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02.10.2025 GESELLSCHAFTBlackbox 2. Säule: So sorgen Familien besser vor
Viele Familien sind in der beruflichen Vorsorge nur ungenügend abgesichert – oft aus Unwissen, wie das Raiffeisen Vorsorgebarometer 2025 zeigt. Die 2. Säule ist für fast die Hälfte der Erwerbstätigen ein ...
Blackbox 2. Säule: So sorgen Familien besser vor
Viele Familien sind in der beruflichen Vorsorge nur ungenügend abgesichert – oft aus Unwissen, wie das Raiffeisen Vorsorgebarometer 2025 zeigt. Die 2. Säule ist für fast die Hälfte der Erwerbstätigen ein Buch mit sieben Siegeln. Wer das System nicht versteht, riskiert finanzielle Nachteile – und verpasst Chancen.
Das Vertrauen in unser Drei-Säulen-System ist angeschlagen. Vor allem Jüngere zweifeln an dessen Zukunftsfähigkeit – das bestätigt das achte Raiffeisen Vorsorgebarometer. Am geringsten bleibt das Vertrauen in die 1. Säule. Dazu beitragen dürfte die 13. AHV-Rente, deren Finanzierung noch immer ungeklärt ist. Hinzu kommt, dass die AHV aufgrund des Umlageverfahrens am stärksten von der Alterung der Gesellschaft betroffen ist. Die Erwerbstätigen müssen für immer mehr Rentnerinnen und Rentner aufkommen und das stellt die Finanzierung vor Herausforderungen. Auch die 2. Säule bleibt ein Sorgenkind: Die Umwandlungssätze sinken schon seit Jahren und nach dem «Nein» zur BVG-Reform im Jahr 2024 bleiben viele Fragen ungeklärt. Diese Entwicklungen dürften mitunter dafür verantwortlich sein, dass weniger als die Hälfte der unter 50-Jährigen die berufliche Vorsorge als positiv beurteilt.
Rekordstand bei Säule 3a
Vor diesem Hintergrund wird die private Vorsorge immer wichtiger – gerade für Familien. Der Anteil erwerbstätiger Personen mit einer Säule 3a ist seit der ersten Erhebung im Jahr 2018 kontinuierlich gestiegen und liegt inzwischen bei 78 Prozent. «Wir sehen, dass immer mehr Personen Eigenverantwortung übernehmen. Vor allem bei den Jüngeren hat die Quote über die Jahre stark zugenommen», sagt Donato Blasucci, Berater Vorsorge und Versicherung bei der Raiffeisenbank Aadorf. Neben der Absicherung fürs Alter spielen dabei für über die Hälfte auch Steuerersparnisse eine wichtige Rolle.
Viele Familien haushalten mit knappen Budgets – oft ist es für sie nicht möglich, den jährlichen Maximalbetrag auszuschöpfen. Doch auch kleinere Einzahlungen können über die Zeit eine grosse Wirkung entfalten, sofern man sie nicht auf einem Konto deponiert, sondern in Wertschriftenlösungen investiert. Gut zu wissen: Ab dem Jahr 2026 sind Einzahlungen unter bestimmten Voraussetzungen bis zu zehn Jahre rückwirkend möglich. Familien können also dann in ihre Vorsorge investieren, wenn es ihre finanzielle Situation wieder zulässt. Das schliesst Vorsorgelücken und senkt die Steuerlast: «Einerseits wächst das Vorsorgeguthaben, andererseits lässt sich der einbezahlte Betrag vom steuerbaren Einkommen abziehen. Je höher das steuerbare Einkommen und je weniger attraktiv das Steuerdomizil, desto grösser ist die jährliche Einsparung», so Donato Blasucci.
