Blues-Nachwuchstalent begeistert

  27.10.2022 Aadorf

Lucky Wüthrich und seine Band überzeugten im Rotfarbkeller das Publikum. Er hat den Blues im Blut und ist für die Bühne geboren. Einer der weiss, was er will. Seine Ausstrahlung, erfrischende Bühnenpräsenz, die leichte, professionelle Art und Selbstverständlichkeit sind enorm und eher selten bei einem so jungen Musiker.

Kurt Gerber von Montag Blues Aadorf begrüsste zahlreiche bluesbegeisterte Gäste im Rotfarbkeller zum ersten Konzert nach dem Jubiläums-Open-Air im Sommer. «Starten wird diese Saison mit einer sehr jungen Band, deren Mitglieder alle den Blues im Herzen tragen», versicherte er. Mit einem tosenden Applaus wurden die Musiker auf die Bühne begleitet und eröffneten das Konzert mit dem Stück «Every morning». Lucky Wüthrich sang mit geschlossenen Augen. Zwischendurch strahlte er aber immer wieder ins Publikum, welches ihm gebannt lauschte. Seine Lieder, alle aus dem Leben gegriffen, zeigten sein grosses Talent und die Leidenschaft für den Blues – so auch der Mundartsong «D’Rosmarie und ig», welchem weitere mitreissende Darbietungen folgten.
Der junge Thuner scheint eher der ruhige Typ zu sein, aber auf der Bühne blüht er auf und gibt Vollgas. Er zog die Zuhörerinnen und -hörer nicht nur mit seinem Spiel und seinen Songs in den Bann, nein, er war auch witzig, kommunizierte und bezog das Publikum in seine Stücke mit ein. Immer wieder forderte der Bandleader die Gäste auf, mitzusingen, was sehr gut gelang und alle belustigte.

Gänsehautfeeling pur

Mit seiner starken Stimme und der erfrischenden Art Blues, Soul, Funk, Rock oder Swing vorzutragen, berührte und begeisterte Lucky Wüthrich das Publikum, bescherte ihm Gänsehaut, riss es mit und von den Stühlen. Die Harmonie unter den Bandmitgliedern war stark spürbar. Jeder einzelne ist Vollblutmusiker, auf seinem Instrument einzigartig, und so brachten sie mit ihren sensationellen Solis den Rotfarbkeller zum Kochen. Sie feuerten sich gegenseitig an und jeder freute sich am Spiel des anderen.
Wüthrich ist für den Blues geboren. Er hat ihn nicht nur im Herzen und in der Seele, sondern auch in seinen Fingern. Diese sprangen, hüpften, strichen auf seiner Gitarre leicht über die Saiten oder zupften sie gekonnt. Seine Version des Blues war erfrischend und die Leidenschaft dafür spürbar. Er spielte und sang nicht nur hervorragend, er lebte seine Musik förmlich.
Mit einem Song zum Mitsingen, «Thinking bout you», endete der erste Teil des Konzerts. Doch nach einer kurzen Pause wurde das Publikum von der Band wieder mit Blues und Co verwöhnt. Immer wieder sang oder klatschte es mit – so auch beim Song «Mamarita», wobei das fantastische Orgelsolo Begeisterungsstürme auslöste.

Wüthrich und seine Gitarren

«Damit es mit immer gleichen Songs nicht langweilig wird», so Wüthrich, «spiele ich mit ‹Time is one my Side› ein Cover. Ihr dürft dabei ruhig ‹mitshaken›.» Gegen Ende des Konzerts schaute er seine drei Gitarren an und sagte lachend: «Es fällt mir immer wieder schwer, mich für eine zu entscheiden. Es sehen alle so gut aus.» Nebenbei erzählte er witzig und lässig vom Auftritt auf der «Rock and Blues Cruise». Doch dann nahm Lucky Wüthrich seine Gitarre, lächelte und meinte, diese hätte ein Telecaster-Pickup, womit gepickt und jede Variante des Blues gespielt werden kann. Er würde nun exklusiv ein Stück spielen, das noch niemand hörte. Dann legte er los und erinnerte damit an eine grosse Prärie mit Pferden. Immer schneller wurde sein Spiel und riss alle mit seiner Begeisterung und dem flinken Fingerspiel mit.
Dafür wurden er und seine Band mit einem tosenden, nicht enden wollenden Applaus und einer Standing Ovation belohnt. Nachdem alle die Bühne verliessen, kehrte der Pianist als einziger zurück. Mit leiser Hintergrundmusik unterstützte er Wüthrichs Dank ans Publikum und seine Bandkollegen. In sympathischem Berndeutsch meinte dieser, er sei beschenkt worden mit seinen Musikern und sehr dankbar dafür. Und: «Deshalb beschenke ich euch mit einem Song meines Pianisten.» Dieser bescherte mit seiner sehr schönen, variantenreichen Stimme Gänsehaut und wurde dann von den andern Bandmitgliedern unterstützt.
Mit dem wunderschönen Lied «Lord give me a sign» verabschiedeten sich Lucky Wüthrich und Band. Ein wunderschöner Abend und ein sensationeller, erfrischender Einstieg in die neue Bluessaison gingen zu Ende. Der junge, für den Blues geborene Bandleader und seine talentierten Musiker liessen erahnen, dass hier ganz grosses Talent in der Schweizer Bluesszene heranwächst.

IRÈNE BASLER


Image Title

1/10

Möchten Sie weiterlesen?

Ja. Ich bin Abonnent.

Haben Sie noch kein Konto? Registrieren Sie sich hier

Ja. Ich benötige ein Abo.

Abo Angebote