«Bei alledem …»: Musiktheater zwischen Himmel und Erde
28.10.2025 ElggAm Freitag feiert Rossinis «Petite Messe Solennelle» in der reformierten Kirche Elgg Première. Nicht als reine Konzertaufführung, sondern als szenisches Musiktheater. Unter der Leitung von Maxime Thély und der Regie von Simon Berger entstand ein Werk, das Klang und ...
Am Freitag feiert Rossinis «Petite Messe Solennelle» in der reformierten Kirche Elgg Première. Nicht als reine Konzertaufführung, sondern als szenisches Musiktheater. Unter der Leitung von Maxime Thély und der Regie von Simon Berger entstand ein Werk, das Klang und Emotion eindrücklich verbindet.
Liebhaber hochkarätigen Chorgesangs dürfen sich freuen: Was ihnen an der Première und drei weiteren Vorstellungen ab Ende Woche in der reformierten Kirche geboten wird, braucht keinen Vergleich zu scheuen. Schon der Besuch der ersten gemeinsamen musikalischen Chorprobe am Freitagabend liess der Schreibenden wohlige Schauer über den Rücken laufen.
Auf der Bühne hatten sich die Mitglieder des ökumenischen Kirchenchors Elgg und zwölf hochkarätige Solistinnen und Solisten versammelt. Unter der musikalischen Leitung von Maxime Thély, begleitet von Ariel Lima am Klavier und Florian Pezzatti am Akkordeon, erfüllte sich das Kirchenschiff bald mit dem melancholisch-ergreifenden Gesang von Gioachino Rossinis «Petite Messe Solennelle»; einer Messevertonung aus dem Jahr 1863. Sie gilt als das bedeutendste Werk der letzten Arbeitsphase Rossinis und als eine seiner wichtigsten geistlichen Kompositionen. Die Arbeit trug dem Komponisten damals nicht nur Lob ein – Kritiker monierten, die Messe sei zu weltlich umgesetzt worden und klinge stellenweise wie eine Oper. Es handelte sich um eine Auftragskomposition für den Comte Alexis Pillet-Will und dessen Frau Louise, der das Werk gewidmet ist. Die Uraufführung fand am 14. März 1864 zur Einweihung der Privatkapelle des gräflichen Paares in Paris statt. Die erste öffentliche Aufführung folgte tags darauf im Pariser Théâtre-Italien und wurde ein grosser Erfolg.
Musiktheater über Hoffnung und Zusammenhalt
Unter der Regie von Simon Berger wird aus der vertonten Messe ein Musiktheater, bei dem zehn Kinder und Jugendliche als Hotelangestellte mitwirken. In der in die Jahre gekommenen Lobby nehmen sie verschiedene Rollen ein und skizzieren traumwandlerische Bilder, die ineinandergleiten, ohne eine konkrete Handlung zu erzählen. «Das Stück ist ein Angebot, das zu sehen, was man möchte», umschreibt Rahel Imboden die Inszenierung Bergers. Er sagt dazu: «Die Szenen folgen der Struktur der Musik, es ist keine durchgehende Geschichte, eher eine Metamorphose.» Den Zusatz «bei alledem …» habe er bewusst gewählt als Aufforderung, bei allem, was aktuell gerade in der Welt vor sich gehe, den Mut nicht zu verlieren. Das Gute und die Freude zu sehen. «Es ist ein szenisches Nachdenken über das Miteinander.»
Ein grosses gemeinsames Projekt
Dieses Miteinander hat Berger auch in der Zusammensetzung der Mitwirkenden umgesetzt: Profis singen und musizieren gemeinsam mit den Laien des Kirchenchors und zusammen mit den schauspielenden Kindern und Jugendlichen. Vor ihnen allen lag an diesem Freitag noch eine Menge Arbeit – vieles hat schon perfekt funktioniert, einiges hatte noch Klärungsbedarf. Da und dort wurde diskutiert, feinjustiert und ausprobiert. Die nachfolgenden Tage wurden für weitere Proben genutzt – zur Premiere am 31. Oktober, just an Halloween, wird alles sitzen. Die Gäste erwartet einmal mehr ein musikalisches Highlight auf allerhöchstem Niveau. Rossini mag die Messe zwar für ein eher erwachsenes Publikum vertont haben, aber Berger und Imboden sind überzeugt, dass auch jüngere Zuhörer und Zuhörerinnen auf ihre Kosten kommen werden. Apropos Kosten: Jugendliche bis 16 Jahre profitieren an allen Vorstellungen von einem vergünstigten Eintrittspreis von nur 15 Franken.
Der Besuch einer der vier Vorstellungen lohnt sich auf jeden Fall. Berger verspricht ein Musiktheater mit liebevollem Witz und unaufgeregter Tiefe – mit einer aussergewöhnlichen Besetzung.
MARIANNE BURGENER
Informationen zu den Vorstellungen, Preisen, Mitwirkenden und weiteres unter: www.theaterzurwaage.ch
Vorstellungen
31. Oktober/1. November/7. November/8. November Jeweils 19.30 Uhr, reformierte Kirche Elgg
Tickets: info@theaterzurwaage.ch
Ideenreich Elgg

