Anton Feuz und seine Eidgenossen
30.05.2024 EttenhausenZu Besuch bei einem Mann, dessen Leben eng mit Ettenhausen verbunden ist: Anton Feuz, Künstler im Ruhestand, hat noch einiges zu sagen.
«Gerne möchte ich die Eisenskulpturen die ‹drei Eidgenossen› in der Zeitung erscheinen lassen. Sie sollen ...
Zu Besuch bei einem Mann, dessen Leben eng mit Ettenhausen verbunden ist: Anton Feuz, Künstler im Ruhestand, hat noch einiges zu sagen.
«Gerne möchte ich die Eisenskulpturen die ‹drei Eidgenossen› in der Zeitung erscheinen lassen. Sie sollen sinnbildlich für ehrliche Politikerinnen und Politiker ein Ansporn sein.» Diese Zeilen erreichten die Redaktion. Zeit für einen Besuch in Ettenhausen.
Der Schreiber ist Anton Feuz, genannt Toni, 89 Jahre alt, mit Leib und Seele Ettenhausener. Er wohnt im alten Schulhaus, seit vielen Jahren. Gelernter Bauschlosser, Künstler und inzwischen im Ruhestand. Er hat viel gearbeitet in seinem Leben, spät die Kunst für sich entdeckt, lange Jahre Musik gemacht und er blickt kritisch auf das aktuelle Weltgeschehen und vor allem die Politik in der Schweiz.
In der Region ist er kein Unbekannter. Und gerade seine «drei Eidgenossen», die Eisenskulpturen zum Gründungsmythos der Schweiz, haben dazu wesentlich beigetragen. Aber auch die grosse Figur des Fridolin liegt ihm am Herzen. «So eine Skulptur dauert, bis sie fertig ist» erklärt er. Zahlreiche Baustahlstangen wurden von ihm zusammengeschweisst, die Details wie Hände oder Zehen seien eine besondere Herausforderung gewesen. «Ich kenne niemanden, der so gearbeitet hat», erzählt Feuz stolz. «Eisen ist ein tolles Material. Und die raue Oberfläche gibt meinen Figuren einen gewissen Reiz.»
Durch Zufall zur Kunst
Der Weg zum Bildhauer war eher ein Zufall. Als Bauschlosser habe er sich eine Werkstatt eingerichtet und Auftragsarbeiten ausgeführt, als er 1999 eine Anfrage erhielt, ob er einigen Frauen helfen könne, aus Metall Gegenstände herzustellen. «Am Anfang hatten sie Angst», schmunzelt er. Aber es habe sich herumgesprochen; erst waren es vier Frauen, die in seine Werkstatt kamen. Letztlich sind sie von überall hergekommen, vom Bodensee oder von Winterthur, um bei ihm zu arbeiten. Er hat gezeigt, wie man schweisst, aus Blechen Formen ausbrennt oder mit Hitze auf dem Metall Farben erzeugt. Bilder, Tiere, Lampen und vieles mehr sind so entstanden.
Auf die Idee zu seinen Werken brachte ihn ein Museumsbesuch vor vielen Jahren und eine gegossene Bronzeskulptur des Künstlers Alberto Giacometti. Diese habe ihm keine Ruhe mehr gelassen. Und natürlich die Frauen, die seine Werkstatt besuchten, um von ihm den Umgang mit Metall zu lernen.
Die Politik macht ihn nachdenklich
Die Inspiration Giacomettis ist erkennbar, und doch sind die Figuren von Feuz anders. Sie wirken fröhlicher, dem Leben zugewandter. «Bei der Gründung der Schweiz mussten sich nur drei Parteien einigen, heute sind es viele mehr», sinniert er zu seinem bekanntesten Werk. «Noch nie waren die Zeiten so schlecht», sagt er, der auf ein langes Leben zurückblickt. «Es ist schlimm. Leute die ein ganzes Leben geschafft haben, sind ganz unten. Es kommen viele Rechnungen. Und die Bundesräte haben ihr grosses Ruhegehalt schon nach kurzer Zeit. Sie könnten auch noch länger arbeiten, so wie wir. Krankenkassen, Strom, alles wird immer teurer. Ich habe das Haus und komme deswegen gut durch. Aber andere haben es nicht leicht.» Die Politik macht ihn sichtlich nachdenklich.
Was ist Kunst?
Auf die Frage, was Kunst für ihn sei, antwortet Feuz: «Kunst ist etwas, was nicht jeder kann, etwas spezielles. Gegossene Bronzefiguren gibt es überall, aber die Figuren aus Eisen, das war damals neu», sagt er und schiebt kritisch nach: «Heute ist alles Kunst, wenn man mit dem entsprechenden Namen kommt.»
Seine Werkstatt indes sieht aus, als hätte er gestern noch dort gearbeitet. Die schweren Maschinen sind aber verstummt, Anton Feuz fertigt keine Skulpturen mehr. Er hat sich seinen Ruhestand redlich verdient. Die Kunst und sein wacher Geist begleiten ihn aber auch im hohen Alter noch immer, in Bildern, Musik und Ideen.
MELANIE HENNE-ISSING