Benefizkonzert als Herzensangelegenheit

  05.05.2022 Wittenwil

Am kommenden Samstag findet in Aadorf ein Benefizkonzert für die Ukraine statt; der Krieg erschüttert auch unsere Gesellschaft. Viele engagieren sich für die Geflüchteten spenden oder sammeln Geld zur Linderung der grossen Not. Hinter dem Aadorfer Konzert steht eine Wittenwilerin mit einem grossen Herz.

Beata Schmid ist eine umtriebige Persönlichkeit. Beruflich ist die Frau mit polnischen Wurzeln für die Polizei Konstanz tätig; privat engagiert sie sich seit Ausbruch des Konflikts für ukrainische Geflüchtete. Für Schmid eine Selbstverständlichkeit, etwas, das sie einfach tun muss, wie sie dieser Zeitung erzählt. Sie sei im Polen der 80er-Jahre in sehr bescheidenen Verhältnissen als Tochter einer alleinerziehenden Mutter aufgewachsen. «Es war keine einfache Kindheit. Ich musste schon in jungen Jahren viel Verantwortung übernehmen und habe erfahren, was Entbehrung heisst. Der Vater hatte uns früh verlassen, so musste meine Mutter viel arbeiten.»
Diese Zeit habe ihren Charakter massgeblich geprägt; Schmid ist sichtlich dankbar für alles, was sie heute hat und dafür, dass sie anderen Menschen etwas geben kann. Die grosse Hilfsbereitschaft und Solidarität ihrer Landsleute mit der benachbarten Ukraine berührt sie tief und macht sie stolz. Über Facebook hat sie vor einiger Zeit von Nikodem Kemicer, einem Lokalpolitiker in ihrer Heimatstadt Elk, erfahren, der private Spendenfahrten mit einem Kleinlaster ins Kriegsgebiet unternimmt. Schmid hat mit ihm Kontakt aufgenommen und schildert seine gefährlichen Missionen.

Hilfe, die dort ankommt, wo sie gebraucht wird

Der Mann fährt auf Nebenstrassen unter anderem in ein Kinderheim und liefert dringend benötigtes Material in Orte, wo grosse Lastwagen nicht mehr hinkommen, weil die Hauptstrassen zerstört sind. Die Waren und die Kosten für den Treibstoff würden finanziert durch Spenden aus dem Umfeld. Jeder steuere bei, was er könne, aber langsam gingen den Menschen die finanziellen Mittel aus. Beim letzten Telefon hätte er gesagt, er habe das Benzin selbst bezahlt und sich überlegt, die Fahrten einzustellen. Ein Blick in die Gesichter der Menschen habe ihn jedoch umgestimmt – würde er keine Lebensmittel und andere Güter bringen, könnte den Notleidenden keiner mehr helfen. Die Situation sei wirklich prekär und weiterer Ansporn für Beata Schmid, unkompliziert und rasch Unterstützung zu leisten. Sie sagt: «Es kann nicht sein, dass der Fahrer den Treibstoff selbst bezahlt, weil er das gesammelte Geld in Waren investiert hat. Und dazu setzt er sich noch der Gefahr aus, ins Kriegsgebiet zu fahren.»
Wäre die polnisch-ukrainische Grenze nicht so weit von der Schweiz entfernt, würde Schmid am liebsten regelmässig selbst hinfahren, um Waren zu bringen. Sie hat den Weg über die Ostertage mit ihrem bis unters Dach mit Medikamenten und medizinischen Geräten gefüllten Auto unter die Räder genommen. So konnte sie sich überzeugen, dass jeder gespendete Franken auch tatsächlich dort landet, wo er hingehört: bei der notleidenden Bevölkerung. Aus ihren Gesprächen vor Ort entsprang die Idee, ein Benefizkonzert in Aadorf zu organisieren, um Geld zu sammeln.
Die Wittenwilerin erzählt, wie unkompliziert alle angefragten Partner sofort mitgemacht hätten: Die Schulen Aadorf, die den Raum zur Verfügung stellen, der Dorfverein Wittenwil-Weiern, der personelle Unterstützung leistet sowie Kunz Werbung Aadorf, die den Flyer zum Selbstkostenpreis gedruckt hätten. Und natürlich Deean und Sarah mit ihrem Gast Edo Leonardi, eine weitherum bekannte Liveband, die auf eine Gage verzichtet. Am Anlass ist somit für alles gesorgt, was das Herz begehrt: Von toller Musik über Kuchen und Getränke wird es den hoffentlich zahlreichen Gästen an nichts mangeln. Natürlich hofft die Veranstalterin, dass die Früchte ihrer Arbeit am Ende des Abends in der Spendenbox ersichtlich sein werden.

Weitere Projekte sind bereits geplant

Beata Schmid besitzt zusammen mit ihrem Bruder ein Ferienhaus in Masuren, Polen. Dieses stellten sie schon zu Beginn des Krieges für Geflüchtete zur Verfügung. Eigentlich wären die Appartements für Touristen für die Sommersaison vorbereitet gewesen, nun bieten sie ukrainischen Familien ein sicheres Dach über dem Kopf. Das Gästezimmer im Wittenwiler Zuhause der Familie Schmid ist ebenfalls für Personen aus dem Kriegsgebiet vorbereitet; wann jemand einzieht, ist noch offen, angemeldet ist es.
Schmid wäre nicht Schmid, wenn sie nicht schon einen weiteren Event geplant hätte. Das Konzept steht noch nicht ganz, aber es könnte in Richtung Kunst und Komik gehen, wie sie verrät. Eine Zusammenarbeit mit der Aadorfer Künstlerin und Ukrainerin Galya Stauffacher ist sozusagen beschlossen, der «komische» Teil der Veranstaltung noch in Abklärung. Dass der Anlass zustande kommen wird, ist so sicher, wie Schmids Antrieb zu helfen, solange es nötig ist.

MARIANNE BURGENER


Benefizkonzert «Ukraine»

ANLASS: Samstag, 7. Mai, 19.30 Uhr
(Türöffnung 19 Uhr)
ORT: Aula Sekundarschule, Aadorf
EINTRITT: Frei, um eine Spende wird gebeten
RESERVATION: beata.schmid@gmx.ch

077 452 07 85


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