Einem ausgewählten Kreis von Altersgenossen zeigte der 77-jährige Aadorfer Kurt Heider seine Postkartensammlung. Die Aufnahmen aus der Jahrhundertwende um 1900 beeindruckten.
Ein Blick zurück: Um das Jahr 1900 zählte Aadorf mit den heutigen Dorfteilen ...
Einem ausgewählten Kreis von Altersgenossen zeigte der 77-jährige Aadorfer Kurt Heider seine Postkartensammlung. Die Aufnahmen aus der Jahrhundertwende um 1900 beeindruckten.
Ein Blick zurück: Um das Jahr 1900 zählte Aadorf mit den heutigen Dorfteilen knapp tausend Einwohner, weit weniger als die 1600 Kühe auf den Bauernbetrieben. Namen wie Loser, Sonderegger, Baumgartner, Pfäffli und Erni, der bis vor Kurzem den letzten landwirtschaftlichen Betrieb führte, gehörten dazu. Die Strassen waren noch ungeteert. Darauf verkehrten rund 40 Autos und 82 Motorräder, die im Besitz von Einheimischen waren. Die Fahrzeuge mit Thurgauer und ausserkantonalen Schildern wurden oftmals als Teufelszeug bezeichnet. Täglich verkehrten drei Eisenbahnzüge auf der im Jahr 1852 eröffneten Strecke von Wil nach Winterthur und umgekehrt. Die Stickerei erlebte ihre Blüte. Ebenso die Wirtshäuser, wovon es damals mehr als zwanzig gab.
Doch genug der verbalen Zeitreise in die Vergangenheit. Bilder aus Postkarten aus dem umfangreichen Archiv von Kurt Heider, teils beschriftet, sollten einen anschaulichen Eindruck von der baulichen Entwicklung des Dorfes bieten. Dabei verblüffte am meisten der krasse Gegensatz von einst und jetzt.
Aus einem reichen Fundus
Charly Meichtry hatte zusammen mit Kurt Heider aus über 250 Postkarten und Fotos aus längst vergangenen Jahren rund 80 Sujets ausgewählt und in einer Powerpoint-Präsentation zusammengestellt, die Sammler Heider dann vorführte. Die älteste Postkarte aus dem reichen Fundus stammte aus dem Jahr 1898, allesamt bilden Ansichten aus der Gemeinde Aadorf ab. Ob farbig oder schwarz-weiss, die visuellen Aufnahmen weckten Erinnerungen, warfen Rätsel auf und führten immer wieder zu Fragen.
Nicht alles liess sich beim Zurückdrehen des Rades schlüssig beantworten. Nostalgiker gerieten mächtig ins Staunen. Bei vielen Betrachtern gelangten längst vergessene Jugenderlebnisse ins Bewusstsein. «Schöne tempi passati», dachten sich wohl manche ältere Semester, auch wenn sich kaum jemand in diese Zeit hätte zurückversetzen lassen wollen.
Mit spontanem Beifall bedankten sich schliesslich die knapp zwei Dutzend Gekommenen beim Aadorfer und Elgger Bürger Kurt Heider für die anderthalbstündige Präsentation. In bester Gemütslage kehrten wohl alle wieder in die Gegenwart zurück. Ob das Gezeigte auch weiteren Kreisen zugänglich sein wird, liess der Redner und Sammler noch offen. Es wäre bedauerlich, gingen die geschichtsträchtigen Dokumente und Fotos der Nachwelt verloren. Als geeigneter Aufbewahrungsort erwiese sich wohl das örtliche Gemeindearchiv.
KURT LICHTENSTEIGER