Chlorothalonil im Henniez, Pfas im Valser
04.06.2024 RegionMineralwässer sind mit Mikroplastik, Pfas und Pestiziden verunreinigt. Das zeigt eine Untersuchung aus der Westschweiz.
«Natürliches Mineralwasser» zeichne sich durch «ursprüngliche Reinheit» aus. So steht es in der Verordnung über ...
Mineralwässer sind mit Mikroplastik, Pfas und Pestiziden verunreinigt. Das zeigt eine Untersuchung aus der Westschweiz.
«Natürliches Mineralwasser» zeichne sich durch «ursprüngliche Reinheit» aus. So steht es in der Verordnung über Trink-, Quell- und Mineralwasser. Aber so ist es nicht. Das zeigt eine Untersuchung der Konsumentensendungen «A bon entendeur» und «On en parle» des Westschweizer Radios und Fernsehens. RTS liess zehn Mineralwässer untersuchen – deren sechs stammen aus der Schweiz, zwei aus Deutschland und je eines aus Italien und Frankreich. Vier der Mineralwässer – darunter drei Schweizer – waren verunreinigt.
Am schlechtesten schnitt Henniez ab. Das Mineralwasser aus dem Waadtland enthielt Abbaustoffe von zwei Pestiziden – dem Herbizid Chloridazon und dem Fungizid Chlorothalonil. Letzteres wird vor allem im Getreide-, Kartoffel- und Weinbau eingesetzt sowie auf Golfplätzen. Die EU hat es 2019 als «wahrscheinlich krebserregend» eingestuft und anschliessend verboten. In der Schweiz ist Chlorothalonil seit 2020 ebenfalls verboten. Allerdings ist dazu noch ein Rechtsstreit vor Bundesverwaltungsgericht hängig.
«Ein Tropfen im 50-Meter-Becken»
Henniez hat die präzisen Fragen von RTS nicht beantwortet, sondern festgehalten, dass man das Wasser bedenkenlos trinken könne. Die gefundenen Mengen entsprächen «einem Tropfen in einem 50-Meter-Schwimmbecken mit 2,5 Millionen Litern Wasser». Das Unternehmen sorgte übrigens schon zu Beginn des Jahres für Negativschlagzeilen. Damals deckte die Westschweizer Zeitung «Le Temps» auf, dass Henniez sein Wasser mit Aktivkohlefiltern behandelt hatte. Ob frühere Proben dank der verbotenen Filtration sauber waren, muss offenbleiben. Das Henniez-Mutterhaus Nestlé weigerte sich, die entsprechenden Fragen von RTS zu beantworten.
Pfas, Pet und Sagex
Ebenfalls verunreinigt war das Wasser von Valser. Es enthielt per- und polyfluorierte Chemikalien – bekannter unter der Abkürzung Pfas. Diese werden auch als Ewigkeits-Chemikalien bezeichnet, weil sie sehr stabil sind. Sie können zu Leberschäden, Schilddrüsenerkrankungen, Fettleibigkeit, Fruchtbarkeitsstörungen und Krebs führen. Der Coca-Cola-Konzern, zu dem Valser gehört, bezeichnet die gefundenen Verunreinigungen als Ergebnis «der umfassenden Umweltauswirkungen der menschlichen Aktivitäten». Das Unternehmen hält zudem fest, es handle sich um «minimale Mengen». Diese seien «keinerlei Gesundheitsrisiko».
Im Swiss Alpina, das Coop in Termen VS abfüllen lässt, und im italienischen San Pellegrino fand RTS Mikroplastik. Im Letzteren war es Polystyrol – in der Schweiz auch bekannt unter dem Markennamen Sagex. Im Swiss Alpina war es Pet. Beide Anbieter beteuern, eigene Proben seien sauber gewesen.
«Man fühlt sich betrogen»
Die grüne Neuenburger Ständerätin Céline Vara zeigte sich gegenüber RTS konsterniert über die Ergebnisse: «Man ist enttäuscht und fühlt sich betrogen. Man zahlt für ein Mineralwasser und denkt, es sei frei von Giftstoffen. Das macht einen wütend.» Hinzu kämen ernsthafte Sorgen: «Man weiss, dass diese Produkte krank machen, Krebs fördern, zu Unfruchtbarkeit führen. Und es ist ein weiterer Beweis für das Umwelt-Desaster, das wir heute erleben.»
Belastet sind übrigens nicht nur die Mineralwässer, sondern auch das Trinkwasser. Das zeigte «Infosperber» schon vor vier Jahren auf. Der K-Tipp untersuchte letzten Sommer 872 Hahnenwasserproben (Bezahlschranke). Fast 400 waren mit Pfas belastet. Zudem fand der K-Tipp welches in den Eigenmarken-Mineralwässern aus der Landi (es stammt aus Adelboden BE) und von Spar (aus Italien).
MARCO DIENER, INFOSPERBER.CH