Grosse Historie an der 52. Generalversammlung der Kabelnetz Genossenschaft Aadorf (AGLA): 52 Stimmberechtigte fällten im Aadorfer Gemeindezentrum den Grundsatzentscheid, den eingeleiteten Verkaufsprozess weiterzuführen. Die Auflösung der AGLA soll bis 2025 abgeschlossen ...
Grosse Historie an der 52. Generalversammlung der Kabelnetz Genossenschaft Aadorf (AGLA): 52 Stimmberechtigte fällten im Aadorfer Gemeindezentrum den Grundsatzentscheid, den eingeleiteten Verkaufsprozess weiterzuführen. Die Auflösung der AGLA soll bis 2025 abgeschlossen sein.
Dass der AGLA ein Verfallsdatum gesetzt wurde, fiel den Versammlungsteilnehmenden nicht leicht. Die Verwaltung machte zweifellos einen tadellosen Job, der Shop funktionierte ebenfalls gut. Schliesslich siegten die Fakten über die emotionale Bindung und die bittere Pille wurde geschluckt. Präsident Claudio Ammann erörterte zuvor die Ausgangslage und präsentierte am vergangenen Mittwoch folgende Tatsachen:
1. Die Netzentwicklung ist investitions-intensiv. AGLA kann das Netz nicht aus eigener Kraft zu einem vollwertigen Glasfasernetz «Fiber to the Home» (FTTH) weiterentwickeln. Somit fehlt die Perspektive für die Zukunft.
2. Das bestehende Netz weiter zu betreiben und nur den nötigsten Unterhalt zu leisten, könnte noch ein paar Jahre möglich sein. Notwendige Reparaturen oder Beiträge an Strassensanierungen (Rohranlagen) können aber schnell zu finanziellen Problemen führen.
3. Der Verkauf des Kommunikationsnetzes des EW Aadorf (Ettenhausen, Guntershausen) an Sunrise GmbH hat Tatsachen geschaffen. Die Zusammenlegung der Netze unter der Führung von AGLA/EWA ist nicht mehr möglich.
4. Der Vorstand möchte sein Engagement auf absehbare Zeit beenden.
Geplatzter Traum
Weil eine gemeinsame Lösung zur Zusammenführung beider Netze nicht mehr möglich ist, empfiehlt der Vorstand, den Verkaufsprozess weiterzuführen. Bis ins Jahr 2025 soll die Transaktion abgeschlossen sein. Diesem Vorgehen wurde zugestimmt. Allerdings nicht ohne Wortmeldungen, auch wenn die Tatsachen eine klare Sprache sprechen. «Ich bin erstaunt, dass nicht weitergemacht wird. Die Technologie ist schwierig und ändert sich schnell. Wenn der Vorstand nicht mehr will, verstehe ich das. Der Entscheid ist folgerichtig. Ich danke den Vorsitzenden für ihren vorbildlichen Einsatz», sagte ein Votant.
Ein anderer bedauerte die Auswirkungen auf den bestens funktionierenden Service-Point. Er lobte den geschätzten Shop, der mit einem kleinen Gewinn abschloss und von Sunrise bis auf Weiteres vergütet wird. Aber wie ist es in zwei bis fünf Jahren?» stellte er die Frage hinten an. Weil die Swisscom kein Interesse an einem Kauf hat, bleibt offenbar nur der Wechsel zu Sunrise, die auch das Netz der EW Aadorf übernommen hat. Es sei denn, Stefan Egger, der von CATV Rütsche Gmbh, geschätzt für gute Serviceleistungen, komme als privater Kaufinteressent ins Spiel. Ob die beiden aber auch Interesse am Ausbau des Glasfasernetzes haben? Dazu konnten keine verbindlichen Aussagen gemacht werden.
Beim offerierten Apéro sagte ein Aadorfer: «Die AGLA liegt auf dem Sterbebett. Der Traum von einem unabhängigen Glasfasernetz für Aadorf ist endgültig geplatzt. ‹Das isch äs gsi›.»
Verkraftbarer Verlust
Die «Kabelnetz Genossenschaft Aadorf», vor 52 Jahren unter dem Namen «Antennen Genossenschaft Löhracker Aadorf (AGLA)» gegründet, zählt derzeit 1105 Genossenschafter und hat 1851 Anschlüsse. Sie hat 194 Sunrise-Kunden, bewerkstelligte Neuanschlüsse sowie Plombierungen und Entplombierungen. Sie verfügt über einen selbsttragenden Service-Point, der auf die Marke Sunrise umgestellt wurde.
Monika Luchsinger als Rechnungsführerin präsentierte die Zahlen: Sie musste einen Verlust von 27’793 Franken bekanntgeben. Das Eigenkapital beträgt 506’803. Beim diesjährigen Budget wurde von einem Unternehmenserfolg von 43’500 Franken ausgegangen.
KURT LICHTENSTEIGER