Teilzeitpensen möglichst erhöhen
Weniger gross ist das Engagement der Schweizer Bevölkerung in der beruflichen Vorsorge. Das Vorsorgebarometer 2025 zeigt einen erheblichen Wissensmangel in der 2. Säule. Für fast die Hälfte der Erwerbstätigen sind die Pensionskassen eine Blackbox – zentrale Elemente werden nur ansatzweise oder gar nicht verstanden, der Pensionskassenausweis oft ungelesen beiseitegelegt. «Das birgt Risiken», warnt Donato Blasucci. «Wer wichtige Begriffe wie Altersguthaben und Einkaufsmöglichkeiten oder die Funktionsweisen der 2. Säule nicht kennt, kann sein Einkommen nach der Pensionierung kaum einschätzen und seine Vorsorge nicht gezielt planen.»
Teilzeitarbeitende sind hier besonders gefährdet – und damit viele Eltern. Nur rund ein Drittel der Teilzeitarbeitenden weiss, was der für sie zentrale Begriff «Koordinationsabzug» bedeutet. Wird dieser vollständig vom Lohn abgezogen, trifft sie das besonders stark, da sich das versicherte Einkommen überproportional verringert und so weniger Altersguthaben angespart wird. Zudem liegt die Eintrittsschwelle bei einem Jahreseinkommen von aktuell 22’680 Franken: Wer weniger verdient, ist nicht obligatorisch in einer Pensionskasse versichert und baut kein Pensionskassenguthaben auf. «Mini-Jobs und tiefe Pensen können gravierende Vorsorgelücken zur Folge haben. Wir raten Teilzeitarbeitenden, ihr Pensum zu erhöhen, sobald die persönliche Situation es zulässt», wie Donato Blasucci betont.
Wahlmöglichkeiten der Pensionskasse besser nutzen
Das Raiffeisen Vorsorgebarometer 2025 zeigt auch, dass freiwillige Wahlmöglichkeiten in der 2. Säule häufig ungenutzt bleiben – etwa höhere Sparbeiträge, Einkäufe in die Pensionskasse oder Begünstigungen im Todesfall. Fehlendes Wissen über zentrale Begriffe und Funktionsweisen der beruflichen Vorsorge könnten mit ein Grund sein, warum sich Familien der Wichtigkeit dieser Optionen nicht bewusst sind: «Wer freiwillig höhere Beiträge einzahlt, erhöht mit geringem finanziellem Aufwand sein Alterskapital und senkt gleichzeitig die Steuerlast», erklärt Donato Blasucci. Falls die finanziellen Mittel vorhanden sind, sollte zudem ein Einkauf in die Pensionskasse erwogen werden, um Vorsorgelücken zu schliessen und Steuern zu sparen. Dies ist ab dem 50. Lebensjahr besonders sinnvoll, wenn Einkommen und Steuerprogression am höchsten sind.
Die Begünstigung im Todesfall ist vor allem für Konkubinatspaare zentral, da Partner ohne Trauschein keinen gesetzlichen Anspruch auf Hinterlassenenleistungen haben. Trotzdem haben 60 Prozent der im Konkubinat lebenden Personen keine Vorkehrungen getroffen. «Unverheiratete, die ihre Familie absichern wollen, sollten ihre Pensionskasse schriftlich informieren und eine Begünstigungserklärung einreichen», hält Donato Blasucci fest. Meist müssen Paare zudem mindestens fünf Jahre zusammengelebt haben, damit eine Auszahlung erfolgt.
Beratung wird wichtiger
Das Vorsorgebarometer 2025 macht deutlich: Wahlfreiheit allein genügt nicht, wenn das notwendige Wissen für fundierte Entscheidungen fehlt. Nur wer das System versteht, kann es optimal für sich und seine Familie nutzen. «Positiv ist, dass immer mehr Menschen Unterstützung in Form von Beratung suchen», sagt Donato Blasucci. «So lassen sich Vorsorgelösungen besser an die Verteilung der Erwerbsarbeit in der Familie anpassen, finanzielle Nachteile im Alter vermeiden und nicht zuletzt Steuern sparen.»
Mehr Informationen zur Vorsorge für Familien finden Sie unter:
www.raiffeisen.ch


