Bevor mit dem Bau der Siedlung «Riethöfe» in Elsau begonnen wird, untersuchen Archäologen den Untergrund. Sie sind wohl auf Spuren einer bronzezeitlichen Siedlung gestossen.
Nördlich der St. Gallerstrasse und Bahngeleise zwischen Schottikon und ...
Bevor mit dem Bau der Siedlung «Riethöfe» in Elsau begonnen wird, untersuchen Archäologen den Untergrund. Sie sind wohl auf Spuren einer bronzezeitlichen Siedlung gestossen.
Nördlich der St. Gallerstrasse und Bahngeleise zwischen Schottikon und Räterschen sieht man erste Zeichen der Zukunft. Der ganze östliche Teil der Wiese bis zur Riedstrasse und des dahinterliegenden Wohnquartiers ist abgedeckt: Hier wird in den nächsten Monaten die neue, mehrheitlich genossenschaftliche Siedlung «Riethöfe» gebaut, mit insgesamt 192 Wohnungen.
In einem weissen Zelt am Rand der erdbraunen Landschaft hingegen blickt man in die Vergangenheit. Leute der Zürcher Kantonsarchäologie graben sich in die Tiefe auf der Suche nach Spuren früherer Besiedlung, bevor die Bagger auffahren und die Aushubarbeiten für das Grossprojekt beginnen.
Siedlungsreste am Hang gefunden
Dieses liegt in einer sogenannten «archäologischen Zone», wie Ausgrabungsleiter Lukas Freitag bei einem Besuch der Stätte erläutert: «An Orten wie diesem, verkehrsgeografisch gut gelegen und am Hang, wurde schon immer gern gesiedelt.» Im Zuge der geplanten Überbauung wolle man nun abklären, ob das auch hier der Fall war.
Rund 60 Sondiergräben habe man auf dem ganzen Areal seit Mitte August ausgehoben, so Freitag. Je höher am Hang, desto interessanter wurde es aus archäologischer Sicht. Knapp 20 Meter unterhalb der Riedstrasse sei man in knapp einem Meter Tiefe auf eine mächtige Kohleschicht gestossen: «Vermutlich ein Köhlerplatz, an dem vor ein paar Jahrhunderten Holzkohle produziert wurde», vermutet der Grabungsleiter.
Noch näher an der Riedstrasse und noch etwas tiefer sind die Altertumsforscher dann auf Keramikreste und sogenannte «Hitzesteine» gestossen, welche auf Kochaktivitäten hindeuten. Hier haben Freitag und seine Männer das weisse Zelt aufgeschlagen und auf einer Fläche von rund 50 Quadratmetern genauer hingeschaut.
Abfallhalde von Menschen der Bronzezeit
Dem Laien erschliessen sich die Besonderheiten der rund eineinhalb Meter tiefen Grube nicht auf den ersten Blick. Der Archäologe zeigt auf schwarze Sprengsel, orangerote oder tiefbraune Bruchstücke und verfärbte, dicht beieinanderliegende Steine am Boden, die seine Kollegen mit kleinen Maurerkellen und Holzspachteln aus dem Erdreich puhlen: «Holzkohle, Keramikreste und Hitzesteine». Dazwischen hebt sich eine verfestigte Linie deutlich von der Umgebung ab: «Hier ist wohl ein Bach durchgeflossen.»
Für Lukas Freitag sind das eindeutige Besiedlungsspuren: «Sie stammen wohl aus der Spätbronzezeit», vermutet er, «und beweisen, dass hier Leute schon vor rund 3000 Jahren gewohnt und gearbeitet haben.» Die Zeitangaben müssten allerdings noch von weiteren Untersuchungen der gefundenen Artefakte bestätigt werden.
Aber wo sind die Häuser und Alltagsgegenstände der Bronzezeitmenschen? Wohl weiter oben am Hang, also unter und zwischen den Wohnhäusern oberhalb der Riedstrasse, vermutet der Archäologe. Die Ausgrabungsstätte habe wohl den Siedlungsrand zu Tage gebracht, eine Stelle, wo unsere Urahnen ihren Abfall – geborstene Steine von Feuerstellen und Herden sowie zerschlagene Gefässe – entsorgt haben. Auch zu diesem Punkt müssten künftige Untersuchungen mehr Klarheit bringen.
Vor Ort werden diese allerdings Ende nächster Woche abgeschlossen. Danach geht es auf dem Areal wieder um die Zukunft: Es wird mit dem Bau der Riedhöfe-Siedlung begonnen.
MARKUS KOCH