Ausgezeichnet vielfältig: Aadorf ehrt naturnahe Gärten
19.06.2025 Aadorf, AawangenVon 19 bis 3000 Quadratmeter: Beim ersten Aadorfer Gartenpreis wurde die ganze Bandbreite naturnaher und kreativer Aussenräume sichtbar. Vier Gärten wurden ausgezeichnet. Am Ende war es die Natur, die am meisten gewinnt.
Eingebettet ins Sommerfest des Dorfvereins ...
Von 19 bis 3000 Quadratmeter: Beim ersten Aadorfer Gartenpreis wurde die ganze Bandbreite naturnaher und kreativer Aussenräume sichtbar. Vier Gärten wurden ausgezeichnet. Am Ende war es die Natur, die am meisten gewinnt.
Eingebettet ins Sommerfest des Dorfvereins Aawangen-Häuslenen wurde letzten Samstag der erste Aadorfer Gartenpreis verliehen. Dem Aufruf im Frühling dieses Jahres folgten 17 Eingaben, Anmeldeschluss war Anfang Mai. Danach besichtigte die Jury die hinsichtlich Kreativität, Naturverbundenheit und Biodiversität sehr unterschiedlichen Grundstücke; vier wurden am Ende prämiert.
Die Bewertungen wurden vorgenommen durch Humanbiologin Nicole Gehring, Martin Wicki, Präsident des WWF Thurgau, Michael Haldemann, Präsident der Energiestadt Aadorf, Jörg Helfenstein, zuständig für das Ressort Feldbotanik beim Natur- und Vogelschutzverein sowie Stefan Brunner, Gemeinderat und Gärtnermeister, Auditor bei Grünstadt Schweiz. Unterstützt wurde das Fachgremium durch die Firma Geocons, Mark Fürst, der unter vielem anderen ebenfalls für das Label Grünstadt Schweiz tätig ist. Ihnen allen liegen privat und beruflich die Themen Natur, Biodiversität und Nachhaltigkeit am Herzen.
«Das ganze wäre nicht möglich gewesen ohne die grosszügige Unterstützung der Antennengenossenschaft Aadorf (AGLA). Die AGLA hat bei ihrer Auflösung beschlossen, insgesamt 25 Projekte zu sponsern, der Gartenpreis war eines davon. Auch der Kanton Thurgau hat finanzielle Mittel beigesteuert» eröffnete Brunner die Präsentation. Dass der Kanton mithelfe, liege daran, dass das Vorhaben ein «Leuchtturmprojekt» für die Biodiversität werden solle. Sei der Mechanismus erst einmal ausprobiert und gefestigt, könnten andere Gemeinden davon profitieren und die Ausschreibung übernehmen.
Was ein schöner Garten ist, bleibt Geschmacksache
An dieser Tatsache rüttelte auch die Jury nicht. Ihr festes Bewertungsraster ging weit über die reine Optik hinaus, um die in Grösse, Alter und Beschaffenheit so unterschiedlichen Gärten überhaupt vergleichbar zu machen. Insgesamt flossen 14 unterschiedlich gewichtete Punkte in die Entscheidung ein – vom Umgang mit Regenwasser und dem Anteil einheimischer Pflanzen über den Baum- und Gehölzbestand bis hin zur Originalität: Wie ist die Grünfläche gestaltet, wie wird sie genutzt und gepflegt, welche Wirkung entfaltet sie nach aussen?
Ausgezeichnet mit dem Preisgeld und einer goldenen Plakette zur Kennzeichnung des prämierten Gartens wurde nicht wie geplant einer, sondern deren vier. Brunner stellte die Gewinner einzeln mit einer kurzen Würdigung und Begründung vor: «Der Garten von Sonja Gutknecht und Karim Sahraoui ist 120 Jahre alt und zeichnet sich durch einen riesigen Baumbestand, durch Strukturreichtum und eine hohe Aufenthaltsqualität aus. Nicht nur die jetzigen Besitzer, sondern bereits alle Bewohner davor haben der Anlage grosse Sorge getragen.» Als nächstes übergab er Marianne und Wendelin Greter den Preis und erzählte, wie ihre grüne Oase die Jury von Anfang an begeistert habe, weil: «Sie ist Schritt für Schritt entstanden, sehr durchdacht und enthält nebst vielen anderen Pflanzen eine Schindeleiche. Einen Baum, den ich vorher gar nicht gekannt habe.» Das dritte kleine Paradies, das künftig die goldene Plakette tragen darf, ist jenes von Patricia Künzle und Chris Berger. Dort sei alles vertreten, was eine Familie brauche, inklusive einer Rasenfläche, damit eine Slackline gespannt werden könne; er vereine Wildheit und einzelne Designelemente: «Der Aussenbereich ist geplant und gestaltet, man sieht, dass er verschiedene Ansprüche erfüllen muss. Er vereint Naturgarten und Alltagsleben in wunderbarer Weise.» Als vierter wurde Hans Hollenstein aufgerufen. Er habe über Jahrzehnte hinweg ein Kleinod geschaffen, das weit über das Gewöhnliche hinausgehe: «Ein Ort für Biodiversität, Selbstversorgung und spannende Beobachtungen gleichermassen.» In seinem Garten sie alles aufeinander abgestimmt und vernetzt zu einem funktionierenden Kreislauf, von den Ameisenlöwen bis zu den Fledermäusen, vom Kompost bis zur Regenwassernutzung.
Naturverbundenheit auf kleiner Fläche
Zum Schluss der Präsentation erhielt Andrea Flatz einen Anerkennungspreis für ihren kleinen Garten. Dieser glänze nicht mit seiner Grösse, dafür umso mehr mit viel Herz, das ihn ihm stecke, wie der Gemeinderat betonte. Sie habe mit ihrer Anmeldung ein wichtiges Zeichen gesetzt: Engagement, Kreativität und Naturverbundenheit kennen keine Quadratmetergrenzen. «Der Bereich hat trotz geringer Fläche eine spürbare Ausstrahlung. Mit Liebe ist zum Beispiel die Igelleiter über eine kleine Mauer gebaut, das und alles andere verdient einen besonderen Anerkennungspreis.»
Abschliessend würdigte Stefan Brunner alle, die mitgemacht hatten. Sie alle hätten Grund, auf ihre Gärten stolz zu sein. Sie hätten Räume für Pflanzen, Tiere und Menschen geschaffen. Ihre grünen Inseln seien Ausdruck von Verantwortung, Kreativität, Freude am Leben und dem bewussten Umgang mit der Natur. Er forderte dazu auf, sich in einem Jahr für die zweite Verleihung wieder anzumelden – immerhin hatte er mit mehr Resonanz gerechnet, wie er im Gespräch verriet: «50 Anmeldungen wären schon mein Wunsch, vielleicht klappt es für den Gartenpreis 2026.»
Die präsentierten Objekte wurden mit Applaus vom Publikum beklatscht, wer diesmal nicht gewonnen hatte, freute sich trotzdem. Die ganz grosse Gewinnerin ist ohnehin die Natur.
Die angeregten Gespräche verlagerten sich von der alten Scheune nach draussen, zurück zu den Festbänken des Dorffestes, wo es zwar nicht weniger heiss, aber dank kühlen Getränken doch angenehmer war zu verweilen.
MARIANNE BURGENER
Alle Informationen rund um den Gartenpreis und die Gewinner unter www.gartenpreis-aadorf.ch