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14.06.2025 Region«Viva la vida»
Die diesjährigen Aadorfer Konfirmandinnen und Konfirmanden haben das Thema «Viva la vida» gewählt. Dieses Lied der Band Coldplay ist ein Loblied auf das Leben und möchte uns immer wieder vor Augen führen: «Leben ...
«Viva la vida»
Die diesjährigen Aadorfer Konfirmandinnen und Konfirmanden haben das Thema «Viva la vida» gewählt. Dieses Lied der Band Coldplay ist ein Loblied auf das Leben und möchte uns immer wieder vor Augen führen: «Leben lohnt sich».
Moment, halt – denken jetzt vielleicht manche. Leben lohnt sich doch nicht immer. Das Leben hat Höhen und Tiefen. Die Höhepunkte haben wir gerne, geniessen sie. Und es gibt in jedem Leben auch Tiefpunkte: Enttäuschungen, Verletzungen, Leid, Schmerzen, Trauer.
Lohnt sich dann das Leben so aufs Ganze gesehen wirklich? Kann man einfach so sagen: «Viva la vida» – Es lebe das Leben!
Schon vor 2500 Jahren hat sich der sogenannte «Prediger» oder «Kohelet» diese Frage gestellt. Er ist nämlich total frustriert, weil er feststellt: Vieles im Leben ist mühsam und jedes Leben läuft zwangsläufig auf den Tod hinaus. Von wegen «es lebe das Leben». Das Leben hat doch überhaupt keinen Sinn.
Mit dieser Einstellung beginnt er sein Buch. Und dann macht er sich auf den Weg, seine Einstellung kritisch zu hinterfragen. Bis er schliesslich zu der Erkenntnis kommt: «Alles hat seine Zeit.» (Koh 3)
Der Prediger benennt zunächst Geburt und Sterben, also die Spannweite jedes einzelnen Lebens. Am Schluss die ganz grossen Worte: Lieben und Hassen, Krieg und Frieden: die Pole des Schönen und des Furchtbaren, zwischen denen sich unser ganzes Leben bewegt.
Die mittleren Verse benennen deshalb auch so ziemlich all das, was uns Menschen im Leben widerfahren kann. Dabei wird die Reihenfolge variiert: Mal kommt das Glückliche, das Lebensförderliche, das Helle zuerst und das Lebenswidrige, das Schmerzliche, das Dunkle als zweites. Manches Mal ist die Reihenfolge aber auch umgedreht, vom Weinen zum Lachen, vom Klagen zum Tanzen.
Mal so, mal so – wie im wirklichen Leben.
Der ganze Text ist von diesem gleichmässigen Rhythmus, dem Hin und Her geprägt. Dieses Gleichmass, dieser Rhythmus verleiht diesem Gedicht vom Leben etwas sehr Tröstliches:
Alles hat seine Zeit. All das gehört zum Leben dazu. Es gibt gute Zeiten, es gibt schwierigere Zeiten. Erwarte also nicht nur die guten Zeiten. Aber lass dich auch nicht von den schwierigen Zeiten unterkriegen – es wird nicht ewig so bleiben. Nun – nach diesem wunderschönen Gedicht – hat er sich eine ganz neue Erkenntnis erarbeitet: «Alles hat Gott so gemacht, dass es schön ist zu seiner Zeit. (…) Nur kann der Mensch das alles nicht begreifen, was Gott von Anfang bis Ende tut.»
Kohelet möchte uns ermutigen, unser Leben als Geschenk Gottes zu sehen, anzunehmen und zu gestalten. Die Freude am Leben darf mit ganz Alltäglichem und Lebensnotwendigem beginnen, mit Essen und Trinken. Denn auch das Geniessen ist ein Geschenk Gottes. So wie unser gesamtes Leben.
STEFFEN EMMELIUS, PFARRER EVANGELISCHE KIRCHGEMEINDE AADORF-AAWANGEN
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