Barbara Müller nimmt Einsitz in Mass-Voll-Vorstand
07.09.2023 EttenhausenDie Ettenhausener Kantonsrätin ist neu Kassierin von Nicolas Rimoldi. Für dessen Organisation kandidiert sie im Herbst auch für den Nationalrat.
Nicolas Rimoldi polarisiert. Für die einen ist der Gründer und Präsident der Bewegung Mass-Voll ...
Die Ettenhausener Kantonsrätin ist neu Kassierin von Nicolas Rimoldi. Für dessen Organisation kandidiert sie im Herbst auch für den Nationalrat.
Nicolas Rimoldi polarisiert. Für die einen ist der Gründer und Präsident der Bewegung Mass-Voll ein aufrechter Kämpfer für Grundrechte und Verfassung. Für die anderen wiederum ist er bloss ein Narzisst und Demagoge. Fest steht: Rimoldi beabsichtigt mit seiner Organisation in rund einem Dutzend Kantonen ins Bundeshaus einzuziehen.
Unter den Mass-Voll-Kandidierenden befinden sich auch gestandene Politikerinnen und Politiker. Darunter etwa das FDP-Urgestein Alex Gantner im Kanton Zürich oder etwa Barbara Müller. Die Ettenhausener Kantonsrätin sorgte speziell in der Coronakrise wiederholt für Schlagzeilen. Die Aadorfer SP warf sie 2022 wegen ihrer Corona-kritischen Äusserungen aus der Partei. Seither engagiert sie sich für Mass-Voll. Nun kandidiert sie für die Organisation auf dem Listenplatz 1 im Kanton Thurgau. Und nicht nur das: Seit neustem ist Müller auch Kassierin und Vorstandsmitglied von Mass-Voll. Dies teilte die Organisation am Wochenende auf ihrem Telegram-Kanal mit.
Grundrechte stehen im Zentrum
«Ich will eine Organisation aufbauen, die frischen Wind und neue Ideen in die Politik bringt», begründet Müller ihr Engagement für Mass-Voll auf Nachfrage der «Elgger/Aadorfer Zeitung». Im Zentrum gehe es ihr darum, für die verfassungsmässigen Grundrechte zu kämpfen. Diese seien in den letzten Jahren mehr und mehr unter Beschuss geraten und gelte es wieder zu stärken. Ausschlaggebend dafür, sich neuerdings auch noch im Vorstand von Mass-Voll zu engagieren, sei Rimoldi gewesen. «Er hat mich angefragt, ob ich bereit bin, mich für den Vorstand zur Verfügung zu stellen», erklärt Müller.
Neben ihr hat zudem der Jurist Markus Zollinger Einsitz in den Vorstand genommen. Der ehemalige Mitarbeiter der Staatsanwaltschaft kandidiert im Kanton Zürich für den Nationalrat. Den Vorstand verlassen haben Naomi Tambasco und Michael Straumann. Beide zählten seit 2021 zu den engsten Weggefährten Rimoldis. Straumann sagt gegenüber dieser Zeitung: «Ich bin Nicolas und dem Vorstand extrem dankbar für die gemeinsame Zeit. Jetzt ist es jedoch an der Zeit, mich komplett aus der Vereinspolitik zurückzuziehen und mich nur auf mein Studium zu konzentrieren.» Tambasco will zwar noch weiterhin Mass-Voll-Mitglied bleiben, ihre Prioritäten aber künftig wieder neu ausrichten. «Ein Teil meines Herzens bleibt immer violett», sagt sie gegenüber dieser Zeitung.
Migration müsse wieder stärker in den Fokus rücken
Es ist nicht das erste Mal, dass enge Weggefährten Rimoldi davonlaufen. Mit Kritik am Mass-Voll-Präsidenten halten sie sich öffentlich jedoch bedeckt. Auf den Vorstandwechsel angesprochen, entgegnet Rimoldi der «Elgger/Aadorfer Zeitung»: «Wir sind in den Stürmen der letzten Jahre durch dick und dünn gegangen. Straumann, Tambasco und ich haben den Verein gross gemacht. Wir haben gemeinsam das Covid-19-Referendum gestemmt. Das muss uns erst einmal jemand nachmachen.» Für ihre geleistete Arbeit verspüre er tiefe Dankbarkeit.
Mass-Voll ist in den letzten Wochen wiederholt in die Kritik geraten. Dies auch deshalb, weil Rimoldi kürzlich an einer Demonstration der sogenannten Identitären Bewegung teilgenommen hat. Dabei sprach er sich unter anderem für Remigration aus. Kritiker werfen ihm vor, damit ausländerfeindliche Ressentiments zu bedienen. Konfrontiert mit Rimoldis Aussagen entgegnet Müller: «Rimoldi hat sich sicherlich unglücklich ausgedrückt.» Ausländerfeindliche Positionen vertrete er in ihren Augen aber nicht. Müller weiter: «Klar ist: Das Thema Migration muss stärker thematisiert werden. Das sage ich auch als ehemalige SP-Politikern. Denn: Die Schweiz kann nicht jeden aufnehmen. Wir können uns keine Zehn-Millionen-Schweiz leisten.» Bei Menschen, die nicht integrierbar seien, müsse dafür gesorgt werden, dass sie sich in ihren Herkunftsländern wieder ein besseres Leben aufbauen könnten.
RAFAEL LUTZ