Verfügung zu stellen».
Wer nun gerne einmal schnuppern möchte, ist im Tüftelatelier herzlich willkommen. Die Fabrica kann während der Schulwochen jeweils mittwochs von 13.30 bis 17 Uhr besucht werden.
MELANIE HENNE-ISSING