Aadorfer Musikvereine gehen neue Wege
05.12.2024 AadorfEinen grossen Erfolg verzeichneten die beiden Blasmusikvereine von Aadorf und Ettenhausen an den gemeinsamen Kirchenkonzerten vor grossem Publikum. Das vielseitige Programm überzeugte in allen Sparten.
Dieses Jahr überraschten die Musikgesellschaft Aadorf und ...
Einen grossen Erfolg verzeichneten die beiden Blasmusikvereine von Aadorf und Ettenhausen an den gemeinsamen Kirchenkonzerten vor grossem Publikum. Das vielseitige Programm überzeugte in allen Sparten.
Dieses Jahr überraschten die Musikgesellschaft Aadorf und die Bürgermusik Ettenhausen die Anhänger mit einem herbstlichen Flyer, der die gemeinsamen Kirchenkonzerte in Aadorf und Tänikon ankündigte. In Aadorf marschierte zuerst die Bürgermusik Ettenhausen (BME) in die fast voll besetzte Kirche ein, bevor der Präsident Samuel Maissen die Zuhörerinnen und Zuhörer willkommen hiess.
Unter der Leitung von Andreas Morgenthaler eröffnete die BME das Konzert mit dem schmissigen Stück «Jubilee Spirit» des Schweizer Blasmusikkomponisten Mario Bürki und bewies grad noch, dass sie es verstand, die Marschmelodie mit Pianissimi und Forti gut zu modellieren.
Durch das ganze folgende Programm führte Astrid Keller charmant und informativ. So wusste sie, dass das Stück von Bürki vor rund zwanzig Jahren geschrieben wurde, das nachfolgende jedoch etwa zehnmal so alt sei, nämlich vor über 200 Jahren von Wolfgang Amadeus Mozart komponiert worden war: Das «Andante aus dem Klavierkonzert in C- Dur». Weitherum bekannt geworden sei diese Melodie jedoch durch den James-Bond-Film «Der Spion, der mich liebte». In der Version für Blasmusik passte das Werk wunderbar in die Kirche, vorab von den Blechbläsern mit wunderbar fliessenden Passagen in Szene gesetzt, dann voluminös vom ganzen Musikkörper übernommen und mit verschiedenen Besetzungen unterbrochen.
Die nächste Komposition von Hans Fillinger, «Jack’s Rag», sei ein Werk, das vom Ragtime inspiriert sei, der als amerikanischer Vorläufer des Jazz seine Blütezeit zwischen 1899 und 1914 hatte. Das Charakteristische dabei sei die Betonung neben dem Takt, also synkopiert. In Musik umgesetzt erinnerte es wirklich an alte Stücke, die man noch bei Stummfilmen als Hintergrund hören konnte.
Der letzte Beitrag der BME war wieder ein reines Blasmusikstück im gängigen Sinne namens «Mars der Medici», geschrieben vom sogenannten Marschkönig Johan Wichers. Hier gaben die Musiker ihr Bestes, einmal leise und gefühlvoll, dann mit mächtigem und vollem Klang, zwischendurch die Klarinetten und Querflöten solistisch, am Schluss noch ein fulminanter Tusch.
Auch die Musikgesellschaft Aadorf brillierte
Nach grossem Applaus wurde die Bestuhlung umgestellt für die Musikgesellschaft Aadorf (MGA). Diese stieg unter der Leitung von Tina Egger mit einem Glanzstück von Robert Sheldon, einem international bekannten, amerikanischen Komponisten und Arrangeur, in das Programm ein. Dem schnellen Auftakt folgte ein ruhiger Teil, kleine Formationen wechselten sich ab, besonders die Holzbläser samt Oboe gefielen mit warmen Tönen, Kornett und Trompeten, gefolgt von den grossen Blechinstrumenten, setzten als Gegensatz modern und rhythmisch wieder in die über fünfminütige Komposition ein. Nach Astrid Kellers Auffassung enthielt das Stück Teile von Modern Dance, Ballett oder Theatermusik sowie auch lyrische Teile, jedenfalls ein Glanzstück.
Darauf folgte der Marsch «Sladeburn», geschrieben Ende des 19. Jahrhunderts vom englischen Komponisten William Rimmer, der sich gut an einer königlichen Parade gemacht hätte. Das nächste von Martin Scharnagel arrangierte Musikstück, «Von guten Mächten», erklärte die Moderatorin, sei im Woodstock der Blasmusik entstanden, das im oberösterreichischen Ort im Innkreis stattfindet. Vom von Dietrich Bonhoeffer verfassten Text las Astrid drei Strophen vor, bevor die zur Kirche passende Melodie getragen und hoffnungsvoll mit melodiöser Oberstimme vorgetragen wurde.
Mit Unterhaltungsmusik endete das Programm der Aadorfer mit «The Blues Brothers Revue» von Jay Bocook, einem weiteren amerikanischen Komponisten, Arrangeur und Dirigenten. Das Medley war ein Zusammenschnitt diverser Songs, herausragend der Teil von «Everybody needs somebody to love» der Rhythm-and-Blues-Band, die von den zwei Schauspielern und Komikern John Belushi und Dan Aykroyd geleitet wurde. Und da gehörten auch bluesige Einwürfe einzelner Bläser und etwas schräg tönende Modulationen dazu. Die MGA wurde vom Publikum mit einem grossen Beifall belohnt.
Gesamtchor als krönender Abschluss
Nun musste das Podium von allen Stühlen befreit werden, denn jetzt war es Zeit für den Gesamtchor: Rund fünfzig Frauen und Männer wurden in Aadorf von Tina Egger durch die Stücke «Celtic Crest» und «Merci – Grazie – Engraziel Fitg – Danke» dirigiert. Die grünen und blauen Uniformen machten sich ganz gut in Gemeinschaft.
Das bekannte «Celtic Crest» vom Schweizer Militärmusiker, Komponisten und Dirigenten Christoph Walter wurde auch schon mit Militärmusik, Dudelsack und Trommeln am Basler Tattoo gespielt. Im Kirchenraum tönte die Blasmusikversion mit so vielen Instrumenten feierlich und keltisch angehaucht in schönen Klangfarben.
Das musikalische Dankeschön danach, komponiert im Jahr 2006 im Auftrag des Schweizer Blasmusikverbandes SBV vom Thurgauer Roger Ender, der übrigens auch schon zeitweise die Musikgesellschaft Sirnach dirigierte. Es war also nicht verwunderlich, dass einem das Stück bekannt vorkam. Da der heftige Applaus nach einer Zugabe verlangte, liess Tina Egger nochmals das romantische «Celtic Crest» spielen.
Nach den Blumenübergaben an Tina Egger und Andreas Morgenthaler bedankte sich Präsident Samuel Maissen bei allen Helfern, dem Publikum fürs Kommen und die Aufmerksamkeit und dem Apéroteam unter der Ägide von Theres Spiranelli ganz herzlich. Alle waren nämlich noch ins Pfarreizentrum eingeladen, wo Tranksame und Apérogebäck vorbereitet waren.
GERTRUD ULLRICH