VON SILVIO TORTELLI, GEMEINDELEITER NEUAPOSTOLISCHE KIRCHE ELGG

Der Advent ist eine der bedeutendsten Zeiten im Kirchenjahr und markiert dessen Neubeginn. Mit dem ersten Adventssonntag starten Christen in ein neues liturgisches Jahr, das sie auf die Geburt Jesu Christi vorbereitet. Diese vier Wochen bis Weihnachten sind eine Zeit des Wartens, der Vorfreude und der Besinnung – eine Einladung, sich auf das Wesentliche im Leben zu konzentrieren und die Bedeutung von Liebe, Gemeinschaft und Glaube neu zu entdecken.

Beginn eines neuen Kirchenjahres
Der liturgische Kalender beginnt nicht mit dem 1. Januar, sondern mit dem ersten Advent. Diese Zeit der Erwartung und Vorbereitung auf das Hochfest von Weihnachten steht symbolisch für einen Neuanfang. Sie lädt dazu ein, innezuhalten, das Vergangene zu reflektieren und sich neu auszurichten. Advent kommt vom lateinischen Wort adventus, was «Ankunft» bedeutet. Damit wird sowohl die Geburt Jesu Christi in Bethlehem vor über 2000 Jahren gefeiert als auch seine Wiederkunft am Ende der Zeiten erwartet.

Im Kirchenjahr hat jede Zeit eine besondere Bedeutung, doch der Advent nimmt eine Schlüsselrolle ein. Er verbindet Hoffnung, Vorfreude und die Erinnerung an Gottes Liebe zur Menschheit. Diese spirituelle Dimension geht inmitten der heutigen Hektik oft verloren, bleibt aber eine wertvolle Quelle der Inspiration und Kraft.

Fest der Liebe und Gemeinschaft
Der Advent wird oft als Fest der Liebe bezeichnet, da er Menschen zusammenführt. In dieser Zeit stehen Familie und Freunde besonders im Mittelpunkt. Ob beim gemeinsamen Backen von Guetzli, bei einem Adventskaffee (mir ist ein Glas Wein lieber), dem Besuch auf dem Weihnachtsmarkt oder beim Besuch eines Adventsgottesdienstes – die Traditionen dieser Wochen stärken den Zusammenhalt und schaffen bleibende Erinnerungen.

In der modernen Welt, die von Schnelllebigkeit geprägt ist, bietet der Advent eine seltene Gelegenheit, den Wert der Beziehungen zu unseren Mitmenschen zu schätzen. Treffen mit Verwandten und Freunden sind in dieser Zeit besonders wichtig, denn sie erinnern uns daran, dass der wahre Geist der Weihnacht in der Liebe und der Gemeinschaft liegt.

Auch das Schenken ist ein Ausdruck der Liebe. Obwohl es oft mit Konsum und Hektik verbunden ist, sollte das Ziel des Geschenks darin bestehen, Freude zu bereiten und Dankbarkeit auszudrücken. Kleine, persönliche Gesten – etwa ein handgeschriebener Brief oder selbstgemachte Guetzli – können in ihrer Einfachheit oft mehr bedeuten als teure Geschenke.

Vorbereitung auf die Geburt Jesu

Der religiöse Kern des Advents liegt in der Vorbereitung auf die Geburt Jesu Christi. Weihnachten, das Fest der Menschwerdung Gottes, ist für Christen eines der bedeutendsten Feste im Jahr. Der Advent bietet eine Möglichkeit, sich innerlich darauf einzustellen.

Die Adventszeit wird von Symbolen und Ritualen begleitet, die diese Botschaft unterstreichen. Der Adventskranz mit seinen vier Kerzen ist eines der bekanntesten Zeichen. An jedem Adventssonntag wird eine weitere Kerze angezündet, bis schliesslich alle vier leuchten und die Geburt Jesu verkünden. Auch Adventskalender, ursprünglich mit religiösen Texten und Bildern gestaltet, erinnern an das tägliche Warten auf die Ankunft Christi.

Der Advent lädt ein, sich auf die Werte zu konzentrieren, die im Alltag oft zu kurz kommen: Dankbarkeit, Mitgefühl und Liebe.

Die Bibeltexte und Liturgien dieser Zeit betonen das Thema der Hoffnung. Inmitten von Dunkelheit und Kälte kündigt die Geburt Jesu das Licht und die Erlösung an. Für viele Menschen ist der Advent daher auch eine Gelegenheit, ihren Glauben zu vertiefen und die Beziehung zu Gott zu erneuern.

Zwischen Besinnung und Stress

So schön der Advent ist, er bringt auch Herausforderungen mit sich. Für viele Menschen ist diese Zeit geprägt von Termindruck, langen Einkaufslisten und der Sorge, alles rechtzeitig für das Weihnachtsfest vorzubereiten. Die Vorweihnachtszeit wird oft zur stressigsten Zeit des Jahres, da man versucht, alle Erwartungen zu erfüllen – sei es die der Familie, der Freunde oder die eigenen.

Die Hektik, die damit einhergeht, steht jedoch im Widerspruch zur ursprünglichen Bedeutung des Advents. Diese Wochen sollten eigentlich von Ruhe, Besinnung und einer gewissen Langsamkeit geprägt sein. Um dem entgegenzuwirken, kann es helfen, bewusste Auszeiten zu schaffen. Ob durch ein stilles Gebet, das Lesen einer besinnlichen Geschichte oder den Besuch eines Adventskonzerts – solche Momente ermöglichen es, die wahre Bedeutung dieser Zeit wiederzuentdecken.

Besinnung als Schlüssel

Der Advent lädt dazu ein, sich bewusst auf die Werte zu konzentrieren, die im Alltag oft zu kurz kommen: Dankbarkeit, Mitgefühl und Liebe. Eine Möglichkeit, Besinnung zu praktizieren, ist, sich auf kleine Rituale einzulassen. Das tägliche Anzünden einer Kerze, ein Moment der Stille oder ein Gespräch über das, was wirklich zählt, kann helfen, den Fokus wieder auf das Wesentliche zu richten.

Auch der Gedanke an Menschen, die in dieser Zeit einsam sind oder Hilfe benötigen, gehört zur Adventsbesinnung. Viele engagieren sich in der Vorweihnachtszeit ehrenamtlich, spenden für Bedürftige oder laden jemanden ein, der sonst allein wäre. Solche Gesten spiegeln den Sinn des Advents wider und erinnern an die Botschaft der Nächstenliebe, die Jesus Christus verkörpert.

Somit soll auch der diesjährige Advent eine vielschichtige Zeit sein, die von Besinnung, Gemeinschaft und Vorbereitung geprägt wird. Er erinnere uns daran, dass es nicht nur um Geschenke oder perfekt geplante Feste geht, sondern um die Liebe, die wir miteinander teilen, und die Hoffnung, die die Geburt Jesu Christi in die Welt bringt. Inmitten von Hektik und Stress bietet der Advent eine Chance, innezuhalten und den wahren Geist der Weihnacht zu erleben – einen Geist, der in der Liebe zu Gott und den Mitmenschen wurzelt.

Indem wir uns auf das Wesentliche konzentrieren, können wir die Adventszeit nicht nur als Zeit der Vorbereitung, sondern auch als Quelle von Freude und innerem Frieden erleben. In diesem Sinn wird allen Leserinnen und Lesern dieses Artikels eine besinnliche, ruhige und friedvolle Vorbereitung auf das kommende Weihnachtsfest gewünscht.

Advent – eine Zeit der Besinnung und Vorbereitung

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