Was mit einem Leserbrief begann, entwickelte sich in kurzer Zeit zu einer breit abgestützten Bürgerbewegung: 1116 Unterschriften gegen die geplante Verdoppelung des Wasserpreises zeigen, wie stark das Thema die Bevölkerung in Aadorf bewegt.
Der Widerstand gegen die vom ...
Was mit einem Leserbrief begann, entwickelte sich in kurzer Zeit zu einer breit abgestützten Bürgerbewegung: 1116 Unterschriften gegen die geplante Verdoppelung des Wasserpreises zeigen, wie stark das Thema die Bevölkerung in Aadorf bewegt.
Der Widerstand gegen die vom Gemeinderat beschlossene Verdoppelung des Wasserpreises fiel weit grösser aus als erwartet. Statt der erforderlichen 194 Unterschriften kamen innerhalb weniger Wochen über tausend zusammen. Am letzten Donnerstagnachmittag übergaben Vertreter dreier Ortsparteien und mehrere engagierte Bürger die Listen an Gemeindepräsident Matthias Küng.
Die Initiative, so Küng, sei aus einem Leserbrief heraus entstanden und habe in erstaunlich kurzer Zeit grosse Unterstützung erfahren. «Das deutliche Resultat zeigt, dass die Bevölkerung Mitsprache wünscht», sagt Initiant Andreas Sigrist (EDU-Kantonsrat). Er übergab die Unterschriften zusammen mit Mitte-Kantonsrat Peter Bühler, SVP-Präsident und Kantonsrat Ueli Graf, Markus Büsser, Roland Lienhard und Roland Gahlinger im Gemeindehaus.
Nicht alle Parteien waren beteiligt: Die FDP distanzierte sich von der Aktion, auch SP, Grüne, EVP und GLP hätten sich nicht geäussert. «Wir haben alle über die Interpartei informiert, jedoch keine Rückmeldungen erhalten», erklärt Ueli Graf. Dennoch sei der Rückhalt in der Bevölkerung klar spürbar, heisst es von den Initianten. Sie sehen in der grossen Resonanz ein Zeichen dafür, dass Aadorferinnen und Aadorfer Verantwortung übernehmen und sich für eine faire, sozial verträgliche Lösung einsetzen wollen.
Ziel der Initianten sei es nicht, grundsätzlich gegen den Gemeinderat anzutreten, sondern die Bevölkerung stärker einzubeziehen. Es gehe um Dialog statt Konfrontation – um die Möglichkeit, verschiedene Varianten einer Gebührenerhöhung offen zu diskutieren.
Auch Gemeindepräsident Küng begrüsst diese Chance: Eine ausserordentliche Gemeindeversammlung biete Raum, Hintergründe zu erläutern und Alternativen aufzuzeigen, anstatt die Frage in einer reinen Ja-oder-Nein-Abstimmung zu entscheiden.
Gemeindeversammlung im Frühling 2026
Gemäss Gemeindeordnung muss der Gemeinderat innerhalb von sechs Monaten nach Einreichung der Unterschriften eine ausserordentliche Gemeindeversammlung einberufen. Voraussichtlich soll sie Ende April 2026 stattfinden. Dort wird der Gemeinderat einen Antrag für einen neuen Wasserpreis präsentieren, über den die Bevölkerung diskutieren und mittels Gegenanträgen mitbestimmen kann.
Küng betont, «Die Gemeindeversammlung ist der richtige Rahmen für eine solche Debatte. Man wolle aufzeigen, weshalb der aktuelle Wasserpreis angesichts anstehender Investitionen zu tief sei.» Auch die Initianten anerkennen, dass eine Anpassung grundsätzlich nötig ist. «Wir sind nicht gegen eine Erhöhung, wünschen aber eine moderate», sagt Markus Büsser. Dass der Wasserpreis in Aadorf steigen darf, darüber sind sich alle Anwesenden einig. Sie kritisieren die geplante Erhöhung als überzogen. Diese habe viele Bürgerinnen und Bürger vor den Kopf gestossen – insbesondere, weil die Empfehlung des Preisüberwachers, die Anpassung schrittweise vorzunehmen, nicht beachtet worden sei.
Zudem sei die Belastung für Haushalte mit tiefem Einkommen erheblich. Mehrere Beteiligte betonen, dass es in Aadorf viele Menschen gebe, für die eine jährliche Mehrbelastung von mehreren hundert Franken spürbar sei.
EMANUELA MANZARI
Vorgeschichte
Der Gemeinderat Aadorf hatte Anfang September beschlossen, die Wassergebühren ab dem 1. Januar 2026 deutlich zu erhöhen – von durchschnittlich 404 auf 703 Franken pro Haushalt. Die Anpassung soll der langfristigen Sicherung der Wasserversorgung dienen und sei aufgrund notwendiger Investitionen sowie gesetzlicher Vorgaben unumgänglich, begründete der Gemeinderat. Ohne höhere Einnahmen drohten weiterhin hohe Verluste.