Anstatt Flöhe wechseln Playmobil das Kinderzimmer
17.05.2022 GuntershausenDer sommerliche Samstagmorgen lockte viele kleine Geschäftsleute auf den Schulhausplatz in Guntershausen. Nach einer dreijährigen Pause wurde der Kinderflohmarkt, organisiert von der Elternmitwirkung, in diesem Jahr wieder durchgeführt. Das Geschäften haben die kleinen Krämer jedenfalls nicht verlernt.
Das Wort Flohmarkt kommt aus dem Französischen «Marché aux Puces» und dürfte seinen Ursprung im Paris des 18. Jahrhunderts haben. Einerseits gab es damals sehr viele arme Menschen, die sich neue Dinge und Kleidung nicht leisten konnten. Deshalb organisierten sie Märkte, auf denen nur gebrauchte Sachen zum Verkauf angeboten wurden, in denen oft der eine oder andere Floh hauste. Andererseits litten nicht nur Dinge unter Flohbefall, sondern auch die Menschen selbst. So ein Markt war für Flöhe deshalb die perfekte Gelegenheit, im Gedränge den Besitzer zu wechseln. Selbst wenn man auf dem Markt nichts kaufte, man nahm garantiert einen Floh mit nach Hause.
Zum Glück haben wir diese düsteren und bissigen Zeiten hinter uns und besuchen Flohmärkte aus Vergnügen, manch einer vielleicht sogar aus Leidenschaft. Diese konnte bei den jungen Verkaufstalenten mehr oder weniger ausgeprägt beobachtet werden. So hatten zum Beispiel Rahel und Tobias bereits nach etwas mehr als einer halben Stunde einen kleinen Bob, ein Playmobilauto und ein Insektenbuch verkauft. Auch die beiden Marktfrauen Myrna und Orla waren zufrieden, wie die Geschäfte liefen, hatten sie doch drei kleine Puzzles veräussern können. Silvana hingegen mochte nicht von einem erfolgreichen Start berichten; einzig ein Lego-Auto fand in der ersten Stunde einen neuen Besitzer und weil es ihrem Bruder gehörte, verdiene sie daran auch nichts, wie sie erzählte. Zusammen mit der Standnachbarin Lya, die ebenfalls erst zwei Dinge an den jungen Mann, respektive die junge Dame bringen konnte, hofften die beiden, dass sich die Käuferschaft doch noch einstellen möge in den verbleibenden zwei Stunden.
Das Geld wird gespart, vorerst zumindest
Auf die Frage, was denn mit dem eingenommenen Geld angestellt würde, war die Antwort unisono: «Das Geld kommt in mein ‹Kässeli›, ich will es sparen.» Einzig der erfolgreiche Playmobil- und Insektenbuchverkäufer Tobias erzählte, dass er bereits etwas anderes auf dem Flohmi gekauft habe und er den Rest seiner Einnahmen wohl als Sackgeld verwenden werde.
Ebenfalls mehrheitlich zufrieden zeigte sich die Käuferseite. Stolz sass ein kleiner Neu-Landwirt mit dem erworbenen Traktor mit Schaufel und Anhänger im Kies des Spielplatzes und probierte seine Errungenschaft konzentriert und glücklich strahlend aus. Lia und Noam aus Wittenwil präsentierten nicht minder stolz ihre Trophäen. Noams Mutter trug die Lego-Feuerwehrstation auf dem Arm, die der Junior für zwölf Franken aus seinem eigenen Geld erstanden hatte – mit zehn Prozent Rabatt, wie er ausdrücklich anfügte. Das Buch für 20 Rappen vergass er dabei beinahe zu erwähnen. Seine Schwester präsentierte ein schönes Tierbild, ein kleines Playmobilboot und ein dazu passendes Tischchen, das ihr Spielzeugarsenal fortan ergänzen wird. Zufriedene Gesichter allenthalben.
Wer all die schön geputzten und präsentierten Spielsachen in der Auslage der 15 angemeldeten Marktstände begutachtet hatte, oder zwischen den Verkaufsverhandlungen eine Pause benötigte, konnte sich unter dem Vordach beim Verpflegungsstand in die Schlange stellen. Das Angebot reichte von verschiedenen Getränken, Kaffee, Kuchen und Hotdogs – hinter dem Tresen engagierte Mütter und Väter der Elternmitwirkung Guntershausen. Ebenfalls unter dem Vordach am Schatten wurde die Gelegenheit geboten, sich am Kinderschminktisch professionell verschönern zu lassen. Bunte Ornamente mit oder ohne Glitzer verzierten bis zum Ende des Flohmarkts so manches Kindergesicht. Bestimmt haben an diesem Samstag Fahrzeuge, Puppen und Bücher ein neues Zuhause gefunden, aber wohl keine Flöhe die Besitzer gewechselt.
MARIANNE BURGENER