Auf der Spur zahlreicher Vogelstimmen
23.05.2023 AadorfSeit vielen Jahren organisiert der Natur- und Vogelschutzverein einen Rundgang durch den Wald mit anschliessendem Imbiss. Auch dieses Jahr nahmen gut 15 interessierte Naturbeobachter am Anlass teil.
Kurz nach fünf Uhr morgens auf dem Parkplatz beim Schwimmbad: Es ist ...
Seit vielen Jahren organisiert der Natur- und Vogelschutzverein einen Rundgang durch den Wald mit anschliessendem Imbiss. Auch dieses Jahr nahmen gut 15 interessierte Naturbeobachter am Anlass teil.
Kurz nach fünf Uhr morgens auf dem Parkplatz beim Schwimmbad: Es ist kühl für die Jahreszeit kurz vor der Morgendämmerung. Doch die ersten Vogelarten sind bereits aktiv.
Aus dem Geäst der Bäume ist der melodische Gesang der Amsel und das Zwitschern von Rotkehlchen zu vernehmen. Nach und nach gesellen sich weitere Arten dazu, der Gesang wird vielfältiger.
Mittels einer App auf dem mitgeführten Tablet kann der Ornithologe Andre Binz, der die Gruppe begleitet, weitere Arten ausfindig machen. Mitte Mai sind nun alle Vogelarten, die über die Sommerzeit in der Schweiz heimisch sind, aus dem Winterquartier zurückgekehrt, haben einen Partner gefunden und sind fleissig beim Nest bauen oder bereits bei der Aufzucht der Jungvögel. Der Gesang und die verschiedenen Lautmelodien sind für alle Vögel wichtig, sei es bei der Partnersuche oder bei der Abgrenzung ihres Revieres. Besonders eindrücklich zu beobachten sind Krähen bei der Verteidigung ihres Nestes. Sobald ein grosser Raubvogel wie beispielsweise ein Rotmilan sich einem Nest von Krähen nähert, steigt einer der Vögel, einem Kampfjet gleich, pfeilschnell in die Höhe und vertreibt lautstark den Eindringling. Ein Vogel der Superlative ist auch der Sumpfrohrsänger. Er beherrscht über 200 Melodien und Tonfolgen. Ausserdem kann er meisterhaft imitieren, seien es andere Vogelstimmen, aber auch Klingeltöne und weitere Geräusche aus der Umwelt.
Standvögel und Langstreckenzieher
Die Route führt vom Heidelberg via Steig und Weierholz zum Eisweiher. Dabei wechseln sich Wald und offene Flächen ab. In regelmässigen Abständen werden Pausen abgehalten. Andre Binz beantwortet Fragen und vermittelt interessantes Hintergrundwissen zu den einzelnen Arten, beispielsweise über ihr Zugverhalten. Standvögel halten sich das ganze Jahr über in der Schweiz auf und bleiben ihrem Revier treu. Zugvögel teilen sich auf in Kurzstrecken- und Langstreckenzieher. Letztere heissen so, weil sie ihr Winterquartier südlich der Sahara beziehen. Kurzstreckenzieher legen nicht so weite Strecken zurück und halten sich während der kälteren Monate in Südeuropa oder dem nördlichen Afrika auf. Manchmal ändert sich auch das Verhalten einzelner Arten. Zahlreiche Störche wurden so vom Langstreckenzieher zum Standvogel. Infolge milder Winter und einem ausgiebigem Nahrungsangebot wurde es nicht mehr nötig, die gefährliche Reise nach Süden anzutreten.
Einige Arten bevorzugen Laub- und Mischwald, andere fühlen sich den Nadelbäumen verbunden. So konnte in einem Waldabschnitt mit Rottannen der feine Gesang eines der kleinsten einheimischen Vögel, dem Goldhähnchen, ausgemacht werden.
Zwei Überraschungsgäste beim Eisweiher
Das Ende der knapp dreistündigen Exkursion war traditionsgemäss beim Eisweiher. Bei Kaffee, Kuchen und einem wärmenden Grillfeuer fand der lehrreiche Anlass seinen Abschluss. Doch etwas war anders als in den vorangegangenen Jahren. Diesmal gesellten sich aus dem Wald zwei frisch geschlüpfte Stockenten zu den Teilnehmern. Ohne Scheu wuselten sie über den Kiesplatz und um die Beine der Rastenden. Bald wurde es zu gefährlich für die kaum Tennisball grossen Federknäuel. Ein falscher Tritt hätte das Ende ihres kurzen Vogellebens bedeuten können. So wurden sie behutsam etwas weiter von der Hütte entfernt umgesiedelt. Doch nur für kurze Zeit – Die beiden Jungenten hatten sichtlich Gefallen am Anlass gefunden und kehrten schnurstracks zur Waldhütte zurück.
ROLF HUG