Ausdauer, Kraft und Gleichgewicht
05.06.2025 Elgg, HofstettenWer etwas über Langlauf wissen wollte, der besuchte am vergangenen Sonntag das Elgger Heimatmuseum. Dort wusste der Huggenberger Heini Bosshard viel Interessantes über die Geschichte des Sports zu berichten.
Gut zwanzig interessierte Besucherinnen und Besucher fanden am letzten ...
Wer etwas über Langlauf wissen wollte, der besuchte am vergangenen Sonntag das Elgger Heimatmuseum. Dort wusste der Huggenberger Heini Bosshard viel Interessantes über die Geschichte des Sports zu berichten.
Gut zwanzig interessierte Besucherinnen und Besucher fanden am letzten Sonntag den Weg ins Heimatmuseum. Sie alle waren gespannt darauf, was ihnen der Fachmann Heini Bosshard zur Geschichte des Langlaufs erzählen würde. Dieser begann mit einer kurzen Einleitung über die «gesündeste aller Sportarten», weil dabei alle Muskelgruppen eingesetzt werden. «Man braucht Ausdauer, Kraft, Koordination und Gleichgewicht. Zudem bewegen wir uns in der Natur und an der frischen Luft», erklärte er.
Das Langlaufen ist dem Huggenberger Heini Bosshard in die Wiege gelegt worden. «Ich übe den Sport aus, seit ich laufen kann», sagte er der «Elgger/Aadorfer Zeitung». Schon sein Vater sei ein guter Langläufer gewesen und hätte ihn immer mit an die Wettkämpfe genommen. Am Langlaufen fasziniere ihn die Dynamik. Überdies verbinde ihn der Sport mit sich selbst. Seit nunmehr 50 Jahren ist Heini Bosshard deshalb auf Langlauf-Skiern unterwegs und nahm unter anderem bereits vierzig Mal erfolgreich am Engadiner Skimarathon teil. «Das erste Rennen dort habe ich 1974 als 20-Jähriger absolviert und das 40. im März dieses Jahres», berichtete der mittlerweile 70-Jährige. «Ich muss nun mehr trainieren und benötige längere Ruhezeiten zwischen den Wettkämpfen. Wenn ich heute eine Woche in ein Trainingslager gehe und täglich 30 Kilometer laufe, bin ich danach schon ziemlich kaputt», gab er offen zu.
Erfolgreiche Schweizer Langläufer
Der Skilanglauf entstand in Skandinavien. «Im Mittelalter haben Fischer, Jäger und Boten gemerkt, dass das Laufen mit Brettern unter den Füssen im tiefen Schnee besser geht. In Schweden hat man einen Ur-Ski gefunden, der 1,10 m lang und 20 cm breit ist und auf das Jahr 2500 v. Chr. datiert wird», sagte Heini Bosshard. Im Laufe der Zeit hätte sich der Skilanglauf dann zu einer beliebten Freizeitaktivität entwickelt und schliesslich zu einer Wettkampfsportart. «1843 fand das erste Langlaufrennen in Norwegen statt. 1924 wurde an den olympischen Winterspielen in Chamonix der Langlauf in das olympische Programm aufgenommen», wusste der Langlauf-Experte.
Bevor Dario Cologna im Zeitraum von 2010 bis 2018 vier Goldmedaillen bei Olympischen Spielen gewann, gab es schon erfolgreiche Schweizer Langlauf-Olympioniken. «1968 und 1972 liefen an den Olympischen Winterspielen in Grenoble und Sapporo Schweizer Langläufer hervorragende Ergebnisse und gewannen Bronzemedaillen. Das war historisch!», so Heini Bosshard. Zudem stellte die Skifabrik des Zürchers Edi Müller hervorragende Schweizer Ski her. Diese waren sehr begehrt und in den 1960er und 1970er Jahren liefen viele Nationalmannschaften aus ganz Europa und bis nach Russland bei olympischen Winterspielen auf Müller-Ski.
Verbotene Wachse
Die Entwicklung der Langlaufski führte über den traditionellen Holzscheit aus dem Mittelalter bis zum heutigen High-Tech-Carbon-Ski. Die Skiführung bildete sich vom klassischen Diagonallauf über den Siitonenschritt bis zur Skatingtechnik weiter. Was früher auch noch anders war? «Damals gab es noch mehr Volksläufe. Heute nehmen vor allem professionelle Rennläufer an den Wettkämpfen teil», erzählte Heini Bosshard. Etabliert haben sich unter den Volkslangläufen der Wasalauf in Schweden oder der Engadiner Skimarathon im Oberengadin. An diesen Anlässen würden mehrere 1000 Läufer teilnehmen.
Bei so vielen reichhaltigen Informationen gab es im Anschluss an den Vortrag noch Fragen aus dem Publikum. Vor allem das Thema «Wachs» interessierte die Besucherinnen und Besucher. Dazu wusste Heini Bosshard auch einiges zu berichten, da er seine Langlaufski «immer selbst präpariert». «Vor einigen Jahren gab es Diskussionen um fluorhaltige Wachse, die schädlich für Mensch und Umwelt sind. Diese wurden 2022 im Langlauf verboten und die Ski der Läufer werden seitdem an Rennen regelmässig getestet», erklärte er.
Wer danach noch Lust hatte, sich einige alte Ski und Wachse aus Heini Bosshards persönlicher Sammlung anzuschauen, konnte dies ebenfalls tun – seine früheren Materialien sind im Heimatmuseum ausgestellt. Heini Bosshard selbst freute sich über das rege Interesse an seiner sportiven Leidenschaft. «Es hat mir Spass gemacht, den Zuhörern über das Langlaufen zu berichten», sagte er.
SARAH STUTTE