Bessere Ernten, aber Aufwände stiegen stärker als Erträge
02.12.2023 TänikonDie Landwirtinnen und Landwirte erzielten im Jahr 2022 mehrheitlich bessere Ernten als im verregneten Vorjahr. Doch das landwirtschaftliche Einkommen sank um 1,3 Prozent und lag bei durchschnittlich 79’700 Franken pro Betrieb.
Das landwirtschaftliche Einkommen ...
Die Landwirtinnen und Landwirte erzielten im Jahr 2022 mehrheitlich bessere Ernten als im verregneten Vorjahr. Doch das landwirtschaftliche Einkommen sank um 1,3 Prozent und lag bei durchschnittlich 79’700 Franken pro Betrieb.
Das landwirtschaftliche Einkommen umfasst landwirtschaftliche (inkl. Hofläden) und landwirtschaftsnahe Tätigkeiten wie beispielsweise die Biogasproduktion oder der Agrotourismus. Ausserlandwirtschaftliche Aktivitäten sind darin nicht enthalten. Es entspricht der Differenz zwischen den Erträgen und Aufwänden und wird sowohl für Einzelunternehmen als auch Betriebsgemeinschaften – das sind Zusammenschlüsse von zwei oder mehr Betrieben – erhoben.
Gemäss der zentralen Auswertung von Buchhaltungsdaten bei Agroscope Tänikon ging das Einkommen 2022 gegenüber dem Vorjahr um 1,3 Prozent zurück. Es betrug im Mittel 79’700 Franken je Betrieb. Auf der Ertragsseite verlief die Entwicklung uneinheitlich, aber in der Summe überwogen die positiven Effekte. Trotz überdurchschnittlicher Temperaturen und anhaltenden Regenmangels herrschten gute Wetterbedingungen für den Pflanzenbau. Vor allem der Obst-, Wein- und Ackerbau verzeichneten bessere Ernten als im verregneten und verhagelten Vorjahr, was zusammen mit höheren Produzentenpreisen zu einem Anstieg des Ertrags führte.
Weil das Angebot auf dem Weltmilchmarkt knapp war und Rekordpreise erzielt wurden, nahm der ausbezahlte Milchproduzentenpreis in der Schweiz zu. Dies führte trotz tieferen Produktionsmengen zu höheren Erträgen. Auf den Märkten für Geflügelund Rindfleisch konnten aufgrund eines knappen Angebots höhere Preise erzielt werden. Auf dem Schweinemarkt erhöhte sich das Überangebot weiter, was sich in einem erneuten, starken Einbruch der Produzentenpreise und somit einem Rückgang der Erträge niederschlug.
Teurere Produktionsmittel
Die steigende Inflation beschäftigte im letzten Jahr die Schweiz, auch den Landwirtschaftssektor. Er verzeichnete auf der Aufwandseite eine beträchtliche Teuerung der Produktionsmittel. Der Krieg in der Ukraine und seine Folgen führten unter anderem zu einem starken Preisanstieg bei den Energieträgern und Mineraldüngern. Zudem nahmen die Personalaufwände zu – bedingt durch die gestiegene Anzahl an Angestellten. Insgesamt stiegen die Aufwände stärker als die Erträge, was in der Abnahme des Einkommens resultierte.
Auf einem landwirtschaftlichen Betrieb arbeiteten im vergangenen Jahr durchschnittlich 1,34 familieneigene Arbeitskräfte (-0,5% gegenüber 2021). Dazu zählen unter anderem die Betriebsleiterinnen und -leiter sowie allfällige auf dem Betrieb arbeitende Verwandte wie ehepartnerin, Eltern oder Kinder im Erwerbsalter.
Der landwirtschaftliche Arbeitsverdienst, der dem Einkommen nach Abzug der Kosten für das Eigenkapital des Betriebes entspricht, sank gegenüber dem Vorjahr um 6,3 Prozent auf 56’100 Franken pro Familienarbeitskraft (Vollzeit-Äquivalent). Der Rückgang fiel vor allem aufgrund der Zinswende stärker aus als beim Einkommen. Der Zinsanspruch für das Eigenkapital, der in den letzten Jahren aufgrund negativer Zinssätze entfiel, betrug rund 4400 Franken. In der Talregion sank der Arbeitsverdienst pro Familienarbeitskraft um 4,1 Prozent auf 73’500 Franken. In der Hügelregion ging er am stärksten zurück, nämlich um 10,4 Prozent, und lag bei 49’000. In der Bergregion reduzierte er sich um 6,8 Prozent auf 40’100.
Gesamteinkommen pro Haushalt ist gesunken
Agroscope Tänikon berechnet zudem das durchschnittliche jährliche Gesamteinkommen eines landwirtschaftlichen Haushalts. Es setzt sich aus dem landwirtschaftlichen und dem ausserlandwirtschaftlichen Einkommen zusammen. Im Gegensatz zum Ersteren wird das Gesamteinkommen nur für Einzelunternehmen ohne Betriebsgemeinschaften erhoben. Das ausserlandwirtschaftliche Einkommen stieg gegenüber dem Vorjahr um 1,8 Prozent auf 35’100 Franken pro Haushalt, was den Rückgang des landwirtschaftlichen Einkommens etwas abfederte. Das Gesamteinkommen nahm aber dennoch ab – und zwar um 0,7 Prozent auf 110’500.
(PD)
Infobox
Das Bundesamt für Statistik (BFS) und Agroscope veröffentlichen zum gleichen Zeitpunkt zwei komplementäre Statistiken zur Beurteilung der wirtschaftlichen Lage der Landwirtschaft. Die landwirtschaftliche Gesamtrechnung (LGR) des BFS ermittelt die makroökonomische Lage auf Ebene Agrarsektor. Die LGR ist eine Synthesestatistik und ermöglicht Anfang Herbst eine erste Schätzung des Ergebnisses des laufenden Jahres. Diejenigen der zentralen Auswertung von Buchhaltungsdaten durch Agroscope präsentieren die mikroökonomischen Verhältnisse für das Vorjahr auf Basis einer zufälligen Stichprobe von Landwirtschaftsbetrieben und deren Buchhaltungen.